Hamburg. Beim Kupferkonzern fällt im Stammwerk fast jede zehnte Stelle weg. Vorstandschef Harings schließt Kündigungen nicht aus.
Es ist ein Schritt, der seit Monaten erwartet wurde, nun wissen die Beschäftigten bei Aurubis, was auf den Standort Hamburg zukommt: Der Kupferkonzern baut in seinem Stammwerk mehr als 200 Arbeitsplätze ab. Das gab Vorstandschef Roland Harings am Donnerstag in virtuellen Mitarbeiterversammlungen bekannt.
Binnen zwei Jahren fällt demnach annähernd jeder zehnte der etwa 2500 Arbeitsplätze an der Hovestraße (Veddel) weg. Der Betriebsrat kündigte an, er werde versuchen, den Arbeitsplatzabbau „so sozialverträglich wie möglich“ mitzugestalten.
„Das Ziel ist, die Wirtschaftlichkeit und Investitionskraft von Aurubis auf lange Sicht zu gewährleisten“, begründete Harings den „schwierigen, aber richtigen“ Schritt. Bereits wenige Monate nachdem er den Posten Mitte 2019 angetreten hatte, hatte der Vorstandschef angekündigt, der Konzern werde künftig stärker auf die Kostenbremse treten. Zuvor war der Gewinn um mehr als 70 Millionen auf 191 Millionen Euro in Geschäftsjahr 2018/19 geschrumpft.
100 Millionen Euro mehr Gewinn
Vornehmlich durch dieses Kostensenkungsprogramm solle nun bis zum Beginn des übernächsten Geschäftsjahres im Herbst 2022 das Konzernergebnis „um mindestens 100 Millionen Euro“ verbessert werden, erklärte Harings jetzt. Und das soll auch durch geringere Personalkosten erreicht werden.
„Aurubis hat eine Vielzahl von Maßnahmen entwickelt, durch die das Unternehmen schlanker, vernetzter und digitaler werden soll. Mit moderneren Strukturen und Prozessen werden sich Aufgaben und Arbeitsplätze verändern – und zum Teil auch wegfallen“, so der Vorstandsvorsitzende.
Es geht dabei um knapp 210 Stellen in Hamburg. In der Konzernverwaltung sind gut 60 der 700 Arbeitsplätze betroffen. Im Werk selbst sollen in zwei Jahren etwa 145 der derzeit 1800 Jobs nicht mehr existieren.
Es könnte Kündigungen bei Aurubis geben
Eine Unternehmenssprecherin betonte gegenüber dem Abendblatt, Arbeitsplätze in der unmittelbaren Produktion von Kupfer und anderer Metalle seien nicht betroffen. Abgebaut werden solle zum Beispiel in Bereichen wie Gebäudemanagement oder Instandhaltung. Harings versicherte: „Auf die Ausbildung bei Aurubis wird das Kostensenkungsprogramm keine Auswirkungen haben.“
Erreicht werden soll das Ziel möglichst durch ein freiwilliges Ausscheiden der Mitarbeiter aus dem Unternehmen. Der Vorstandschef bekräftigte allerdings, was er dem Abendblatt bereits im Sommer in einem Interview gesagt hatte: „Betriebsbedingte Kündigungen können wir in Einzelfällen nicht ausschließen.“ Man wolle darauf aber soweit wie möglich verzichten.
Frei werdende Stellen werden am Standort Hamburg bereits seit dem Jahreswechsel nicht mehr nachbesetzt. Das Unternehmen habe eine Altersteilzeitregelung wieder aufleben lassen und die Konditionen verbessert, heißt es.
Betriebsrat kritisiert Pläne
Beim Betriebsrat gibt es ein gewisses Verständnis für die angestrebten Kostenreduzierungen. „Wir glauben, dass es grundsätzlich richtig ist, das Ergebnis zu verbessern. Und wir glauben auch, dass es richtig ist, das im angepeilten Umfang zu tun. Wir hätten uns allerdings intelligentere Lösungen gewünscht“, sagt Lothar Pfannebecker, der Vorsitzende des Hamburger Standortbetriebsrats dem Abendblatt.
Einige der am Donnerstag bekannt gegebenen Maßnahmen lehnt die Arbeitnehmervertretung komplett ab. So soll etwa die Analyse von Kupfererzproben künftig im im Aurubis-Werk im bulgarischen Pirdop erfolgen. „Das gehört zum Kerngeschäft und sollte unserer Meinung nach in Hamburg bleiben“, sagte Pfannebecker.
Andere Schritte sind aus Sicht des Betriebsrats übereilt. „Dort, wo in Verwaltung und Instandhaltung Arbeitsplätze im Zuge der Digitalisierung wegfallen, sollte sich das Unternehmen zunächst genau anschauen, ob das tatsächlich auch funktioniert. Dann kann man immer noch weitersehen.“
In der kommenden Woche sollen im Unternehmen die Verhandlungen über einen Interessenausgleich beginnen. Betriebsratschef Pfannebecker sagte: „Wir werden den Arbeitsplatzabbau nicht verhindern können, aber wir können versuchen, ihn so sozialverträglich wie möglich zu gestalten.“ Das wichtigste Ziel der Arbeitnehmervertreter: Es soll möglichst überhaupt keine Entlassungen bei Aurubis in Hamburg geben.