Hamburg. Getränke des Start-ups Löblich sind bei Budni und 140 Edeka-Läden erhältlich. Neue Sorte ist auch schon geplant.

Vor vier Jahren hat Christian Loeb mit seinem ersten Berufsleben abgeschlossen. In der Boomzeit der Internetbranche hatte er in den 90er-Jahren sein eigenes Online-Marktforschungsunternehmen gegründet. Es wurde größer und 2007 von der US-Firma Harris Interactive übernommen. Loeb blieb als Vorstandsmitglied viele Jahre an Bord. Doch seine Lust, Reportings für den Konzern zu schreiben, schwand. Er beschloss den Ausstieg. „Dann habe ich mir überlegt, was mein nächstes Start-up sein könnte“, so der 45-Jährige.

Er hatte die Idee, in die Stadtimkerei einzusteigen. Doch Bienen auf der Dachterrasse seiner Wohnung in der Stadt zu halten, hätte wohl zu Problemen mit den Nachbarn führen können. Deswegen ließ er davon ab. Das Thema Bienen und Honig war allerdings von da an auf seinem Radar. „Honig ist ein spannendes, supernatürliches Produkt“, sagt Loeb, „aber kaum ein Naturprodukt wird so schnarchig vermarktet wie Honig.“ Man schmiert es aufs Brot oder packt einen Löffel voll in den Tee. Das war’s. „Da habe ich mir überlegt, dass man noch etwas anderes mit Honig machen können muss.“ Er kam auf Limonade. Und stellte zu seiner Überraschung fest, dass es nur mit Honig gesüßte Limonade zumindest in Deutschland noch nicht gab.

Der Freundeskreis testet die Limo

Vor zwei Jahren wurde seine Küche in Lokstedt zum Experimentierfeld. Mit der Feinwaage probierte er das Mischungsverhältnis der Zutaten aus. Mit dem Infrarotthermometer behielt er die Temperatur im Auge, damit der Honig nicht verbrennt. Nach sechs Wochen hatte er das Rezept für seine Zitronen­limonade gefunden. Sie besteht ausschließlich aus Wasser, Zitronensaft, Honig und Kohlensäure. Er füllte 50 Flaschen ab, die Freunde wurden zu Testern. „Es haben alle gesagt, das schmeckt super“, sagt Loeb, der sein Jura- und BWL-Studium nie beendet hat.

Er kümmerte sich um das Organisatorische wie einen Abfüllbetrieb finden, Leergut auftreiben und setzte sich mit Themen wie Haltbarkeit des Produktes auseinander. Der Name war schnell gefunden. Abgeleitet von seinem Nachnamen gründete er die Löblich GmbH. Den Domainnamen für die Internetadresse hatte er sich ohnehin schon gesichert.

Budni sagt das Listing Mitte 2019 zu

Ein Betrieb in der Mitte Deutschlands stellte im April des vergangenen Jahres die erste große Charge her. Dann standen Foodmessen, das Packen von Hunderten Musterpaketen und Türenklinkenputzen bei Chefeinkäufern auf dem Programm. „Mitte 2019 hat Budni gleich die ersten Kisten abgenommen, die wir produziert haben“, sagt Loeb. Bis Platz in den Filialen geschaffen wurde, dauerte es allerdings ein wenig. Im September standen die Getränke in etwa der Hälfte der rund 180 Geschäfte.

Nach der Drogeriekette listete ein zweites Hamburger Unternehmen die Löblich-Limo, zu der sich im März noch ein Eistee gesellte: Edeka. In bundesweit rund 140 Supermärkten der Kette stehen Limo und Eistee, die beide biozertifiziert sind, nun in den Regalen. In Hamburg gehören die Edeka-Geschäfte Clausen und Niemerszein dazu. „Wir haben die Produkte seit Anfang Juli im Sortiment“, sagt Niemerszein-Geschäftsführer Frank Ebrecht. „Der Verkauf, vor allem im Geschäft an der Langen Reihe, lässt sich gut an, aber für eine endgültige Aussage ist es noch zu früh.“ Zum einen sei ein Verkaufsstart in den Sommerferien immer schwierig. Zum anderen müsse man neuen Produkten mehrere Monate Zeit auf dem Markt geben.

Derzeit macht das Start-up 15.000 Euro Umsatz im Monat

„Es geht linear nach oben. Wir machen derzeit pro Monat 15.000 Euro Umsatz, mit steigender Tendenz“, sagt Gründer Loeb, der Löblich erst seit fünf Monaten in Vollzeit betreibt und einen Mitarbeiter beschäftigt. Torsten Schallenkamp stieg für den Vertrieb ein. Offenbar mit Erfolg. „Es kommen jede Woche 20 bis 25 Märkte hinzu“, sagt der 49 Jahre alte gelernte Holzkaufmann. Auch mehrere Biogroßhändler nahmen die Flaschen ins Programm. Künftig soll beispielsweise auch das Reformhaus Engelhardt beliefert werden.

Die Gastroszene steht momentan nicht im Fokus. Bedingt durch die Corona-Krise seien die Wirte nicht auf der Suche nach neuen Produkten, die Probleme der Branche seien andere. Zudem sei es schwierig, eine Drehzahl zu erreichen, die sich finanziell lohnt. Hofcafés hätten bei Löblich allerdings schon bestellt und seien interessiert. Auch das Deutsche Bienenmuseum habe bereits geordert.

Eine Flasche kostet 1,89 Euro

Für Herbst/Winter ist der Einstieg eines weiteren Investors geplant, um schneller wachsen zu können. Vor allem für Süddeutschland wird Unterstützung im Vertrieb erhofft. Im nächsten Jahr wollen Loeb und Schallenkamp eine neue Sorte herausbringen. Allerdings hüllen sie sich darüber in Schweigen, welche es sein könnte. Nach Zitrone wäre Orange naheliegend. Doch Loeb winkt ab: „Orange wäre geschmacklich toll, hat aber eine eigene Süße.“ Damit der Eigengeschmack des Honigs rauskäme, würde es wohl zu süß werden. Ganz wilde Sorten will das Löblich-Duo nicht kreieren. „Wir nehmen Geschmäcker, die die Leute kennen. Der Honig macht es neu genug“, sagt Loeb. Auf Aromen und Zusatzstoffe wird auch künftig verzichtet. Der natürliche Geschmack soll im Vordergrund stehen.

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Ganz günstig sind Löblich-Limo und -Eistee nicht. Die unverbindliche Preisempfehlung für den Handel liegt bei 1,89 Euro – was vor allem an der Verwendung des Biohonigs liege. Würden die Getränke mit Zucker gesüßt, lägen die Kosten dafür bei einem Cent pro Flasche, sagt Loeb. Durch den Einsatz von Biohonig, der derzeit vom Hamburger Start-up Beesharing aus norddeutscher Produktion kommt, lägen die Kosten bei 30 Cent pro Flasche. Die Bienenstöcke werden in Gebieten aufgestellt, in denen überwiegend ökologischer Landbau betrieben wird. Ob die Tiere nur Bioblüten bestäuben, ist natürlich nicht überprüfbar.

Zehn Cent pro Flasche werden für Bienenprojekte gespendet

Den Verkaufspreis nach oben treibt zudem ein Naturprojekt, das die Firma unterstützen will. Zehn Cent pro Flasche sollen gespendet werden, um die Anlage von Blühstreifen für Bienen und andere Nützlinge zu finanzieren. Viele Start-ups in der Getränkeszene führen einen Teil der Einnahmen für gemeinnützige Vorhaben ab. Ein möglicher Nebeneffekt dabei: Die Spende könnte positiv auf das Image der Marke einzahlen. Oder wie es Loeb formuliert: „Getränke sind mittlerweile fast wie eine Handtasche. Du willst nicht mit der falschen gesehen werden.“