Hamburg. Immer mehr Hamburger lagern Gold und andere Wertsachen außerhalb der eigenen vier Wände. Was sie beachten müssen.
Viele Hamburger investieren ihr Geld in vermeintlich wertbeständige Goldbarren und -münzen. „Unsere Kunden kaufen aktuell mehr Gold als während der Finanzmarktkrise 2008“, sagt Stefan Rose, Leiter des Edelmetallhandels bei der Hamburger Sparkasse. Doch ein Goldschatz muss auch sicher verwahrt werden. Alter Familienschmuck, Edelmetalle, wertvolle Briefmarken oder wichtige Dokumente können in einem Schließfach sicher aufbewahrt werden.
Manche Kunden denken sogar daran, Bargeld dort zu deponieren, weil immer mehr Geldinstitute Negativzinsen erheben. Aber was genau kostet ein Schließfach? Sind die Gegenstände darin versichert? Was gilt es bei der Schließfachwahl unbedingt noch zu beachten? Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wie ist aktuell die Nachfrage nach Schließfächern?
Alle Anbieter bestätigen eine seit Jahren steigende Nachfrage nach Schließfächern. „Wir haben eine Erweiterung und einen neuen Standort im Blick“, sagt Dieter Miloschik von der Sparda Bank Hamburg. In den vergangenen Jahren wurde bereits der Standort Hamburg-Niendorf um mehr als 400 Schließfächer erweitert. Auch der Hamburger Anbieter sicheres-schliessfach.de plant eine Erweiterung seiner Anlage. In Blankenese hat die Hamburger Volksbank jetzt erstmals einen Standort, an dem die dortigen 700 Schließfächer auch außerhalb der Öffnungszeiten der Genossenschaftsbank genutzt werden können.
Der Edelmetallhändler Degussa hat gerade seine Schließfächer am Ballindamm mehr als verdoppelt, ist aber wenig auskunftsfreudig. Von insgesamt 13 Fragen des Abendblatts wurden lediglich vier beantwortet. Meist hieß es: „Die Degussa Goldhandel macht aus Gründen der Sicherheit und Diskretion keine Angaben.“ Deshalb kann der Anbieter auch nicht in der Marktübersicht erscheinen.
Welche Vor- und Nachteile hat ein Bankschließfach?
„In einem Bankschließfach sind alle Gegenstände vor Diebstahl, Wasser- oder Brandschäden besser geschützt“, sagt Kathleen Altmann vom Bundesverband deutscher Banken. Doch praktisch ist das nur, wenn man diese Dinge nicht häufig zur Hand nehmen will, denn das Schließfach ist meist mehrere Kilometer entfernt. „Bei Dokumenten kann es sich lohnen, eine Kopie zu Hause zu behalten, denn in vielen Fällen wird das Original nicht benötigt“, sagt Altmann.
Wer kennt den Inhalt der Fächer?„
Den Zugang zum Bankschließfach hat nur der Mieter oder eine bevollmächtigte Vertrauensperson“, sagt Altmann. „Was im Schließfach liegt, bleibt das Geheimnis des Mieters. Auch die Mitarbeiter der Bank wissen nicht, was sich darin befindet.“ Es empfiehlt sich aber, eine Inventarliste eventuell mit Belegen über den Inhalt anzufertigen. Auch genau datierte Fotos der Gegenstände können hilfreich sein, wenn es um den Versicherungsschutz geht.
Wer bietet in Hamburg Schließfächer an?
Fast alle Filialbanken, bis auf Postbank und Targobank. Auch wenn nicht alle Angaben zur Anzahl ihrer Fächer gemacht haben, dürften in Hamburg rund 250.000 Schließfächer zur Verfügung stehen. Bei allen befragten Anbietern sind noch Schließfächer anmietbar. Daneben gibt es auch bankenunabhängige Anbieter von Schließfächern. Lars Kühl, der seine Schließfächer anbietet unter www.sicheres-schliessfach.de, hat die alte Filiale der Kreissparkasse Stormarn in Reinbek gekauft, um für Kunden ein modernes Sicherungszentrum zu schaffen. Die Fächer in sieben verschiedenen Größen sind jederzeit zugänglich und der Anbieter verspricht Sicherungskonzepte, die über den Standard der Banken hinausgehen.
Auf die hohe Sicherheit verweisen auch Goldkontor und Hameko sowie Degussa. So wird bei Goldkontor die Anlage durch einen 24-Stunden-Wachdienst geschützt. In der Regel sind die Schließfächer der bankenunabhängigen Anbieter dafür auch deutlich teurer als die Angebote der Banken. Aber diese Anbieter punkten auch mit größerer Anonymität als die Geldinstitute: Während Banken verpflichtet sind, die Eröffnung eines Schließfachs an das Finanzamt zu melden, müssen externe Anbieter keine Angaben machen.
Was kosten die kleinen Tresore?
Die Preise richten sich nach der Größe und variieren von Anbieter zu Anbieter deutlich, wie die Tabelle zeigt (siehe Grafik). Die vier günstigsten Anbieter für das kleinste Fach sind die Hamburger Volksbank (35 Euro), die Sparda Bank Hamburg (45 Euro) sowie die Haspa und die Sparkasse Holstein mit fast identischen Preisen von rund 48 Euro. Beim mittelgroßen Schließfach machen die Hamburger Volksbank (60 Euro), die Sparkasse Holstein (72 Euro) und die HypoVereinsbank (79 Euro) die günstigsten Angebote. Für die Beurteilung des Preis-Leistungs-Verhältnisses spielt aber der im Grundpreis enthaltene Versicherungsschutz eine entscheidende Rolle.
Deshalb hat das Abendblatt, einen Goldschatz aus vier Barren und zehn Goldmünzen kreiert, der bei allen Anbietern in das kleinste Schließfach passt und einen Wert von 45.000 Euro hat, was auch der Versicherungssumme entspricht (siehe Grafik). Diesen Vergleich gewinnt die Sparda Bank Hamburg mit Jahreskosten von nur 45 Euro, weil sie mit einer Versicherungssumme von 128.000 Euro punkten kann. Auf den weiteren Plätzen folgen Hamburger Volksbank (Jahreskosten: 88 Euro), Haspa (105 Euro) und schließlich auf Rang vier die HypoVereinsbank (109 Euro).
Wie ist die Preisentwicklung?
Ein Abendblatt-Vergleich von vor vier Jahren zeigt: Kunden, die Schließfächer mieten, müssen mit steigenden Preisen rechnen. Bei der Haspa verteuerte sich in diesem Zeitraum das kleinste Schließfach um 86 Prozent, allerdings wurde auch die Versicherungssumme verdoppelt. Bei der Commerzbank wurde das günstigste Fach um 32 Prozent teurer und bei der Hamburger Volksbank immerhin noch um 17 Prozent. Allerdings wird bei der Genossenschaftsbank künftig für die ständig begehbaren Schließfächer in Blankenese ein höherer Preis fällig. „Damit sich die Kunden darauf einstellen können, erhöhen wir die Preise innerhalb von vier Jahren sukzessive“, sagt Volksbank-Sprecherin Heidi Melis. Das kleinste Fach kostet dann am Standort Blankenese für Bestandskunden im fünften Jahr 50 Euro.
Ist Bargeld im Schließfach versichert?
Bei Commerzbank, Deutscher Bank, Sicheres Schließfach und Goldkontor ist das nicht der Fall. Bei der Sparkasse Holstein, die sich fast so verschwiegen gibt wie Degussa, bekommt man keine Infos dazu. Das Vorhandensein von Bargeld ist aber im Schadenfall schwer nachweisbar. „Bei Bargeld muss ein Nachweis erbracht werden, der das ursprüngliche Vorhandensein auch plausibel macht“, sagt Ralf Horak von der HypoVereinsbank. Die Sparda Bank akzeptiert nur Fotos mit den Seriennummern jedes Geldscheins.
Wie ist der Inhalt im Schließfach versichert?
Nicht automatisch ist die Anmietung eines Schließfaches mit einer Versicherung kombiniert. Bei der Deutschen Bank ist sie nicht dabei. Die höchste im Preis enthaltene Versicherungssumme bietet die Sparda Bank mit 128.000 Euro. Bei der Haspa sind 40.000 abgesichert, bei der Volksbank nur 2500 Euro. Darüber hinaus können Kunden bei den meisten Banken zusätzliche Versicherungen abschließen.
Das kostet bis zu 6,60 Euro pro Jahr je 1000 Euro versicherte Summe wie bei der Commerzbank. „Die Versicherung zahlt aber nur, wenn der Kunde im Schadenfall nachweisen kann, welche Wertsachen er im Schließfach hatte“, sagt Kerstin Backofen von der Stiftung Warentest. Bei Hameko hingegen wird im Schadenfall der versicherte Betrag ausgezahlt – unabhängig vom Inhalt.
Warum ist eine Versicherung sinnvoll?
„Auch eine Schließfachanlage bietet keinen hundertprozentigen Schutz“, so Backofen. Ausgeraubte Schließfächer sorgen immer mal wieder für Schlagzeilen. Zuletzt traf es die Sparkasse Harburg-Buxtehude, wo 80 Fächer in der Buchholzer Filiale aufgebrochen wurden. Die Expertin rät zu einem Versicherungsschutz gegen Schäden durch Raub, Feuer, Leitungswasser, Diebstahl, Blitzschlag, Explosion und Rauch.