Hamburg. Wie Halter Geld sparen können und welche Zusatzleistungen wichtig sind. Alle Fragen und Antworten zur Versicherung von E-Autos.

Elektroautos nehmen in Deutschland Fahrt auf. Angesichts der attraktiven staatlichen Prämien von bis zu 9000 Euro für Elektroautos und bis zu 6750 Euro für Plug-in-Hybride ist das auch nicht verwunderlich. Dazu kommt eine Befreiung von der Kfz-Steuer für bis zu zehn Jahre. Mit 16.076 Neuzulassungen im August katapultieren sich die Stromer aus der Nische und erreichen einen Marktanteil bei den Neuzulassungen von immerhin 6,4 Prozent.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat beträgt das Wachstum 221 Prozent. 46.188 Hybrid-Fahrzeuge wiesen einen Zuwachs von 132,7 Prozent aus und erreichten im August einen Marktanteil von 18,4 Prozent. Das in einem nach wie vor von der Corona-Krise geschüttelten Gesamtmarkt, der im August im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent zurückging. Sparen können Käufer von Stromern nicht nur durch Prämien und Rabatte, auch die Versicherung der E-Fahrzeuge wird im Vergleich zu Verbrennern zunehmend günstiger. Doch was ist beim Versicherungsschutz der Elektrofahrzeuge wichtig? Wie hoch sind die Preisvorteile? Gibt es spezielle Tarife? Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wie muss man ein E-Auto versichern?

Ob Benziner, Diesel oder E-Auto: Eine Kfz-Haftpflichtversicherung ist Pflicht. Sie kommt für Schäden auf, die durch Benutzung des Fahrzeugs einem Dritten zugefügt werden. Da es sich bei den Stromern meist um Neuanschaffungen handelt, ist auch eine Kaskoversicherung empfehlenswert. Denn die Vollkaskoversicherung reguliert Schäden am eigenen Fahrzeug, die durch einen Unfall oder Vandalismus entstanden sind. Die Teilkasko kommt häufig für Schäden durch Brand, Blitzschlag, Hagel und Marderbisse auf.

Lässt sich ein Stromer günstiger versichern als ein Verbrenner?

Ja, viele Stromer können günstiger versichert werden als ein vergleichbarer Verbrenner. Dazu hat das Vergleichsportal Verivox für das Abendblatt die Versicherungsprämien für verschiedene Modellfälle berechnet. In die Auswahl flossen 500 Tarife von 81 Versicherern ein. In der Spitze ist der BMW i3 für eine Familie in Hamburg 34 Prozent günstiger als ein vergleichbarer Verbrenner der Marke. Abhängig von Fahrzeug und Fahrer liegt die Ersparnis beim Renault Zoe bei 25 Prozent, ebenso beim E-Golf VII und 18 Prozent beim elektrischen Corsa. „Das überrascht in zweifacher Hinsicht: Erstens kosten Elektroautos deutlich mehr als vergleichbare Benziner-Modelle. Dann wäre eine teurere Kaskoprämie zu erwarten, weil die Schadenkosten tendenziell höher sind“, sagt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. „Außerdem waren bei einer Stichprobe im Jahr 2014 die Versicherungen für Elektroautos tatsächlich noch teurer – damals um sechs Prozent.“ Aber es gibt auch Modelle, die in der Versicherung kaum günstiger sind als Verbrenner oder sogar teurer. Dazu zählen der Audi E-Tron 55 Quattro, Smart EQ ForTwo und der Nissan Leaf.

Wer sind die günstigen Anbieter?

Als günstige Versicherer erweisen sich vor allem die HUK-Gruppe, R+V24 und Condor. Die HUK-Gruppe gewähre E-Autofahrern einen generellen Nachlass von zehn Prozent, da sich umweltbewusste Kunden in der Regel auch sehr umsichtig im Straßenverkehr verhalten würden, sagt eine Sprecherin der Versicherung. Ähnliche Rabatte gibt es auch bei anderen Versicherern wie etwa Verti und der Allianz. Es ist so nicht verwunderlich, dass die Tarife von HUK Coburg und HUK24, einem an sich schon günstigen Kfz-Versicherer, sehr häufig unter den fünf günstigsten Angeboten liegen, die jeweils die Basis für die in der Grafik ermittelten Durchschnittswerte bilden. Es handelt sich bei den Tarifen nicht um Basis-Tarife, die meistens gewisse Versicherungslücken enthalten. Bei den Tarifen gibt es keine Werkstattbindung, und auch grobe Fahrlässigkeit ist versichert. Außerdem ist eine Mallorcapolice enthalten. Sie bedeutet, dass die in Deutschland abgeschlossene Kfz-Haftpflichtversicherung auch dann greift, wenn der Versicherungsnehmer mit einem Leihwagen im Ausland einen Schaden herbeiführt. Die mit dem Mieten des Leihwagens im Ausland abgeschlossene Haftpflichtversicherung beinhaltet in der Regel eine deutlich geringere Deckungssumme, die häufig nicht ausreichend ist.

Grafik E-Auto
Gibt es spezielle Tarife für E-Autos?

Viele Kfz-Versicherer berücksichtigen Elektroautos bislang nicht extra. „In sehr vielen Bedingungen tauchen Begriffe wie Akku oder Hochvolttechnik gar nicht auf“, sagt der unabhängige Versicherungsmakler Peter Bieger. Wenn jedoch der Akku beispielsweise aufgrund einer Beschädigung am Unterboden getauscht werden müsse, greife die Herstellergarantie nicht. Ob und wie viel der Kosten dann die Vollkaskoversicherung übernehme, bleibe bei vielen Anbietern unklar, sagt Bieger. Kurzschlussfolgeschäden an der Verkabelung und angrenzenden Aggregaten seien oft nur unzureichend abgedeckt. Auch die Entsorgung eines beschädigten Akkus nach einem Totalschaden ist häufig nicht versichert, wie eine Übersicht des Maklers auf seiner Internetseite zeigt.

„Eine wichtige Rolle spielen die Typ- und Regionalklasse sowie die Schadenfreiheitsklasse (SF) des Versicherungsnehmers“, sagt Christian Weishuber von der Allianz. Statt spezieller Tarife für Elektroautos setzen die Versicherer eher auf Zusatzleistungen. So bietet die Allianz eine Allgefahrendeckung für die Batterie an, versichert den Diebstahl des Ladekabels oder Überspannungsschäden. „Außerdem gewähren wir auf alle Elektro- und Hybrid-Modelle einen Rabatt von 20 Prozent auf die Versicherungsprämie“, sagt Weishuber. Bei Verti gibt es bei Abschluss der Police bis zum 30. September den Schutzbrief für E-Fahrzeuge gratis dazu. Mit dem ist der Fahrer nicht nur gegen Marderbisse, sondern auch bei Kurzschluss- und Überspannungsschäden am Akku rundum abgesichert. Außerdem ist im Schutzbrief das Abschleppen mit leeren Batterien enthalten.

Was ist wichtig, wenn ein Elektroauto versichert wird?

Entscheidend ist, dass der Akku umfassend im Versicherungsschutz integriert ist. „Aus unserer Sicht ist eine Allgefahrendeckung für die Batterie ganz wichtig“, sagt Kerstin Becker-Eiselen von der Verbraucherzentrale Hamburg. Bei der Allgefahrendeckung geht es darum, dass Bedienfehler beim Laden mitversichert sind oder wenn die Batterie anderweitig beschädigt wird. „Zudem sollten Schäden durch Brände am Fahrzeug, unter anderem im Zusammenhang mit Abschleppvorgängen, im Tarif eingeschlossen sein“, sagt die Versicherungsexpertin.

„Bei einer stichprobenhaften Durchsicht von Versicherungsbedingungen ist uns aufgefallen, dass bisher wenige Anbieter solche Zusätze in den Bedingungen haben.“ Ein E-Auto abzuschleppen, ist komplizierter als bei Verbrennern und erhöht das Risiko von Schäden am Antrieb. Auch eine möglichst lange Neuwertentschädigung von 24 oder 36 Monaten ist empfehlenswert. Wenn die Batterie nur gemietet oder geleast ist, muss sie nicht mitversichert werden.

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Wie lässt sich generell bei der Kfz-Versicherung sparen?

Die meisten Hamburger fahren noch einen Verbrenner. Mit einem Wechsel des Tarifs beim bisherigen Versicherer oder einem Anbieterwechsel lässt sich aber auch sparen. Die Zeit dafür ist günstig. Für gewöhnlich laufen Kfz-Versicherungen zum Ende des Jahres aus und verlängern sich bei nicht erfolgter Kündigung um weitere zwölf Monate. Da die meisten Anbieter eine Kündigungsfrist von einem Monat festsetzen, muss Ihr Kündigungsschreiben spätestens am 30. November im Briefkasten des Versicherers landen. Vorher sollte man sich aber eine neue Police gesichert haben. Internetvergleichsportale wie Verivox oder Check24 helfen dabei.

Wie werden sich die Preise entwickeln?

In diesem Jahr deutet die Entwicklung bisher nicht auf einen Preiskampf der Anbieter hin. Trotz sinkender Schadenzahlen während der Covid-19-Krise sind die Preise für Kfz-Versicherungen gegenüber dem Vorjahr konstant geblieben. „Aber die entscheidenden Wochen liegen im Oktober und November, wenn die Anbieter um die Kunden kämpfen, die ihre Kfz-Versicherung wechseln wollen“, sagt Wolfgang Schütz von Verivox.