Hamburg. In der Kategorie Aufsteiger des Hamburger Gründerpreises wurde am 14. September das Solarenergie-Unternehmen Enerparc ausgezeichnet.
Vor mehr als 30 Jahren hielt Stefan Müller sein erstes Solarmodul in der Hand. Das war zu Beginn seines Studiums in Lübeck. „Sonnenenergie galt damals noch als spleenige, grüne Idee, eine absolute Nische“, sagt er. Der angehende Ingenieur war schon als Kind fasziniert von dem Potenzial erneuerbarer Energien. Kaum hatte er sein Diplom in der Tasche, ging er nach Namibia und baute seine erste Solaranlage mit auf – für einen Viehzüchter mitten in der Wüste.
Das Thema hat ihn nicht wieder losgelassen. Gemeinsam mit Christoph Koeppen und Frank Müllejans hat er 2008 Enerparc gegründet. Heute ist das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 250 Millionen Euro einer der ganz Großen der Branche. „Wir gehören zu den Pionieren, sind sowohl Entwickler und Errichter als auch Investor und Betreiber von solaren Großkraftwerken“, sagt der 53-jährige Vertriebsvorstand. Nun wurde das Unternehmen mit dem Hamburger Gründerpreis in der Kategorie Aufsteiger ausgezeichnet.
38 Gigawattstunden Energie jährlich
Ein paar Tage vorher sitzt Stefan Müller in der Firmenzentrale und schaut vom elften Stock des Astraturms auf die sonnenbeschienene Skyline Hamburgs. Von hier aus planen und steuern 130 der insgesamt 250 Mitarbeiter Solarprojekte in weltweit 20 Ländern. Gerade baut das Unternehmen einen riesigen Solarpark in Wasbek bei Neumünster, von dem ab Ende 2020 Solarstrom in das Stromnetz der Deutschen Bahn eingespeist werden soll. „Das ist eines der wichtigsten Projekte in Europa“, sagt Vorstandschef Koeppen.
Verleihung des Hamburger Gründerpreises 2020:
Verleihung des Hamburger Gründerpreises 2020
Bei einer Leistung von 42 Megawatt werden auf einer Fläche von 70 Fußballfeldern jährlich 38 Gigawattstunden Energie erzeugt. Das Investitionsvolumen liegt bei 25 Millionen Euro – komplett ohne staatliche Subventionen. Folgeaufträge sind in Planung.
Enerparc gehören in der Region mehr als 20 Solarkraftwerke
Schon jetzt gehören Enerparc in der Region mehr als 20 Solarkraftwerke, die unter anderem links und rechts der A7 in den vergangenen Jahren entstanden sind. Tausende Solarmodule, die Strom für mehr als 50.000 Haushalte liefern. Dabei war der Start in der Finanzkrise Anfang 2009 ein echtes Abenteuer. „Wir waren ein Team von acht Leuten, alle aus der Branche und begeistert von der Technologie“, erinnert sich Müller an Planungstreffen und Aufbruchstimmung. Das erste Enerparc-Projekt war eine Solaranlage auf dem Energieberg Georgswerder. Inzwischen hat das Unternehmen 455 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 3000 Megawatt realisiert, ein Drittel ist im Eigenbestand. Besonders stolz ist Müller auf einen Solarpark in einem UNHCR-Flüchtlingscamp in Jordanien, der 2018 mit Technikern aus dem Camp entstanden war.
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„Es gibt einen wachsenden Bewusstseinswandel in der Gesellschaft“, sagt Enerparc-Vorstand Koeppen. Bis 2030 will die Bundesregierung den Anteil an erneuerbaren Energien auf 65 Prozent erhöhen. „Dass wir ein wichtiger Teil dieser Entwicklung sind, ist ein schönes Gefühl.“ In Zukunft wollen die Hamburger den Fokus noch stärker auf Europa ausrichten. Auch ein großes Projekt in eigener Sache ist geplant: In direkter Nähe zum Elbtower baut Enerparc in der HafenCity gerade eine neue Firmenzentrale. Der Strom kommt dort ausschließlich aus der Sonne.