Hamburg. Finanzchef Oliver Gatzke geht zum 31. August. Innerhalb der nächsten zwei Jahre will die Ex-HSH umziehen. Neugeschäft bricht ein.
Erst erläuterte Oliver Gatzke am Donnerstag noch wie gewohnt die neuesten Geschäftszahlen der Hamburg Commercial Bank (HCOB). Dann erwähnte der Finanzvorstand fast beiläufig, dass er zum 31. August das Unternehmen verlässt – „aus persönlichen Gründen“. Nach rund acht Jahren Tätigkeit für das Geldhaus sei es an der Zeit, neue Wege zu gehen. Gatzke (52) will nach eigenen Worten aber auch seinen Beitrag dazu leisten, dass die Führungsstrukturen „an das neue Format der Bank angepasst werden können“.
Vom Aufsichtsrat hieß es dazu, die Beendigung des Vorstandsmandats erfolge auf Wunsch von Gatzke „im besten gegenseitigen Einvernehmen“. HCOB-Chef Stefan Ermisch erklärte zwar, man werde sehr bald einen neuen Finanzvorstand benennen, die Position werde intern besetzt. Gatzke ergänzte aber, mit Blick auf das Verhältnis der Vorstands-Kopfzahl – derzeit sind es sechs Mitglieder – zur gesamten Personalstärke erscheine es „ratsam, die Bank perspektivisch mit einem etwas kleineren Vorstand zu führen“.
Tatsächlich waren jedoch erst im vorigen Jahr zwei Manager aus dem Umfeld des Großaktionärs, des US-amerikanischen Finanzinvestors Cerberus, in den HCOB-Vorstand eingezogen, obwohl sich die frühere HSH Nordbank mitten in einem drastischen Personalabbau befindet: Die Zahl der Vollzeitkräfte soll von 1482 zum Ende des Jahres 2019 auf nur noch 720 im Jahr 2022 schrumpfen. Aktuell hat die Bank 1215 Vollzeit-Beschäftigte, davon etwa zwei Drittel in Hamburg.
Gebäude am Gerhart-Hauptmann-Platz soll verkauft werden
Sie werden allerdings innerhalb der nächsten zwei Jahre an einen anderen Standort in der Hamburger Innenstadt umziehen, wie Ermisch sagte. Noch vor Ende 2020 wolle man das Gebäude am Gerhart-Hauptmann-Platz, in das die damalige Hamburgische Landesbank bereits in den 1970er-Jahren einzog, verkaufen. Ermisch versteht den Ortswechsel auch als „Signal, dass die Bank sich verändert“. Nach seiner Auffassung könnte der Schrumpfungsprozess des Instituts durchaus ein Vorbild für die Branche in Deutschland sein. Eine Restrukturierung erscheine auch bei anderen Banken „überfällig“.
Für das erste Halbjahr 2020 weist die HCOB einen Gewinn von 71 Millionen Euro vor Steuern aus, im Vorjahreszeitraum hatte man 96 Millionen Euro verdient. Der Rückgang sei vor allem durch eine deutlich erhöhte Risikovorsorge zu erklären, so Ermisch: „Wir ziehen uns sehr warm an.“
Dabei sei die HCOB im Firmenkreditgeschäft nur in geringem Ausmaß in Branchen wie dem Automobil- und Maschinenbau, die stark unter der aktuellen Krise leiden, vertreten. Der Anteil der Schifffahrt beträgt aktuell noch zwölf Prozent der Bilanzsumme von 42 Milliarden Euro. Dieses Geschäft sei inzwischen insgesamt wieder in „sehr gesunder Verfassung“, sagte der Bankchef. Die Bilanzsumme soll bis 2022 auf rund 30 Milliarden Euro sinken. Zum Vergleich: Die Haspa kommt auf 46,6 Milliarden Euro. Das Neugeschäft der HCOB nahm im ersten Halbjahr um 61 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro ab. „Die Nachfrage ist geringer geworden, und wir sind vorsichtiger geworden“, sagte Ermisch. Dafür sei aber die Gewinnmarge aus dem Neugeschäft heute deutlich höher als früher.
Für 2020 peilt die Bank etwas mehr Gewinn an als die 77 Millionen Euro vor Steuern im Vorjahr.