Hamburg. Hunderte Menschen kamen heute schwarz gekleidet in die Innenstadt. Ihre Anliegen waren aber höchst unterschiedlich.
Wer gehört zu wem? Diese Frage stellten sich vermutlich einige Passanten, die am Sonnabend durch die Hamburger Innenstadt bummelten und auf zahlreiche schwarz gekleidete Menschen trafen. Der Grund: Gleich zwei Demonstrationen, die jedoch höchst unterschiedlichen Anliegen hatten, kamen als Trauerzug daher.
Und: Auch Karstadt-Beschäftigte kamen heute in schwarzer Kleidung oder mit einem Trauerflor zur Arbeit. Die Folge: Verwechslungsgefahr.
"Querdenken"-Demo zieht in Schwarz durch Hamburger City
Am Mittag trafen sich Gegner der Coronavirus-Schutzmaßnahmen an der Mönckebergstraße und demonstrierten in der Hamburger Innenstadt. Großen Zulauf hatte die "Querdenken"-Demo jedoch nicht. Nach Angaben des Lagedienstes der Polizei nahmen rund 100 Menschen an der Veranstaltung teil.
Die Polizei verzeichnete zudem 50 Gegendemonstranten – "linke Störer", die sich lautstark bemerkbar machten und ebenfalls schwarz gekleidet waren. Die Gegendemonstration versuchte den „Querdenker“-Marsch zu stören, wie der Lagedienst der Polizei am Nachmittag mitteilte. Die Demo verlief dennoch friedlich. Zu nennenswerten Zwischenfällen kam es zunächst nicht.
Angemeldet worden war die Demo, dessen Teilnehmer einen Trauerzug inklusive Sarg bildeten, von der Organisation „Querdenken 40“, dem Hamburger Ableger der Stuttgarter Organisation „Querdenken 711“. Ursprünglich erwartet hatte der Veranstalter 350 Teilnehmer. Beerdigt wurde nach eigenen Angaben die Demokratie, die "unter großen Schmerzen (an oder mit Corona) an multiplem demokratischen Organversagen verschieden" sei.
Demo in Hamburger City: Ganz in Schwarz gegen Menschenhandel
Nur etwas später begann der "Walk of Freedom" am Hachmannplatz in der Hamburger City. Ebenfalls ganz in Schwarz gekleidet setzten rund 150 Demo-Teilnehmer ein Zeichen gegen Menschenhandel und moderne Sklaverei. Auch dieser "Trauerzug" verlief ohne Zwischenfälle.
Schwarz war auch bei den Karstadt-Beschäftigen in Hamburg heute die vorherrschende Farbe. Die Mitarbeiter der Galeria Karstadt Kaufhof wollten am Sonnabend mit zahlreichen Aktionen auf die ersten 35 Filialschließungen des Konzerns aufmerksam machen, die ihren Ausverkauf beenden und für die Kundschaft die Tore schließen.
Galeria Karstadt Kaufhof: In Hamburg drei Häuser von dem Aus betroffen
In Hamburg kamen die meisten der rund 500 Verkäufer des Warenhauskonzerns deshalb in Schwarz gekleidet oder mit einem Trauerflor an der Kleidung zur Arbeit. Dieses geschehe aus Solidarität mit den Betroffenen, aber auch aus Trauer und Wut gegen die Entscheidung der Unternehmensleitung“, sagte die Landesfachbereichsleiterin der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Ver.di), Heike Lattekamp.
In Hamburg sind drei Häuser von dem Aus betroffen, Karstadt Bergedorf, Karstadt Sports und Galeria Kaufhof in der Mönckebergstraße, wo ja schon am Mittwoch die Tore zum letzten Mal schlossen. „Eigentlich war die Schließung von Kaufhof in der Mö erst für Sonnabend vorgesehen. Deshalb haben wir gesagt, wir bleiben bei dem Aktionstag am Sonnabend, denn er findet ja bundesweit statt“, so Lattekamp.
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Scharfe Kritik an Filial-Schließungen des Warenhauskonzerns
„Die Beschäftigten haben alles getan, um die Häuser zu erhalten. Viele von ihnen werden nun wegen des Missmanagements der bisherigen Geschäftsleitung ihrer Existenzgrundlage beraubt“, kritisierte der für den Einzelhandel zuständige Ver.di-Bundesfachgruppenleiter Orhan Akman.
Scharfe Kritik äußert Akman gegenüber dem Hauptaktionär der Muttergesellschaft von Galeria Karstadt Kaufhof, der Signa GmbH: „Tausende Beschäftigte werden im Handelskonzern gekündigt. Im gleichen Atemzug hat sich der Mehrheitsanteilseigner René Benko aber ausgerechnet dieses Jahr rund 100 Millionen Euro Dividenden ausschütten lassen“, sagte er unter Berufung auf österreichische Medienberichte. Es zeige sich einmal mehr, wie unmenschlich der Finanzmarkt funktioniere: „Die Dividenden steigen, wenn Menschen ihre Arbeit verlieren. Das ist pervers“, so Akman.