Hamburg . Unternehmen hat sich über freie Büroflächen informiert. Belegschaft in Bremerhaven ist beunruhigt und tritt in unbefristeten Streik.

Bekommt Hamburg eine neue Firmenzentrale? Nach Abendblatt-Informationen liebäugelt die bundesweit bekannte Restaurantkette Nordsee damit, ihren Hauptsitz von Bremerhaven nach Hamburg zu verlegen. Das Unternehmen (372 Restaurants, 329 Millionen Euro Umsatz, 6000 Beschäftigte) soll sich schon bei der Stadt nach möglichen Büroflächen erkundigt haben.

Bereits 2019 hatte die Geschäftsführung der Belegschaft mitgeteilt, dass man den angestammten Sitz in Bremerhaven voraussichtlich verlassen werde. Nun werden die Pläne konkreter. Als Hauptgrund für den Umzug hatte das Unternehmen im vergangenen Jahr angegeben, Kosten sparen zu müssen. Erst 2016 war Nordsee mit seiner Hauptverwaltung in den Bremerhavener Fischereihafen gezogen. Der zweite Hauptsitz in Düsseldorf wurde Ende Juni geschlossen.

Zieht Nordsee-Zentrale nach Hamburg? Sorgen an der Weser

Die Beschäftigten an der Weser sind nun besorgt. Bereits in den vergangenen Monaten war es zu Arbeitsniederlegungen in der Zentrale gekommen. Seit Montag befindet man sich nun in einem unbefristeten Streik. „Wir wollen einen Sozialtarifvertrag für den Fall des Umzugs, aber der Arbeitgeber verweigert sich“, sagte Moritz Steinberger von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten dem Abendblatt.

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Für die Arbeitnehmer vor Ort sei die aktuelle Situation eine „riesige Belastung“. Sie lebten in ständiger Unsicherheit, wie es weitergeht. „Viele wissen nicht, ob sie demnächst noch ihre Rechnungen bezahlen können“, so Steinberger. Bisher gebe es nur ausweichende Antworten des Unternehmens auf die Standortfrage.

80 Mitarbeiter sind in der Hauptverwaltung tätig

Offiziell sollen in der Zentrale in Bremerhaven 120 Beschäftigte arbeiten. Darunter fielen aber auch einige Führungskräfte aus den Restaurants, so Steinberger. Tatsächlich seien in der Hauptverwaltung nur rund 80 Mitarbeiter tätig. Am aktuellen Streik würde sich davon rund die Hälfte beteiligen, was der Gewerkschafter als Erfolg bezeichnet.

Über den neuen Standort wird mittlerweile auch auf den Fluren in der Bremerhavener Hauptverwaltung diskutiert. „Es gibt zwar noch nichts Offizielles, aber wir sind uns sicher, dass es Hamburg wird“, sagte Steinberger. Wann genau die Entscheidung über den Standortwechsel fallen wird, ist derweil offen. Zunächst wollte die Geschäftsführung die Belegschaft Ende August informieren, dann wurde der September genannt, nun heißt es im Oktober.

Nordsee hält sich „Handlungsoptionen“ offen

Ein Nordseesprecher teilte auf Abendblatt-Anfrage mit, dass noch keine Verlegung des Hauptsitzes beschlossen sei. Zum Standort Hamburg wollte er sich nicht äußern. Er forderte derweil die Gewerkschaft zum Dialog auf: „Wir sind nach wie vor offen für Gespräche.“ Man sei weiter im Austausch mit dem Betriebsrat über mögliche „Handlungsoptionen“. „Sollten wir später einen Wegzug für richtig halten, werden wir einen Sozialtarifvertrag erwägen.“