Hamburg/Waren. Hamburger Traditionsunternehmen Gottfried Friedrichs KG will Produktion in Polen bündeln. Standort Waren wird aufgegeben.

Das Hamburger Traditionsunternehmen Gottfried Friedrichs KG will die Fischveredelungs-Produktion in seinem Werk in Polen bündeln und dafür den Standort Waren an der Müritz (Mecklenburg-Vorpommern) komplett aufgeben. „Wir haben beide Standorte geprüft, die Vorteile bei den Personal- und Energiekosten überwiegen in Doble in Polen“, sagt Geschäftsführer Alexander von Reißwitz.

Insgesamt hat Friedrichs etwa 370 Beschäftigte. Etwa 80 davon in Verwaltung und Logistik in Hamburg, 120 in der Lachs- und Kaviarveredelung in Waren sowie 170 in Polen. Dort werden vorwiegend Forellen-, Matjes- und ebenfalls Lachs-Produkte hergestellt. Beide Werke produzieren im Ein-Schicht-Betrieb.

Im Zuge der Verlagerung sollen 40 Jobs wegfallen

Nun will Friedrichs die Produktion in einem Zwei-Schicht-System im Nachbarland konzentrieren, dort sollen 80 neue Arbeitsplätze entstehen. Friedrichs würde also um die 40 Jobs abbauen. „Der einzig wirksame Hebel, an dem wir aktiv ansetzen können, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Marke langfristig zu erhalten, ist die Optimierung der internen Kosten-, Betriebs- und Produktionsstrukturen“, erklärt Gesellschafter Horst-Otto Gerberding. Die Energiekosten für die notwendige Kühlung der Produktionsräume lägen in Polen derzeit bei etwa 55 bis 60 Prozent des deutschen Niveaus, die Lohnkosten bei 35 bis 40 Prozent, hieß es. Friedrichs soll laut übergeordnetem Mehrheitsgesellschafter im jüngsten veröffentlichten Geschäftsbericht für 2018/19 einen Umsatzrückgang und mehrere Millionen Euro Verlust ausgewiesen haben.

Geplant ist die Werksschließung in Waren laut Geschäftsführung in den nächsten 15 bis 18 Monaten. Ein möglicher Stellenabbau solle „so sozialverträglich wie möglich“ vollzogen werden, erklärte Gesellschafter Gerberding. Erwogen werde auch, Beschäftigten in Waren einen Arbeitsplatz in Polen anzubieten. Doble liegt gut 320 Kilometer von Waren entfernt. Die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) kündigte Widerstand gegen die Betriebsschließung an. „Wir werden alles tun, um das zu verhindern“, sagt der zuständige NGG-Geschäftsführer Jörg Dahms.

Friedrichs hatte 2004 einen Vorgängerbetrieb in Waren übernommen und seitdem mehr als zehn Millionen Euro in den Standort investiert – mit erheblicher Förderung durch das Land und die EU. Für den Großteil der Förderbeträge sei die sogenannte Bindungsfrist von fünf bis zwölf Jahren inzwischen abgelaufen, so die Hamburger Firma. Sollte dies nicht der Fall sein, würden Fördermittel auch zurückgezahlt, hieß es.