Hamburg. Das betreute Vermögen legt zu. Der Vorstand erwartet weiter steigende Immobilienpreise – vor allem am Stadtrand.

Das Hamburger Bankhaus Otto M. Schröder setzt unbeirrt auf die persönliche Wertpapierberatung – und der Vorstand sieht sich durch die heftigen Marktturbulenzen der zurückliegenden Monate bestätigt: „Die Geldanlage wird nicht einfacher und wir haben gerade jetzt gesehen, dass trotz aller Computerprogramme die Beratung durch Menschen mit Erfahrung relevant bleibt“, sagt Helmuth Spincke, der Chef der Schröder-Bank: „Wir glauben umso mehr, dass dies auch in den nächsten Jahren weiter so sein wird.“

Jedenfalls habe die Zahl der Aktientransaktionen seit März deutlich zugenommen. Zwar seien die betreuten Kunden, sowohl vermögendere Privatpersonen als auch Profi-Anleger etwa bei Stiftungen, in der Mehrzahl selber börsenerfahren. Aber gelegentlich seien doch „Seelenberuhigungsgespräche“ nötig gewesen, sagt Vorstandsmitglied Thomas Welling. „Und jetzt ist jeder froh, der nicht Mitte März bei 8500 DAX-Punkten die Nerven verloren und verkauft hat.“ Allerdings werde die Corona-Krise Nachwirkungen auf dem Aktienmarkt haben, die die Auswahl chancenreicher Titel eher schwieriger machten, so Welling: „Eine Dividendenkontinuität, wie wir sie ein Jahrzehnt lang hatten, bricht jetzt zumindest temporär ab.“

Der Jahresüberschuss steigt um elf Prozent

Im vergangenen Jahr habe das von der Schröder-Bank betreute Vermögen um rund zehn Prozent zugelegt und auch in diesem Jahr sei die Tendenz weiter sehr positiv, hieß es. Neben der Wertpapierberatung hat das seit 1932 bestehende Bankhaus noch ein zweites Standbein: Die Vergabe von Zwischenfinanzierungen mit Laufzeiten zwischen einem Jahr und drei Jahren an professionelle Wohnimmobilieninvestoren. „Es gab eine kurze Phase, in der wegen der Corona-Pandemie am Wohnungsmarkt nichts ging“, so Spincke. Nicht zuletzt Behörden und Ämter hätten für Verzögerungen gesorgt. „Mittlerweile laufen die Immobiliengeschäfte aber wieder an – und das zu unveränderten Preisen.“

Spincke erwartet auch nicht, dass Wohnimmobilien in den Metropolen mittelfristig an Wert verlieren: „In großen Zentren wie Hamburg und Berlin wird die Nachfrage zulegen, weil diese Städte immer mehr Menschen anziehen.“ Gerade im unteren und im mittleren Preissegment, auf das sich die Schröder-Bank für Zwischenfinanzierungen konzentriere, würden die Preise voraussichtlich weiter steigen, wenn auch nicht mehr so rasant wie in manchen der zurückliegenden Jahre. Für besonders aussichtsreich hält Spincke die Randbereiche des Hamburger Stadtgebiets und das angrenzende Umland: „Alles, was mit S- oder U-Bahn erreichbar ist, wird davon profitieren, dass die Preise in den zen­trumsnahen Stadtteilen zuletzt sehr stark zugelegt haben.“

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Im Jahr 2019 hat die Schröder-Bank den Jahresüberschuss um elf Prozent auf 4,5 Millionen Euro verbessert. Spincke ist auch für 2020 zuversichtlich: „Wir gehen nicht davon aus, dass unser Ergebnis schlechter ausfällt als 2019.“ Tendenziell werde die Zahl der Beschäftigten – aktuell sind es knapp 40 – zunehmen. Man habe dafür schon zusätzliche Flächen angemietet, so Welling: „Das konnten wir nun gut nutzen, um allen Mitarbeitern in der Corona-Phase Einzelbüros zur Verfügung stellen zu können.“