Hamburg. Landwirte müssen Arbeit auf den Feldern wegen der Corona-Pandemie neu organisieren. Trend zum Selbstpflücken setzt sich fort.

Süß und fruchtig – so schmeckt der Sommer, wie Erdbeeren frisch vom Feld. In diesen Tagen stehen vor etlichen Hamburger Supermärkten wieder Verkaufsstände mit den roten Früchten auf dem Parkplatz. So selbstverständlich wie in den Vorjahren ist das gute Angebot an den Vitaminbomben zu Corona-Zeiten jedoch nicht. „Wir müssen unsere Erntehelfer einfliegen“, beschreibt Felix Löscher die Schwierigkeiten, die ausländischen Arbeitskräfte zu seinen Feldern rund um den Hoopter Elbdeich zu bringen.

„Für unsere Erdbeersaison benötigen wir rund 110 Saisonarbeiter, und diese kommen zu einem Großteil schon viele Jahre aus Rumänien“, berichtet der Geschäftsführer des Fruchthofs Löscher bei Winsen (Luhe). Die Kosten für die Anreise bei weitgehend geschlossenen Grenzen übernimmt jetzt der Betrieb für die Mitarbeiter. „Diese Ausgaben haben wir sonst nicht gehabt – sie belaufen sich auf rund 300 Euro je Beschäftigtem“, sagt der Landwirt, der morgens ab 4.30 Uhr auf den Feldern unterwegs ist.

Landwirte erwarten eine gute Qualität

Auch wenn die Verbraucher die Mehrarbeit für die Bauern kaum wahrnehmen können, sie äußert sich vielerorts in höheren Preisen für die Erdbeeren. „Die Nachfrage nach frischen, regionalen Produkten ist während der Corona-Zeit gut“, begründet Löscher die Preisentwicklung. Von den Witterungsbedingungen her erwartet die Landwirtschaftskammer Niedersachsen eine normale Ernte in sehr guter Qualität. Da nahezu alle Erdbeeranbauflächen beregnet werden können, dürfte sich auch das trockene Wetter der vergangenen Wochen nicht besonders auswirken.

„Doch die Erntemenge ist geringer“, ergänzt Constantin Kaack mit Blick auf die Personalsituation. Kaack setzt auf seinen Feldern weniger Helfer als in den Vorjahren ein. Arbeiten auf seinen Flächen bei Bad Bramstedt üblicherweise 120 Personen, seien es derzeit nur 90 Helfer. Der Grund: Die verfügbaren betrieblichen Unterkünfte, die für die Corona-Abstandsregeln geeignet seien, reichten nicht für alle aus. Kaack spricht von 15 Prozent höheren Preisen im Endverkauf. Bei Löscher müssen die Kunden derzeit 4,50 Euro für das Pfund bezahlen.

Bauern rechnen mit zusätzlichen Kosten von 30 Prozent

Kaack zählt die zusätzlichen Belastungen durch die Pandemie auf: Er müsse eine zusätzliche Infrastruktur bei der Unterbringung und der Verpflegung schaffen, sich auf die Betriebsquarantäne einstellen und eine mobile Desinfektion auf dem Feld anbieten. Dadurch entstünden ihm deutlich höhere Kosten, Kaack spricht von einem Plus von 30 Prozent. Die begrenzte Zahl von professionellen Erntehelfern führt bei etlichen Bauern auch zu einem Wiederaufleben der Felder zum Selbstpflücken.

Große Chancen auf ein solche Pflückerlebnis haben die Verbraucher in Niedersachsen, denn in Hamburgs Süden werden im bundesweiten Vergleich besonders viele Erdbeeren angebaut. Fred Eickhorst, Geschäftsführer der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer in Niedersachsen: „In diesem Jahr ist wieder viel über die Selbsternte gesprochen worden“. Es gebe Landwirte, die zum ersten Mal seit langer Zeit wieder Felder zum Selbstpflücken öffnen wollen. Dabei gelten auch hier strenge Hygiene- und Abstandsregeln, die eingehalten werden müssen. Sollten zu viele Menschen gleichzeitig aufs Feld, müsse der Zugang beschränkt werden.