Hamburg. Standorte in Altona und Ottensen betroffen. Berliner Investor will die Hamburger Traditionsfirma aus der Insolvenz führen.
Die Öffnungszeiten sind verkürzt, im Schaufenster von Schuhkay 1882 in Altona kleben seit einigen Tagen Schilder, die mit Rabatten werben. „Nur für kurze Zeit, 20 Prozent auf alles.“ In dem Schuhgeschäft, dass gerade erst umgebaut worden war, ist die Auswahl drastisch reduziert. Das Angebot erinnert an Restposten. Eine Mitarbeiterin bestätigt: Am 31. Dezember soll die Filiale des Hamburger Schuhhändlers geschlossen werden.
Insgesamt stehen acht Niederlassungen und das Zentrallager in Bahrenfeld bis Ende 2020 vor dem Aus. Eine entsprechende Liste liegt dem Abendblatt vor. Betroffen ist in Hamburg auch die zum Unternehmen gehörende Tamaris-Filiale in Ottensen. Auch die Standorte in Kiel und Neumünster müssen schließen.
Schuhkay-Käufer Liebich: "Wir kämpfen um jeden Standort"
Die Geschäftsführung wollte sich auf Anfrage nicht zu den Details der Pläne äußern und verwies auf laufende Verhandlungen mit Vermietern. Der Berliner Unternehmer Steffen Liebich hatte die angeschlagene KG Schuhkay GmbH & Co. mit 30 Filialen im April gekauft, die zuvor von den Brüdern Thomas und Joachim Kay geführt worden war, und will das Unternehmen in Eigenverwaltung aus der Insolvenz führen. „Wir kämpfen um jeden Standort“, so Liebich. Das erinnert an die Schließungsliste beim Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof, die letztlich von 62 auf gut 40 Standorten reduziert werden konnte.
Bereits im November 2019 hatte Liebich, der sich auf die Übernahme und Sanierung von insolventen Firmen spezialisiert hat (u. a. Leiser, Schlatholt, Anika Schuh), auch die Hamburger Schuhhaus Kay GmbH & Co. KG übernommen, die ebenfalls unter Schuhkay firmiert Auch für dieses Unternehmen mit 24 Filialen ist Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Details zur Umsetzung der Sanierungspläne sind nicht bekannt.
Lange galt bei Schuhkay: ein Name, zwei Firmen
Ähnlich wie bei Aldi Nord und Aldi Süd gibt es auch bei Schuhkay zwei unabhängige Unternehmen, die den gleichen Markennamen mit leichter Variation verwenden: Schuhkay und Schuhkay 1882. Der Grund liegt in der Firmengeschichte des 1882 gegründeten Schuhhändlers, der 1924 unter den beiden Söhnen Herbert und Werner Kay aufgeteilt wurde.
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Für die Kunden war das nicht erkennbar, beide Marken verwendeten lange das bekannte pink-blaue Logo. Erst 2018 hatten die Brüder Thomas und Joachim Kay (aus der Linie von Herbert Kay) der KG Schuhkay GmbH&Co. einen Relaunch verordnet, um sich mit neuem Logo (Pferdekopf mit Zylinder) und modernisierten Läden als Schuhkay 1882 zu profilieren – und stärker zu unterscheiden. Nach einem erfolgversprechenden Start hatte offenbar die Corona-Krise den finanziellen Druck massiv erhöht und zu dem Verkauf geführt.
Auch der Schuhhandel leidet unter der Corona-Krise
Der stationäre Schuhhandel leidet massiv unter den Folgen der Pandemie. Laut des Branchenberichts Schuhe des Marktforschungsinstituts IFH Köln und der BBE Handelsberatung ist „für 2020 ist im Schuhmarkt mit einem Umsatzminus im mehr oder weniger deutlich zweistelligen Prozentbereich zu rechnen“.
Der Einzelhandel verlor danach allein im April fast 70 Prozent des Umsatzes. 2019 hatten die Deutschen noch 9,9 Milliarden Euro für Schuhe ausgegeben.