Hamburg. Der weltbekannter Flügelbauer errichtet in Hamburg ein neues Lackierhaus nach modernen Umweltstandards.
Die Planungen laufen seit fast zwei Jahren, und auch die Pandemie konnte das Millionenprojekt nicht stoppen. Mit dem symbolischen ersten Spatenstich startet Steinway & Sons am morgigen Freitag auf dem Firmengelände in Bahrenfeld den Bau eines neuen Lackierhauses.
Angrenzend an den Backsteinkomplex am Rondenbarg, wo seit 1928 Flügel und Klaviere gebaut werden, soll der moderne Produktionsbereich auf einer Fläche von 3500 Quadratmetern entstehen. Die Erweiterung war notwendig geworden, weil die Nachfrage nach den Instrumenten gestiegen ist. Zehn Millionen Euro steckt das Unternehmen mit Standorten in New York und Hamburg in den Neubau. Die Fertigstellung ist im Dezember 2021 geplant.
Steinway-Geschäftsführer: „Wir kommen gut durch das Jahr“
„Dieses Bauprojekt ist ein echter Meilenstein für unsere Mission Wachstum“, sagt Guido Zimmermann, Geschäftsführer von Steinway & Sons Europe. Er verspricht sich von der neuen Lackiererei „einen Durchbruch zur Gewinnung von zusätzlichen Kapazitäten“. In den vergangenen Jahren verzeichnete der Instrumentenbauer zweistellige Wachstumsraten.
Auch im Corona-Jahr läuft es für Steinway & Sons nach einem Einbruch während des Lockdowns im Frühjahr wieder. „Wir kommen gut durch das Jahr“, sagt Zimmermann, der seit 2017 die Geschäfte in dem Betrieb mit 500 Beschäftigten führt. Ein Grund ist die wirtschaftliche Erholung in China, wohin Steinway jedes dritte Instrument verkauft. Für das Gesamtjahr rechnet man mit einem leichten Wachstum.
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Die alte Lackiererei, einer der Kernbereiche im Produktionsprozess, war zu letzt an ihre Grenzen gestoßen. Der Neubau soll Platz für zusätzliches Personal schaffen. Außerdem will Steinway an Zulieferer ausgelagerte Arbeitsschritte zurück in die eigene Herstellung holen. Bis heute werden die Flügel und Klaviere aus 12.000 Einzelteilen fast ausschließlich in Handarbeit gefertigt.
Nachhaltiges Wirtschaften mit Lackeranlange mit Aktivkohle-Filter
Von außen ist die Lackiererei eine Halle mit einer Länge von 60 Metern und einer Höhe von 14 Metern. Technisches Highlight ist die Lackieranlage mit nachgeschalteter Aktivkohle-Filteranlage, mit der die Lösemittel-Emissionen um 85 Prozent reduziert werden sollen. Für Steinway sei der Bau ein weiterer Schritt zu nachhaltigerem Wirtschaften, mehr Umweltschutz und für bessere Arbeitsbedingungen, heißt es. Bis 2023 sollen weitere zehn Millionen Euro in Renovierungen und Erweiterungen fließen.
Während der Spatenstich für das neue Lackierhaus morgen stattfindet – wenn auch coronabedingt ohne Gäste – musste der Flügelbauer für eine andere große Präsentation komplett umplanen. Eigentlich wollte man die neue limitierte Edition Black Masterpiece im November bei einem Gala-Abend vorstellen. Stattdessen ist der Flügel nun ab morgen in der Steinway Spirio Lounge in der HafenCity zu sehen – ganz leise.
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