Hamburg. Suchmaschinen-Betreiber ändert Kriterien für die Auswahl. Mit Folgen. Vor allem eher veraltete Internetseiten dürften es schwer haben.
Wer in Hamburg einen Handwerker braucht, schaut heute immer seltener in die Gelben Seiten. Schnell die Begriffe „Klempner“ und „Hamburg“ auf dem Handy eingegeben, und schon ploppen die Ergebnisse auf.
Meistens werden die Betriebe in der Nähe des eigenen Wohnorts angezeigt – und diejenigen, die ihre Auftritte im Netz so gestaltet haben, dass sie den Kriterien der Suchmaschine von Google entsprechen. Schließlich entscheidet der Algorithmus des US-Konzerns darüber, ob beispielsweise Heinz Müller oder Winfried Meyer unter den ersten Ergebnissen auftauchen (wenn sie nicht eine Anzeige schalten). Bald will Google diesen Katalog von Kriterien, von dem die Auffindbarkeit etwa von Firmeneinträgen abhängt, stark ändern.
Etliche Firmen könnten ab März 2021 nicht gefunden werden
„Das wird dazu führen, dass etliche Firmen ab März 2021 nicht mehr über Google gefunden werden“, ist Frank Plümer, Geschäftsführer von Plücom Digital, überzeugt. Dieses Problem werde Betriebe mit Websites betreffen, die noch auf dem technischen Stand von vor zehn Jahren sind, ergänzt der Geschäftsführer der Hamburger Online-Marketing-Agentur.
Das habe nicht nur Folgen für die Kundengewinnung, auch potenzielle neue Mitarbeiter und Azubis dürften diese Betriebe künftig nicht mehr über das Internet finden. „Heute suchen junge Leute ihren Arbeitgeber per Smartphone“, sagt Plümer. Und für Unternehmen, die etwa als Bäckerei oder Installationsbetrieb ohnehin unter Nachwuchsmangel litten, würde sich dieses Problem verschärfen, wenn sie im Netz nicht auftauchten.
Lesen Sie auch:
- Datenschutz – Deutschlands letzte heilige Kuh
- Wie sich Hamburger Firmen auf die Corona-Krise vorbereiten
- Künstliche Intelligenz: Hamburg soll zum Leuchtturm werden
Der Grund für die drohenden Komplikationen im Internet: Bereits 2016 hatte Google seine „Mobile-first“ benannte Initiative angekündigt, wonach das Interneterlebnis auf dem Handy wichtiger wird. Kürzlich verdeutlichte John Mueller, Senior Webmaster Analyst bei Google, dass Webseiten, die nur für den Desktop gebaut sind, es im nächsten Jahr noch schwerer haben würden.
„Alles, was Sie indiziert haben möchten, muss sich auf der mobilen Seite befinden. Und der letzte Termin, auf den wir uns geeinigt haben, ist März 2021,“ so Mueller. Hintergrund der Änderung ist, dass mehr und mehr über Smartphones auf das Internet zugegriffen wird. Internetseiten, die ursprünglich auf Laptop- oder PC-Bildschirm zugeschnitten waren, sind auf dem Display oft schwer zu lesen, die Ränder abgeschnitten, die Schrift zu klein.
Google legt mehr wert auf Nutzerfreundlichkeit der Internetseite
Google bestätigt, dass die Nutzerfreundlichkeit die Suchergebnisse stärker beeinflussen wird. Grundsätzlich lässt sich der Konzern aber kaum in die Karten schauen, wenn es um die häufig geänderten Kriterien für die Auffindbarkeit von Seiten geht. Nur soviel offiziell: Nutzer sollen ab Frühjahr 2021 mehr Seiten bei Google finden, die auf ihre Geräte zugeschnitten sind, teilt der Konzern mit Blick etwa auf Handynutzer mit.