Jork/Winsen. Einst belieferte Elbfischer Grube 100 Gaststätten mit dem beliebten Speisefisch. Jetzt sind es gerade mal zehn. Das sind die Gründe.
"Stint satt" – diese Restaurant-Werbung dürfte wohl bald aussterben. Denn der frühere Arme-Leute-Fisch findet in der Elbe immer weniger Lebensraum. Zwei Elbfischer schlagen deshalb jetzt Alarm, und es ist nicht das erste Mal, dass sie auf das Desaster hinweisen.
"Die Endlosbaggerei in der Elbe trägt dazu bei, dass diese jungen Fische sterben", sagt Elbfischer Lothar Buckow aus Jork. Und sein Kollege Wilhelm Grube aus Winsen an der Luhe ergänzt: "Seit Jahren weisen wir darauf hin, dass der Stintbestand drastisch zurückgeht. In den vergangenen Jahren habe ich 75 Prozent weniger Stint gefangen." Die Politik solle nicht nur grün reden, sondern auch grün handeln, fügt er hinzu.
Mit Stinten wurden die Äcker gedüngt
Aus seinen Kindertagen kennt Grube noch aus eigenem Erleben, wie groß der Fischreichtum in der Elbe war. "Damals wurden die Stinte mit Keschern gefangen und sogar als Dünger auf die Felder gebracht." Während Wilhelm Grube früher noch 100 Gaststätten im Großraum Hamburg mit dem Gurkenfisch belieferte, sind es jetzt gerade mal zehn. Für seine eigene Fischerhütte am Hoopter Elbdeich dürfte der diesjährige Fang gerade mal reichen. Für ein Kilo küchenfertigen Stint zahlt der Kunde 12,50 Euro. Vor bis zu drei Jahren waren es 8,50 Euro.
Lothar Buckow, der in diesem Jahr 63 Jahre alt wird, hat in den besten Fangzeiten 500 Kilogramm am Tag und mehr gefangen. Das aber ist längst vorbei. Während es vor zehn Jahren in der Zeit von November bis Ende Februar 30 Tonnen waren, die ihm auf dem Fischkutter "Elise" ins Netz gingen, sind es in dieser Saison bislang weniger als zwei Tonnen.
Schuld an der Misere seien die Sauerstofflöcher in der Elbe und vor allem die Baggerarbeiten durch die Elbvertiefung, sagt Buckow. "Durch die ständige Baggerei wird das Wasser trübe. Doch die kleinen Stinte brauchen klares Wasser." Fischer Buckow fordert deshalb, dass der Schlick, der durch die Baggerarbeiten entsteht, an Land gebracht und nicht wieder vor Cuxhaven in die Elbe geschüttet wird. In dieser Angelegenheit ist Buckow auch juristisch aktiv. Ende Mai fährt er zu einer Anhörung zum Bundesverwaltungsgericht nach Leipzig.
Wissenswertes über den Stint:
- Der Stint ist in der Regel 15 bis 18 Zentimeter lang.
- Er wird bis zu sechs Jahre alt
- Stinte sind Meeresfische, die zum Ablaichen ab Ende Februar bis März in die großen Flüsse wandern
- Ein Weibchen kann bis zu 40.000 Eier ablegen
Stinte sind 90 Prozent der Fischfauna
Als zentrale Fischart in der Elbe stellten die Stinte nach BUND-Angaben rund 90 Prozent der Fischfauna in der Tideelbe. Doch die Bestände seien in den letzten Jahren massiv eingebrochen. Die Hamburg Port Authority sei genau zur Wander- und Laichzeit der Stinte mit Baggerschiffen unterwegs, um den Schlick aus der Fahrrinne zu holen und mit dem sogenannten Injektionsverfahren zu "verflüssigen". Gerade das trage aber massiv zur Trübung des Elbwassers bei. Wie das NDR Hamburg Journal berichtet, werde die Umweltbehörde jetzt stärker nach den Ursachen der Stintkrise forschen.