Hamburg. Wenn du willst, dass es gut wird, mach es selbst: Mit ihrem Start-up Unmilk bietet Jennifer Schäfer eine Alternative zu Kuhmilch.

Getränke aus Soja, Hafer oder Mandeln gibt es viele. Doch Jennifer Schäfer (29) war keines gut genug. Zu penetrant sei der Geschmack, zu hoch der Wasserverbrauch oder es fehlten Nährwerte und Proteine. Kein Produkt überzeugte Schäfer – bis sie selbst aktiv wurde und ein Start-up gründete.

Im Juli 2020 brachte sie ein Getränk auf den Markt, das ihren Ansprüchen genügt: den veganen Unmilk-Proteindrink in den Sorten Schoko, Caffè und Spicy Vanilla. In Schäfers Büro in Ottensen steht ein Kühlschrank voll mit ihren Trinktütchen. Sie enthalten Hafer und Erbsen. „Das ist besser für die Umwelt, die Tiere und den Planeten“, sagt sie. Pro Kilo Erbsenprotein würde exakt 21-mal weniger Kohlenstoffdioxid (CO2) freigesetzt und zehnmal weniger Wasser verbraucht als bei Kuhmilch.

Bio-Label steht aufgrund der Erbsenproteine noch aus

Es ginge noch umweltfreundlicher: Doch ein Bio-Label für das Produkt gibt es noch nicht. Der Grund: Erbsenprotein werde in Europa nicht in Bioqualität hergestellt, so Schäfer. Und aus Asien möchte die Gründerin ihren Rohstoff nicht beziehen.

Eine Packung Unmilk mit 330 Millilitern kommt auf 20 Gramm Protein. Zuckerzusätze oder Süßungsmittel bleiben draußen, Hafer sorgt für die Süße. Der Geschmack entsteht durch Kakao, Arabica-Kaffee oder Vanille, Pfeffer, Zimt und Ingwer. Da das Pflanzengetränk vor allem Veganer anspricht, enthält es auch die Vitamine B12 und D, die primär in Fleisch vorkommen.

Getränke erhalten Top-Bewertungen

Im Juli verkaufte Schäfer ihre ersten Produkte. Zunächst stellte sie 8000 Tütchen her, die nach fünf Tagen ausgekauft waren. Seitdem ist viel passiert: Die Gründerin entwarf ihren Onlineshop auf www.unmilk.com – und dort beurteilten die Kunden sie anfangs mit fünf von fünf Sternen. Zu der Zeit liefen Gespräche mit der Drogeriekette Rossmann.

Aus Furcht, die Top-Bewertungen sähen aus wie gekauft, bewertete Schäfer selbst ihr Sortiment gegenüber Rossmann nur mit vier Sternen. Das Geschäft mit der Drogeriekette kam zustande. Seit Monaten nun werden die drei Sorten in nahezu allen Rossmann-Filialen angeboten. Eine Portion kostet 2,49 Euro.

Umsätze im Januar durch Neujahrsvorsätze besonders hoch

Im vergangen Jahr hat Schäfer nach eigenen Angaben einen Umsatz in sechsstelliger Höhe gemacht – und der Januar 2021 lief besonders gut. „Ich merke schon jetzt, dass sich die Proteindrinks am Anfang des Jahres besser verkaufen. Das liegt an den guten Vorsätzen zu mehr Sport und einer veganen Ernährung.“

Die Erlöse könnten bald weiter anziehen: Denn das Start-up will auch ein Getränk ohne Beigeschmack in einer Ein-Liter-Packung anbieten. Vegane Alternativen zu Joghurt und Käse sollen folgen. Entsprechend rechnet die Gründerin für das laufende Jahr schon mit siebenstelligen Umsätzen.

"Milk" könnte zum Rechtsstreit führen

Doch ein europäisches Gesetz könnte für die Marke womöglich zum Pro­blem werden: Unmilk enthält das englische Wort für Milch – und dies ist ein geschützter Begriff. Der Europäische Gerichtshof urteilte 2017, dass Milch nur aus Eutern kommen kann. Pflanzliche Produkte dürften diesen Namen nicht tragen, weil die Verwechslungsgefahr für Kunden zu groß sei.

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„In meiner Welt gibt es keinen Grund, dass ein Produkt von Unmilk den Konsumenten verwirren könnte“, sagt Schäfer. Zumal vegane Wurst auch als Wurst verkauft werden dürfe. Schäfer ist davon überzeugt, einen möglichen Namensstreit zu gewinnen. Mehr noch: Sie glaubt daran, dass ihr Start-up den Markt erobern und die Alternative zu Kuhmilch wird.