Hamburg. Studie zeigt: Hamburgs City ist von der Shopping-Krise stärker betroffen als andere Städte. Wo die Einbußen besonders hoch sind.

Am Sonnabend vor dem 1. Advent schien es zumindest zeitweise so, als könnten die Inhaber der Geschäfte in der Hamburger Innenstadt vielleicht doch noch auf ein halbwegs ordentliches Weihnachtsgeschäft hoffen.

Vor manchen Ladentüren reihten sich am Nachmittag Schlangen von Menschen, die auf Einlass warteten, Passanten in den großen Einkaufsstraßen fiel es bisweilen schwer, den Corona-Sicherheitsabstand zu halten. War die Lust der Hamburger auf einen Shoppingbummel trotz allem womöglich zurückgekehrt?

Lukratives Weihnachtsgeschäft? Der Anschein hat getrogen

Eine Auswertung von Daten durch das Hamburger Maklerunternehmen Engel & Völkers gibt nun eine eindeutige Antwort: Nein! Der Anschein hat getrogen. Tatsächlich waren nur etwa halb so viele Menschen wie früher in den Einkaufsstraßen unterwegs.

„Der Lockdown light hinterlässt deutliche Spuren in den deutschen Top-Einkaufsstraßen. Im Vergleich zum Sonnabend vor dem ersten Advent 2019 sind die Passanten-Frequenzen um durchschnittlich 48 Prozent zurückgegangen“, sagt Analystin Miriam Siegert von Engel & Völkers Commercial nach der Auswertung von Daten der Firma Hystreet.com.

Lasergeräte zählen die Passanten

Sie erfasst mittels Laser-Messgeräten, wie viele Menschen in Fußgänger­zonen und Geschäftsstraßen unterwegs sind. Am vergangenen Sonnabend wurden dabei in bundesweit 99 solcher Einkaufsmeilen zwischen 10 Uhr vormittags und 20 Uhr am Abend insgesamt 3.059.750 Passanten gezählt, das waren knapp drei Millionen weniger als am Sonnabend vor dem 1. Advent ein Jahr zuvor (5.842.970). Nachmittags zwischen 15 und 17 Uhr waren dabei jeweils die meisten Menschen unterwegs, doch danach verödeten die Straßen und Bürgersteige zusehends.

Die Daten zeigen auch: In den beliebtesten Hamburger Einkaufsstraßen war der Schwund sogar überdurchschnittlich groß. So wurden in der Spitalerstraße mit 5241 pro Stunde 50,5 Prozent weniger Menschen gezählt. Auf dem Jungfernstieg brach die Zahl gar um annähernd zwei Drittel (minus 62,1 Prozent) ein – und damit so stark wie in nur wenigen anderen der 99 ausgewerteten Straßen. Am Neuen Wall (minus 55,9 Prozent) und in den Großen Bleichen (minus 48,5 Prozent) waren die Einbußen nicht ganz so groß.

Einkaufen statt Shoppingbummel

Wenn nur noch weniger als die Hälfte der Kunden da sind, heißt das zwar nicht automatisch, dass sie auch nur die Hälfte des Geldes in den Geschäften lassen, doch die Einzelhandelsbranche spürt zugleich eine deutliche Veränderung im Weihnachtsgeschäft. Die Kunden würden schnell einkaufen, was sie benötigen, statt einen ausgedehnten Shoppingbummel zu unternehmen, heißt es. Zwischendurch einen Happen essen oder einen Kaffee trinken ist schließlich gar nicht möglich.

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Aus Sicht von Brigitte Nolte, der Hamburger Geschäftsführerin des Handelsverbands Nord, ist die von Kanzlerin Merkel und den Ministerpräsidenten beschlossene Verlängerung der Lockdown-Regelungen bis in den Januar hinein deshalb eine schlechte Nachricht. „Das macht die Situation für den stationären Einzelhandel noch schlimmer.“ Denn das Weihnachtsgeschäft dauere für gewöhnlich bis in die ersten Tage des neuen Jahres hinein. „Auch in dieser Zeit werden nun die so wichtigen Umsätze nicht realisiert werden können.“ Nolte fordert: Auch die Einzelhändler sollen Dezemberhilfen erhalten.