Hamburg. Der geplante Neustart ist abgesagt, die ersten Mini-Kreuzfahrten in Nord- und Ostsee fallen nun doch aus. Das sind die Gründe.
Gleich der erste Test zur Rückkehr ins normale Kreuzfahrtgeschäft ist für Deutschlands größten Anbieter Aida Cruises ins Wasser gefallen. Einen „sehr vorsichtigen und sehr langsamen“ Neustart nach dem Corona-Shutdown hatte die Reederei mit Sitz in Hamburg und Rostock angekündigt. Am Sonntag folgte die Ernüchterung in Form einer knappen Mitteilung. Die geplanten Minikreuzfahrten ab Hamburg auf der Nordsee und ab Warnemünde auf der Ostsee wurden für die erste Augusthälfte abgesagt.
Grund ist eine fehlende Genehmigung: Entgegen den Erwartungen des Unternehmens stehe eine letzte formale Freigabe für den Start der Kurzreisen ab 5. August durch den Flaggenstaat Italien noch aus, teilte Aida mit.
Abgesagt wurden die Kurzreisen mit der „Aidaperla“ ab Hamburg vom 5. bis zum 8. August, vom 8. bis zum 12. August und vom 12. bis zum 15. August. Betroffen ist demnach auch die Kurzkreuzfahrt mit der „Aidamar“ ab Warnemünde vom 12. bis zum 16. August.
Mit sogenannten Blauen Reisen ohne Landgänge hatte Aida Cruises – wie andere Kreuzfahrtanbieter auch – wieder Tritt fassen wollen. Der Aufwand dazu war nicht unerheblich. Nach der corona-bedingten Stilllegung der 14 Schiffe umfassenden Flotte hatte die Reederei ihre Besatzungen bis auf wenige Mitarbeiter für den Notbetrieb nach Hause geschickt. Was angesichts der Beschränkungen im Flugverkehr für die aus 60 Nationen stammenden Crewmitglieder schon schwierig war. Nun musste Aida sie für den Neustart zurückholen: Am 22. Juli wurden 750 Besatzungsmitglieder mit drei Flugzeugen aus Jakarta (Indonesien) und Manila (Philippinen) wieder eingeflogen.
Aida sagt Kreuzfahrten ab Hamburg ab: Gäste können umbuchen
Doch nun folgt dieser herbe Rückschlag. Wie viele Kunden von der Absage betroffen sind, wollte die Reederei am Sonntag nicht mitteilen. „Alle Gäste, deren Reise nicht durchgeführt werden kann, werden umgehend informiert“, hieß es lediglich aus der Reedereizentrale. Man biete ihnen an, auf eine andere Reise umzubuchen. Wer das Angebot annimmt, erhält ein Bordguthaben in Höhe von 50 Prozent auf den aktuellen Reisepreis.
Abgesagt wurden folgende Kurzreisen:
- Fahrt der Aidaperla ab/bis Hamburg vom 5. bis 8. August
- Fahrt der Aidaperla ab/bis Hamburg vom 8. bis 12. August
- Fahrt der Aidaperla ab/bis Hamburg vom 12. bis 15. August
- mit der Aidamar ab/bis Warnemünde vom 12. bis 16. August
Die bereits bezahlten Reisen sowie alle gebuchten Leistungen würden automatisch entsprechend der vorgenommenen Zahlungsart gutgeschrieben. Bei den geplanten Fahrten vom 16. August an geht Aida davon aus, dass sie stattfinden können, wie ein Sprecher sagte. „Aida bedauert diese Verzögerung sehr“, hieß es. Das Unternehmen gehe davon aus, dass es die letzte formale Freigabe durch den Flaggenstaat Italien zeitnah erhalten werde. Aida Cruises ist zwar eine deutsche Kreuzfahrtmarke, gehört aber zur italienischen Reederei Costa Crociere. Warum die Italiener die Freigabe zurückhalten, kann Aida nicht beantworten. „Eine Begründung liegt uns nicht vor“, teilte das Unternehmen mit.
Dabei hatte die Reederei für den Neustart umfassende Konzepte entwickelt und erhöhte Hygienestandards sowie Maßnahmen zum Schutz vor Covid-19 an Bord der Schiffe umgesetzt. Nicht nur die Landgänge wurden gestrichen. Die Zahl der Gäste wurde reduziert, und die Urlauber sollen unterwegs Abstand zueinander halten: 1,5 Meter mindestens.
Tui Cruises hat landganglosen Kreuzfahrt-Betrieb bereits aufgenommen
Doch noch vor dem Eintreffen erster Passagiere hatte Aida mit Corona-Fällen zu kämpfen. Tests bei den 750 wieder eingeflogenen Crewmitgliedern hatten nach der Landung ergeben, dass elf infiziert sind. „Zwei zeigen leichte Symptome und werden medizinisch betreut. Alle befinden sich in Quarantäne an Land“, teilte die Reederei mit.
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Im Gegensatz zu Aida hat Tui Cruises den landganglosen Kreuzfahrt-Betrieb bereits aufgenommen. Bereits am Freitag vor einer Woche war die „Mein Schiff 2“ von Hamburg aus zu einem dreitägigen Rundkurs auf der Nordsee gestartet. Reisende lobten anschließend die entspannte Atmosphäre auf dem halb leeren Schiff.
Statt knapp 2900 Passagieren durften nur 1200 an Bord. Allerdings hatte auch Tui Cruises mit Schwierigkeiten zu kämpfen: Eine Kurzreise von Kiel aus Ende Juli musste abgesagt werden, weil die Reederei Crewmitglieder von den Philippinen wegen der Corona-Reisebeschränkungen nicht rechtzeitig an Bord bringen konnte und weil auch hier fünf Mitarbeiter das Virus hatten.
Immer mehr Corona-Infizierte bei Hurtigruten
Nach dem Ausbruch des Coronavirus unter der Besatzung eines Passagierschiffs der Hurtigruten in Norwegen breitet sich das Virus unterdessen aus. Mittlerweile sei es bei 36 Crewmitgliedern nachgewiesen worden. Unter ihnen sei auch ein deutscher Staatsbürger, teilte die Reederei Hurtigruten mit. 33 andere Betroffene kämen aus den Philippinen sowie jeweils einer aus Frankreich und Norwegen. Im Zuge der Corona-Nachverfolgung wurde Hurtigruten nach eigenen Angaben zudem darauf aufmerksam gemacht, dass das Virus bei einem Passagier bestätigt worden sei, nachdem dieser auf einer vorherigen Tour mit der „Roald Amundsen“ auf Reisen gewesen sei.
Das Expeditionsschiff „Roald Amundsen“ lag am Sonntag weiter im nordnorwegischen Tromsø vor Anker und wurde isoliert, Passagiere befanden sich nach Hurtigruten-Angaben keine mehr an Bord. Wie die Reederei erklärte, wurden alle 158 Besatzungsmitglieder auf Corona getestet, bei 122 davon fielen die Tests negativ aus. Dem Neustart der Branche stellen sich viele Hindernisse.