Bremen/Kiel/Hamburg. Bisher waren die Werften Konkurrenten. Jetzt wollen Lürssen und German Naval Yards ihre Kräfte bündeln. Das hat politische Bedeutung.

Die Bremer Lürssen-Werft und die Werft German Naval Yards Kiel wollen im Marineschiffbau zusammenarbeiten. Die Aktivitäten im militärischen und behördlichen Überwasser-Schiffbau sollen in einem gemeinsamen Unternehmen unter Führung der Lürssen-Gruppe gebündelt werden, wie beide Werften in der Nacht zum Donnerstag mitteilten. Entsprechende Vorarbeiten seien diese Woche von den Eigentümerfamilien abgeschlossen worden. Die Kooperation unterliege dem fusionskontrollrechtlichen Genehmigungsvorbehalt.

Der Zusammenschluss soll den nationalen Marineschiffbau stärken. Der Maritime Koordinator der Bundesregierung, Norbert Brackmann (CDU), war den Angaben zufolge früh in die Gespräche einbezogen. Neben den Werften soll auch die maritime Zulieferindustrie davon profitieren.

Bau des Mehrzweckkampfschiffs 180 soll zeitnah starten

Brackmann begrüßte die Vereinbarung. „Ich hoffe sehr, dass mit der Entscheidung jetzt auch der Bau des Mehrzweckkampfschiffs 180 zeitnah starten kann“, sagte er laut einer Mitteilung des Wirtschaftsministeriums in Berlin. „Das wäre vor allem für unsere Marine eine gute Nachricht, da man dort auf die Schiffe wartet.“

An der Ausschreibung um das Schiff MKS 180 hatten sich Lürssen und German Naval Yards noch als Wettbewerber beteiligt. Den Zuschlag des Verteidigungsministeriums erhielt die zur Lürssen-Gruppe gehörende Hamburger Werft Blohm & Voss im Konsortium mit der niederländischen Damen-Werft. Die Entscheidung wurde von German Naval Yards gerügt. Nun könnte der Konflikt beigelegt werden.

"Konsolidierung in Deutschland längst überfällig"

Der Chef der obersten Konzerngesellschaft von German Naval Yards, Iskandar Safa von der Privinvest Holding, sagte: „Die Konsolidierung in Deutschland ist längst überfällig.“ Die Kunden bräuchten „Partner, die über die Größe und die Fähigkeit verfügen, umfangreiche, strategisch wichtige Aufträge zu erfüllen“.

Friedrich Lürßen, Gesellschafter der Lürssen-Gruppe, ergänzte, die Zusammenarbeit könne die Wettbewerbsfähigkeit beider Werften stärken.

Wirtschaftsminister begrüßt Kooperation

Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) hat die Kooperation der Bremer Lürssen-Werft und der Werft German Naval Yards Kiel im Marineschiffbau begrüßt. „Das ist ein erster Schritt einer Konsolidierung in einem Marineschiffbau“, sagte Buchholz am Donnerstag in Kiel. „Ich glaube aber auch, dass es weitere Schritte braucht.“ Das Thema „Schlüsseltechnologie für Deutschland“ sei aber nur durch weitere Konsolidierungsschritte hinzubekommen. „Man muss sich bestimmten Dingen annähern.

IG Metall: Standorte und Arbeitsplätze bei Fusion erhalten

Bei der angestrebten Fusion der Werften Lürssen und German Naval Yards müssen nach Ansicht der IG Metall Küste die Arbeitsplätze und Standorte gesichert werden. „Wir erwarten verbindliche Zusagen“, sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste am Donnerstag in Hamburg. Die Sicherung der Arbeitsplätze und Standorte müsse bei der Konsolidierung im Marineschiffbau im Mittelpunkt stehen. Und die Tarifverträge müssten bei der Fusion erhalten bleiben.

In dem Zusammenschluss der beiden Unternehmen sieht die IG Metall eine Stärkung des Marine-Überwasserschiffbaus in Deutschland. „Die Fusion kann allerdings nur ein erster Schritt sein. Bei der weiteren Konsolidierung muss thyssenkrupp Marine Systems (tkMS) einbezogen werden“, sagte Friedrich. „Es braucht eine Gesamtlösung für Unter- und Überwasserschiffbau in Deutschland, um dann eine europäische Strategie zu entwickeln.“ tkMS ist mit seiner Kieler Werft Weltmarktführer im konventionellen U-Boot.

Die Gewerkschaft kritisierte das Vorgehen bei der Fusion: „Weder die Belegschaft noch die Arbeitnehmervertreter waren einbezogen.“ So etwas aus der Presse oder kurzen Gesprächen zu erfahren, sei kein guter Start für die neue Gesellschaft.“