Hamburg. Bessere Orientierung für Piloten, Doppelrollgasse für Airbus und Boeing: In das neue Vorfeld wurden 120 Millionen Euro investiert.
Die Baggerfahrer sind an diesem Tag auffallend gut gekleidet. Dunkler Mantel, Anzug mit Hemd und Krawatte, Lederschuhe: Hamburgs Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler und der Wirtschaftssenator haben sich in zwei Baufahrzeuge geschwungen und führen per Joystick den ersten Meißelschlag aus. Betonteile spritzen auf dem Vorfeld zur Seite.
Der Beton ist 40 bis 60 Jahre alt, mehr als sechs Millionen Flugzeuge mit einem Gesamtgewicht von 290 Millionen Tonnen rollten über die Flächen, deren Nutzbarkeit nun zu Ende geht. Der Meißelschlag symbolisiert den Startschuss für die grundhafte Erneuerung des Vorfelds. „Das ist eine Mammutaufgabe“, sagt Eggenschwiler.
Eggenschwiler und Westhagemann eröffnen neues Vorfeld am Flughafen
Die Szene ist nun mehr als vier Jahre her. Am 4. März 2016 wurden der Airport-Chef und der Wirtschaftssenator zu Bauarbeitern (zumindest für ein paar Minuten). Am Freitag waren die beiden Amtsträger erneut in Fuhlsbüttel – allerdings in neuer personeller Konstellation. Statt seinerzeit Frank Horch war nun sein Nachfolger Michael Westhagemann (beide parteilos) in der Rolle des Politikers. Das 120 Millionen Euro teure Projekt wurde pünktlich abgeschlossen. Symbolisch durchschnitten Eggenschwiler und Westhagemann ein rotes Band. Anschließend rollte eine Eurowings-Maschine auf die Fläche.
„Mit diesem Projekt haben wir in die Zukunft unseres Flughafens investiert“, sagte Eggenschwiler. Westhagemann nannte die Erneuerung des Vorfeldes einen „wichtigen Baustein für die nachhaltige und innovative Infrastruktur am Hamburg Airport“, der momentan massiv unter der Corona-Krise leidet.
Insgesamt 330.000 Quadratmeter Fläche wurden in zehn Phasen erneuert. Laut Rechnung des Flughafens entspricht das einem 17,4 Kilometer langen Autobahnabschnitt. Der Asphalt wurde abgefräst und mit Wasser bespritzt. So sollte das Entstehen von Staub verhindert werden, der die Triebwerke beschädigen kann. Der Flugverkehr lief weiter – und das sei die „größte Herausforderung des anspruchsvollen Bauvorhabens“ gewesen, so Eggenschwiler. Passagiere mussten mitunter längere Bustransfers wegen der Arbeiten hinnehmen.
Piloten sollen sich am Boden besser orientieren können
Vier neue Bodenschichten wurden aufgebaut und viele Kilometer Rohre und Kabel verlegt. Die Leitungen sollen nun in den nächsten 50 bis 60 Jahren ihren Dienst versehen. Auf 40 Zentimeter dickem Beton als oberster Schicht werden die Flugzeuge rollen. Das Vorfeld wurde neu geordnet. So entstand eine Doppelrollgasse, die im Juni 2019 in Betrieb ging. Sie ermöglicht das Aneinandervorbeirollen von zwei Maschinen der Größe Airbus A320 oder Boeing 737. Bis dato gab es eine Einbahnenstraßenregelung am Airport, sodass eine Maschine warten musste.
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Die Piloten erhalten zur besseren Orientierung ein neues Befeuerungssystem. „Follow the greens“ soll den Verkehrsfluss am Boden verbessern. Rund 1900 LED-Leuchten erstrahlen nacheinander in Grün und weisen den Flugzeugführern den Weg zur Startbahn oder Parkposition. „Das neu gestaltete Vorfeld sorgt künftig für einen effizienteren Rollverkehr“, sagte Eggenschwiler.
Kohlendioxid-Emissionen und Bodengeräusche sollen abnehmen. Die Abstellflächen fern der Terminals wurden mit einer 400 Hertz-Stromversorgung versehen, sodass die Flugzeuge dort künftig „Landstrom“ statt mobiler Generatoren nutzen können.