Mülheim. Aldi eröffnet in Mülheim eine neue Filiale. Es ist die größte der Welt. Das bedeutet allerdings keine größere Auswahl für die Kunden.
Die kleinste Filiale mit gerade einmal 402 Quadratmetern betreibt Aldi Süd in Nürnberg. Die größte der Welt will der Discounter am Samstag nahe seines Stammsitzes in Mülheim eröffnen. Mit knapp 2000 Quadratmetern ist der Laden fünfmal so groß wie der kleinste und hat annähernd doppelt so viel Verkaufsfläche wie der Durchschnitt im Unternehmen. Trotz Corona rechnet Aldi zum Start mit einem Ansturm.
Wegen Corona: Regale gut gefüllt mit Toilettenpapier
Tom Ritzdorf ist die Anspannung anzumerken. 48 Stunden vor der Eröffnung wuseln noch Horden von Handwerkern und Reinigungskräften durch die XXL-Filiale. Der Leiter Filialentwicklung bei Aldi Süd ist aber zuversichtlich, dass Samstag früh die letzten Arbeiten erledigt sein werden. Die Regale sind zum Teil schon gut gefüllt, auch mit Toilettenpapier, Mehl und Nudeln – Produkte, die in diesen Pandemie-Tagen wieder ordentlich nachgefragt sind.
„Der Umbau hat zwölf Wochen gedauert. Bei Modernisierungen ohne große bauliche Änderungen schließen wir üblicherweise nur eine Woche“, sagt Ritzdorf beim Vorab-Rundgang. Für die Vorzeige-Filiale hat sich Aldi also viel Zeit genommen. Und das nicht von ungefähr. Der Markt liegt an einem historischen Ort. Gleich hinter dem Flachbau steht die Kaffeerösterei des Unternehmens. Auf dem Gelände war auch die erste Hauptverwaltung von Aldi Süd beheimatet, nachdem man sich im Jahr 1961 von Aldi Nord getrennt hatte.
Neue Corona-Hamsterkäufe? Nachfrage nach Klopapier steigt
XXL-Aldi dürfte die Ausnahme bleiben
Ritzdorf dämpft die Erwartungen, dass nun alle 1940 Filialen in Deutschland südlich der Ruhr auf XXL-Format getrimmt werden. „Mit 1600 Quadratmetern war der Markt schon vor der Erweiterung überdurchschnittlich groß“, sagt der Aldi-Manager. An der Mannesmannallee in Mülheim kann der Discounter aber punkten: Gegenüber und nebenan liegen in Steinwurfnähe Edeka, Media Markt, dm, Metro, Lidl, Real und einige kleinere Händler.
„Wir wollen beweglich bleiben. In Innenstädten gibt es auch Filialen, die sind nur 500 Quadratmeter groß“, erklärt Ritzdorf. Im Schnitt seien Aldi-Süd-Standorte rund 1000 Quadratmeter groß. „Die fast 2000 Quadratmeter in Mülheim sind kein Prototyp“, betont der Manager. Die Flexibilität bei der Verkaufsfläche wolle sich der Discounter erhalten.
- Lesen Sie auch: Aldi stellt in Rheinland-Pfalz ersten Aldimaten auf
Das sind die Rekord-Filialen von Aldi
Der Schwester-Discounter Aldi Nord hat seine größte Filiale unlängst in Hamburg-Altona eröffnet. Sie verfügt über 1700 Quadratmeter Verkaufsfläche – 50 Prozent mehr als der Durchschnitt bei Aldi Nord. Der höchstgelegene und zugleich südlichste Markt von Aldi liegt 720 Meter über Normal Null in Grainau an der Zugspitze. Der „Glänzendste“ mit seiner verspiegelten Außenfassade im Düsseldorf und der mit den meisten Kassen (12!) im baden-württembergischen Jestetten. Der Weltgrößte in Mülheim hat zwar nur eine Batterie von sieben Kassen, liegt damit aber immer noch deutlich über dem konzernweiten Durchschnitt von vier.
- Auch interessant: Discounter-Mode von Aldi und Lidl – Kunden stehen Schlange
Aldi braucht den Platz freilich auch, um sein von einst wenigen Hundert auf inzwischen 1700 Standard-Artikel angewachsenes Sortiment zu präsentieren. Hinzu kommt noch eine Fülle von Saisonprodukten. In der XXL-Filiale erwartet die Kunden also keine größere Auswahl, sondern vor allem mehr Platz. „Ein größerer Markt ist effizienter zu steuern“, sagt Ritzdorf und nennt ein Beispiel. In der 70 Meter langen Kühltheke haben nun mehrere übereinander gestapelte Kartons mit Joghurt-Bechern Platz. „Wir müssen nicht täglich alles nachfüllen“, so der Manager. Und für die Kunden dürfte die Wahrscheinlichkeit sinken, dass bestimmte Regale am Abend leer sind.
- Lesen Sie auch: Aldi senkt trotz scharfer Kritik die Wurstpreise
Aldi-Kräuter wachsen im kleinen Treibhaus
Zum neuen Laden-Layout, das Aldi Süd gerade ausrollt, gehört auch eine erweiterte Obst- und Gemüseabteilung, die in Mülheim direkt am Eingang platziert ist. Kräuter kommen aus einem kleinen Treibhaus des Berliner Start-up-Unternehmens Infarm. „Die Kräuter wachsen vor Ort. Wir sparen damit Transport und Wasser“, sagt Ritzdorf. Zum Thema Nachhaltigkeit gehört auch die Photovoltaikanlage auf dem Dach, deren Strom zu über 80 Prozent für den Betrieb der Filiale genutzt werde. Auf dem Parkplatz vor der Tür soll demnächst eine Schnellladestation für E-Autos in Betrieb gehen.
In der XXL-Filiale ist Aldi Süd auch für verschärfte Pandemie-Vorkehrungen gewappnet. Den Zustrom von Kunden in den Markt überwachen Sensoren, die im Eingangsbereich eingebaut sind. „Wenn das Maximum erreicht ist, werden die Mitarbeiter informiert“, sagt Ritzdorf. Die Technik nutzt der Discounter nach eigenen Angaben inzwischen in rund der Hälfte aller Filialen. Ab Montag müssen Händler laut der neuen Corona-Verordnung dafür sorgen, dass jeder Kunde zehn Quadratmeter Platz zur Verfügung hat.
- Das Virus bleibt: Neue Corona-Variante – Sorgt KP.2 für eine Sommerwelle?
- AstraZeneca: Corona-Impfstoff in der EU nicht mehr zugelassen – die Gründe
- Nach Corona: Diese Viren könnten eine neue Pandemie auslösen
- Studie: Depressionen möglich? Corona attackiert die Glückshormone im Gehirn
- Jugendliche: Was eine verfrühte Pubertät mit der Corona-Pandemie zu tun hat