Hamburg. Marktkenner sagen für 2021 gute Sparchancen voraus. Händler wie Pfohe und Petschallies sprechen von interessanten Angeboten.

In der Corona-Krise meiden viele Menschen Busse und Bahnen und steigen dafür häufiger ins eigene Auto, um Kontakte zu vermeiden. Andererseits bleiben etliche Wagen in der Garage, weil Mitarbeiter daheim vor dem Computer sitzen und nicht mehr ins Büro pendeln.

Zudem ist für viele Familien der Urlaub ausgefallen und damit die Fahrt ins Ferienhaus. Verliert oder gewinnt das eigene Auto an Attraktivität, zumal die Pandemie auch so manche Diskussion über klimafreundlichen Verkehr verdrängt – und wie wirkt sich das auf die Preise für Neu- und Gebrauchtwagen aus?

Eine Sparchance haben Auto­haus-Kunden bereits verpasst. Die Mehrwertsteuer ist nach der befristeten Senkung 2020 wieder erhöht worden. Im vergangenen Herbst konnten Schnäppchenjäger bei einem Fahrzeug für 50.000 Euro allein durch die geringere Steuer noch eine Ersparnis von mehr als 1000 Euro erzielen, doch dieser Kaufanreiz fällt neuerdings weg.

Autohändler: Experte rechnet mit mehr Lockangeboten

Dennoch dürften die Händler in diesem Frühjahr mit neuen Lockangeboten um die Kunden buhlen. Mit „leicht höheren“ Rabatten rechnet Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer im gerade angelaufenen Jahr. Die Hersteller hätten sich 2020 trotz Corona-Krise mit Zugeständnissen an Kunden zurückgehalten. Eine Folge seien geringe Auftragsbestände.

Automobilexperte Prof. Ferdinand Dudenhöffer rechnet mit mehr Rabatten.
Automobilexperte Prof. Ferdinand Dudenhöffer rechnet mit mehr Rabatten. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

„Mit dem jetzigen Lockdown und der alten Mehrwertsteuer wird die Lage in den nächsten Monaten für Autobauer und Händler noch härter“, begründet Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research (CAR) in Duisburg, seine Einschätzung. „Wir gehen davon aus, dass nach den Zwangsschließungen und zum Frühjahr wieder verstärkt Verkaufsförderungsprogramme in den Markt kommen“.

Aus dem Hamburger Autohandel kommen ähnliche Signale. Zwar bringe die politische Strategie im Bereich der Energiewende mit notwendigen Zusatz­einbauten wie Batterien und aufwendigen Katalysatoren auch im Jahr 2021 Preiserhöhungen im Markt, sagt Thomas Reher aus der Verkaufsleitung von Hugo Pfohe. Doch diese würden dann wieder durch Sonderaktionen im Handel ausgeglichen.

Reher nennt als Beispiele Angebote mit null Prozent Zinsen. „Das wird sicher nicht unendlich so funktionieren, aber im laufenden Jahr wird es wieder sehr interessante Angebote geben“, ergänzt der Verkaufsleiter des Händlers mit Marken wie Ford, BMW, Mini, Jaguar und Land Rover.

Auslieferung von Neu- und Gebrauchtwagen wegen Corona schwierig

Ohnehin haben es die Autohändler schwer, denn seit dem 16. Dezember haben die Betriebe, die sich in Hamburg etwa am Friedrich-Ebert-Damm und am Nedderfeld ballen, weitgehend geschlossen. Die Auslieferung von bereits gekauften Neu- und Gebrauchtwagen ist im Lockdown nur teilweise möglich.

Um den Bestand abzubauen und die Werke auszulasten, dürfte es Aktionen des Herstellers mit guten Konditionen geben, sagt Verkaufsleiter Steffen Bösche von Petschallies. Bei dem VW-Autohaus mit Standorten in den Walddörfern und in Ahrensburg heißt es, dass im Lockdown glücklicherweise zumindest der Service mit fast normaler Auslastung laufe. „Wir betreuen etwa die Post und viele Ärzte“, sagt Serviceleiter Thomas Kröning. „Und diese Kunden sind ja weiterhin auf ihre Fahrzeuge angewiesen“.

Im vergangenen Jahr liefen die Geschäfte in Deutschland für die Autohäuser durchwachsen. Der Verkauf wurde vor allem von Gebrauchtwagen angekurbelt, Neuwagen dagegen entwickelten sich teilweise zu Ladenhütern. Besonders günstige Konditionen suchten Autokäufer oft vergeblich. So erreichte die Zahl der Tageszulassungen im Herbst kurz vor den Zwangsschließungen nicht gerade Rekord-Niveau.

Die Quote der Eigenzulassungen lag im Oktober laut einer Studie des CAR-Instituts bei 26,5 Prozent sämtlicher Zulassungen, ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Die Autos mit Tageszulassungen werden üblicherweise als Vorführ- oder Lagerwagen mit deutlichen Preisnachlässen von rund 25 Prozent in den Markt gedrückt. Doch diese „teure Art der optischen Marktanteils-Verbesserung scheint mehr und mehr zum Auslauf-Modell zu werden“, sagt Dudenhöffer.

Emissionsarme Autos sind derzeit besonders gefragt

Zuletzt legten besonders die Verkäufe bei den emissionsarmen Fahrzeugen stark zu, die mit Blick auf die Klimaziele bezuschusst wurden. Viele Modelle, etwa bei VW, waren wegen des großen Interesses sogar ausverkauft und oder sind nur mit Wartezeiten von mehr als einem Jahr zu bekommen.

Für Freunde klimaverträglicher Fahrzeuge gibt es auch 2021 wieder Anreize. Beim Autogipfel im November wurde beschlossen, dass die Innovationsprämie für Elektro- und Hybridautos bis ins Jahr 2025 verlängert wird. Der Bund wird dafür weitere finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. Die sogenannte Doppelförderung für Elektroautos soll außerdem wieder möglich sein. Das bedeutet, dass man den staatlichen Umweltbonus mit anderen Fördermaßnahmen kombinieren kann. Die Ersparnis erreicht so schnell die Summe von 10.000 Euro.

Homeoffice: Firmen verkleinern ihre Fuhrparks

Im Volkswagen-Handel ist man allerdings überzeugt, dass die Nachfrage nach Autos derzeit nicht wieder ein so hohes Niveau erreichen kann wie im Vorkrisenjahr 2019. „Sehr viele Leute arbeiten längerfristig im Homeoffice, Vertreter fahren nicht mehr so viel, Tagungen fallen aus“, begründet Dirk Weddigen von Knapp, Vorsitzender des Volkswagen- und Audi-Partnerverbands, seine Prognose. Dadurch sinke die Kilometerleistung und Firmen verkleinerten ihre Fuhrparks.

Auch die Klimadiskussion begrenze die Zahl der Neuwagen: „Die Unternehmen wollen ihren CO2-Abdruck verringern und stellen ihren Mitarbeitern häufiger E-Bikes zur Verfügung“, beschreibt Weddigen von Knapp die Tendenz, mit der die in seinem Verband zusammengeschlossenen 1200 VW- und Audi-Händler konfrontiert sind.

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Die Händler, die nach Verbandsangaben 90 Prozent des VW-Umsatzes erzielten, müssten außerdem einen Markt bearbeiten, der stark vom Sinneswandel in der Gesellschaft beherrscht werde: Zum einen existiere eine Kaufunlust junger Leute bei Autos, zum anderen verteuere die Verkehrspolitik etwa das Parken in Metropolen, sodass das Privatfahrzeug für viele Großstädter unattraktiv werde. Es gelte, durch neue Angebote wie Autowäsche, Reifeneinlagerung oder einen mobilen Reparaturservice Kunden an sich zu binden, sagt Weddigen von Knapp.

Händler geraten bei Auto-Abos unter Preisdruck

Wie hart der Wettbewerb und wie hoch die Anforderungen an die Firmen sind, haben jüngst die VW- und Audi-Betriebe Wichert und Tiedtke erfahren, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind und aufgeben mussten. Aber auch mit neuen Geschäftsmodellen geraten die Händler schnell unter Preisdruck. So hat das CAR-Institut in einer Studie ermittelt, dass Auto-Abos, die Kosten für das Fahrzeug inklusive Versicherungen und Steuer zum fixen Monatspreis abdecken, ebenfalls hohe Nachlässe beinhalten.

Beispiele sind Abo-Modelle bei Ford, Seat oder Toyota, die Rabatte von mehr als 20 Prozent bieten. Dudenhöffer lobt die Angebote, bei denen der Kunde neben der monatlichen Miete nur noch die Treibstoffkosten trägt: „Kurze Laufzeiten von sechs oder 12 Monaten reduzieren das Risiko weiter und man hat einen wirklich günstigen Neuwagen“.