Hamburg. Die Kunden müssen 20 bis 30 Prozent mehr als 2019 bezahlen. Der Frost und die Trockenheit sorgen für Probleme.

Selbstpflücker müssen sich sputen: Nur noch bis zum Wochenende können sie auf dem Hof Oelkers in Wenzendorf Heidelbeeren von den Sträuchern holen. Bis Ende August werden ausschließlich Mitarbeiter des landwirtschaftlichen Betriebs die blauen Früchte einsammeln. Dann ist die Ende Juni begonnene Saison vorbei. „Von der Qualität her ist es ein gutes Jahr, aber es gibt deutlich weniger Heidelbeeren als im Vorjahr“, sagt Bosse Sötje, Schwiegersohn des Hofinhabers Bernd Oelkers.

Seit 2015 baut der Betrieb bei Buchholz in der Nordheide die blauen Früchte an. Auf 14 Hektar wachsen sie. Die Erntemenge schätzt Sötje auf rund ein Drittel weniger als im Jahr zuvor: „Das wird an den Spätfrösten gelegen haben.“ Im April und Anfang Mai gingen die Temperaturen noch einmal in den Minusbereich und sorgten – trotz Frostschutzberegnung – für Schäden an den Pflanzen. Diesen Kälteeinbruch spürte man auch auf dem Hof Löscher in Winsen/Luhe. „Da ist etwas kaputt gegangen“, sagt Betreiber Felix Löscher. Dennoch sei die Ernte „okay“ gewesen. Allerdings sind die blauen Früchte für seinen Hof nur eine Randkultur.

Import wird zunehmend wichtiger

Generell ist die Heidelbeere in Niedersachsen zu Hause. 63 Prozent der deutschen Anbaufläche liegen im zweitgrößten Bundesland. Auch die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) erwartet in diesem Jahr bei der Erntemenge „deutlich weniger“ als im Vorjahr. Neben den Frösten listet AMI-Experte Claudio Gläßer weitere Gründe auf. Erstens wirke sich die Trockenheit der Jahre 2018, 2019 und in diesem Frühjahr negativ aus. Während zum Beispiel Erdbeerfelder nahezu standardmäßig bewässert werden, ist das bei Blaubeeren nicht der Fall. Zweitens würde auf ein starkes Jahr wie 2019 ähnlich wie bei Äpfeln stets ein schwaches folgen. Die Folgen für die Verbraucher: „Wir haben auf allen Handelsstufen höhere Preise gehabt“, sagt Gläßer. Lag 2019 der Durchschnittspreis bei 8,15 Euro pro Kilogramm, müssten Kunden nun wohl zwischen 20 und 30 Prozent mehr bezahlen.

Im Vorjahr wurden bundesweit 14.845 Tonnen Heidelbeeren geerntet. Zunehmend wichtiger wird aber der Import. Mit 57.000 Tonnen waren es 470 Prozent mehr als im Jahr 2013. Die wichtigsten Herkunftsländer sind Spanien, Peru und Polen. „Das Wachstum geht weltweit nach oben. Die Heidelbeere ist eine richtige Boomfrucht“, sagt Gläßer.

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Die Erfahrung machte man auch auf dem Hof Oelkers. „Wir merken, dass die Attraktivität der Heidelbeere steigt“, sagt Sötje. Die Zahl der Selbstpflücker habe sich im Corona-Jahr fast verdoppelt. Wem das zu anstrengend ist, findet im Hofladen gepflückte Ware. Die 500 Gramm schwere Schale koste derzeit um die 6 Euro, so Sötje.