Berlin. Aldi senkt seine Wurstpreise. Werben will der Discounter mit seinen Angeboten aber nicht. Die Gründe dürften auf der Hand liegen.

Schon die Ankündigung hatte für herbe Kritik gesorgt, nun zieht Aldi sie durch: die Preissenkungen von Wurst – trotz der negativen Schlagzeilen über Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen und große Corona-Ausbrüche in Schlachtbetrieben. Seit Ende vergangener Woche sind Wurstprodukte bei Aldi günstiger, wie die „Lebensmittelzeitung“ berichtet.

Die Werbetrommel rühren will der Discounter mit den Angeboten indes nicht. Zwar gibt es im aktuellen Prospekt zwar abgepackte Fleisch- und Grillprodukte im Angebot, die Preissenkungen bei den Wurstwaren kommuniziert der Discounter aber nur verhalten.

Wurstpreis-Senkung bei Aldi: Discounter verzichtet auf Werbung

Lediglich auf der Website von Aldi-Nord findet man die Angebote trotzdem. So ist der Preis verschiedener Schinken-Produkte seit vergangenem Montag um 20 Cent gesunken. Verschiedene Wurst-Aufschnitte in 200-Gramm-Packungen kosten seit diesem Montag ebenfalls 20 Cent weniger. Auf der Website von Aldi-Süd sind unter dem Punkt Preissenkungen keine Wurst- und Fleischprodukte zu finden.

Diese sehr leise Preissenkung dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit mit der öffentlichen Diskussion um prekäre Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie zusammenhängen. So waren etwa die Zustände in der Fleischindustrie in der aktuellen Folge von „Hart aber fair“ Thema. Lesen Sie hier: „Hart aber fair“: Habeck drängt Fleischindustrie in die Ecke

Aldi reduziert Wurstwaren: Scharfe Kritik an Billigpreispolitik

Der Deutsche Tierschutzbund hatte schon die Ankündigung der Preissenkung als „Billigpreispolitik“ kritisiert und das „Fehlen jeglichen Verantwortungsbewusstseins“ bemängelt. Auch der Bundesverband der deutschen Fleischwarenindustrie nannte Aldis Ansinnen seinerzeit „komplett gewissenlos“.

Zudem mischte sich auch Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in die Debatte ein. „Ein angemessener Preis ist ein Preis, von dem die Bauernfamilie leben kann, der Tierwohl und angemessene Arbeitsbedingungen möglich macht“, sagte die Ministerin damals. Lebensmittel müssten stärker mit anderen Faktoren beworben werden wie Qualität, Nachhaltigkeit, Tierwohl und Innovation. Auch interessant: Corona: Kabinett verschärft Regeln für Schlachtbetriebe

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Fallende Preise bei Wurst: Aldi begründet Schritt mit Folgen der Corona-Krise

Aldi hatte seine angestrebte Preissenkung mit dem geschwächten Fleischmarkt in Folgen der Corona-Krise begründet. Wegen verlangsamter Lieferungen in Europa und dem fehlenden Restaurant-Geschäft war unter den Anbietern weniger Schweinefleisch verkauft worden. Auf die daraus resultierenden sinkenden Preise hat Aldi nun offenbar reagiert.

Auch andere Discounter ziehen bei den aktuellen Preissenkungen von Aldi mit, wie die „Lebensmittelzeitung“ weiter berichtet. So seien auch bei Lidl die Preise reduziert worden. Demnach zieht auch die Supermarktkette Norma mit – ohne jedoch auf Werbung zu verzichten. (jkali)