Hamburg. Je nach Kontomodell werden bis zu 70 Cent pro Transaktion verlangt. Vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken kassieren ab.

„Sie können ruhig mit Karte bezahlen“, sagt die Bäckereiverkäuferin zum Kunden. Die EC-Karte auf das Kassenterminal gelegt und schon sind 3,60 Euro abgebucht. Coronabedingt entdecken immer mehr Kunden auch in Hamburg das Bezahlen mit der Karte. Bisher galten die Deutschen als bargeldaffin, doch das Coronavirus hat für ein Umdenken gesorgt. Rund 60 Prozent der Verbraucher zücken inzwischen in den Geschäften ihre Karte oder ihr Smartphone, wie eine aktuelle, repräsentative Befragung des Bankenverbandes zeigt. 35 Prozent haben das schon bisher so gehalten. Doch 25 Prozent praktizieren das bargeldlose Bezahlen erst seit der Corona-Pandemie. Dabei handelt es sich nicht nur um Aussagen von Verbrauchern. Allein der Sparkassen-Dachverband DSGV zählte im März 206 Millionen Transaktionen mit der Girocard. Das sind 11,4 Prozent mehr als im Februar und ein absoluter Rekordwert. Bis 2025 könnte der Anteil der Barzahlungen sogar auf 32 Prozent sinken, erwartet die Strategieberatung Oliver Wyman.

Doch wer häufig seine EC-Karte beim Einkauf zückt, kann mit der Kontoabrechnung eine böse Überraschung erleben, wie eine neue Studie des Verbraucherportals Biallo zeigt. Denn abhängig vom Kontomodell kann das Bezahlen mit der Girocard zu zusätzlichen Gebühren führen. Ärgerlich, wenn dann kleine Beträge wie beim Bäcker oder im Kiosk extra noch 50 oder 70 Cent durch die Bank kosten. In Hamburg sind nur Kunden der Hamburger Sparkasse (Haspa) von der Regelung betroffen. Wer kein Joker-Konto hat und der Einzelpostenabrechnung unterliegt, muss auch bei einer EC-Karten-Buchung 50 Cent pro Vorgang bezahlen. Nach Angaben der Haspa haben 180.000 Kunden ein solches Konto. Bei der Hamburger Volksbank werden keine Gebühren für einen Bezahlvorgang mit der Girocard erhoben, wie eine Banksprecherin sagt. „Auch überregionale Banken kennen eine solche Gebühr für die Nutzung der EC-Karte nicht“, sagt Studienautor Horst Biallo vom gleichnamigen Verbraucherportal. Kunden von Sparda- und PSD-Banken seien ebenfalls nicht betroffen.

Kostenfaktor für die Kunden

„Von 820 überprüften regionalen Sparkassen und Genossenschaftsbanken verlangt knapp die Hälfte (419) eine solche Gebühr“, sagt Biallo. In Norddeutschland gibt es insgesamt 20 Institute, die – abhängig vom Kontomodell – die Nutzung der EC-Karte bepreisen. Dazu gehören die Sparkasse Mecklenburg – Schwerin (0,40 Euro), die Sparkasse Westholstein (0,40 Euro), die Volksbank Lübeck (0,39 Euro), die Nord-Ostsee Sparkasse (0,25 Euro) und die VR Bank Schleswig Mittelholstein (0,25 Euro). Mit der Untersuchung wurden rund 60 Prozent der Geldinstitute in Deutschland erfasst. „Im Schnitt liegen die Kosten bei 34 Cent pro Buchung, in der Spitze sind es 70 Cent bei einer Sparkasse in Nordrhein-Westfallen“, sagt Biallo.



Das kann durchaus zu einem Kostenfaktor für die Kunden werden. Vor der Krise haben Vielnutzer bereits etwa 158 Zahlungen jährlich mit Karte getätigt, Wenignutzer nur rund 15 Zahlungen pro Jahr, ermittelte die Unternehmensberatung Investors Marketing AG. Der Durchschnitt der jährlichen Kartenzahlungen pro Kunde lag bei 91 Bezahlvorgängen. Nimmt man den Durchschnittswert von 34 Cent pro Buchung, so ergeben sich jährliche durchschnittliche Kosten von rund 31 Euro. Nicht alle Kunden der 193 Sparkassen und 226 Genossenschaftsbanken, die diese Gebühren erheben, sind davon betroffen. „Zahlen müssen meist nur die, die sich für die klassischen Filialkonten zum Monatspreis von knapp fünf Euro und meist für die etwas günstigeren Onlinekonten entschieden haben“, sagt Biallo. Das Gleiche gelte für Basiskonten, die vor allem von sozial schwachen Verbrauchern gewählt werden und die man nicht überziehen kann. Wer ein Konto mit einem Pauschalpreis hat, das alle Buchungen und Daueraufträge mit einschließt, ist von diesen Gebühren für Einkäufe mit der EC-Karte nicht betroffen.

Preisverzeichnisse sind oft nicht eindeutig

„Es ist nicht uneigennützig von den Banken, dass sie das bargeldlose Bezahlen forcieren“, sagt Kerstin Föller von der Verbraucherzentrale Hamburg. Denn auch die Händler werden von den Banken zur Kasse gebeten, wenn ihre Kunden mit der Girocard bezahlen. „Vor allem kleinere Händler werden überproportional belastet, weil sie wenig Macht bei den Verhandlungen mit den Dienstleistern haben“, sagt Ulrich Binnebößel vom Handelsverband Deutschland (HDE). So liege die Spanne der Gebühren zwischen 0,15 bis 0,25 Prozent des bezahlten Betrages. Bei 100 Euro Umsatz sind das bis zu 25 Cent.

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    „Die Verbraucher rechnen gar nicht mit Gebühren, weil sie häufig schon für die EC-Karte bezahlt haben“, sagt Föller. Außerdem gehe aus den Preisverzeichnissen nicht hervor, für welche Buchungen genau bei Einzelabrechnung Gebühren erhoben werden. Das bestätigt auch Experte Biallo: „Meist ist von Gebühren für ,beleglose Buchungen‘ die Rede. Unerwähnt bleibt aber, dass damit auch die Verbuchung von Kartenzahlungen gemeint ist.“ Föller rät Betroffenen, die Bank oder zumindest das Konto zu wechseln, wenn man auch nach Corona noch häufig mit der Karte bezahlt.

    Kontaktloses Bezahlen in Hamburg bis zum Betrag von 50 Euro

    Die Haspa verweist darauf, dass sich die betroffenen 180.000 Kunden bewusst für dieses Kontomodell entschieden haben. „In der Regel, weil sie sehr preissensibel sind und nur sehr wenige Buchungen pro Monat haben“, so Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Auch werde das Konto als Zweitkonto genutzt. „Wer eine höhere Anzahl an Buchungen im Monat hat, nutzt auch schon heute in der Regel das Joker-Konto, bei dem die Kosten für Kontoführung, Zahlungsverkehr und weitere Bankdienstleistungen bereits im Pauschalpreis enthalten sind.“

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      Hamburg ist eine der ersten Städte, in der das kontaktlose Bezahlen inzwischen schon bis zum Betrag von 50 Euro möglich ist, ohne die persönliche PIN eingeben zu müssen, bestätigt eine Sprecherin der deutschen Kreditwirtschaft. Bisher lag die Grenze bei 25 Euro. Denn mit Blick auf das Coronavirus nützt es nichts, wenn man Tasten eines Terminal betätigen muss, die vorher schon viele andere Kunden gedrückt haben oder gar einen Kugelschreiber bekommt, um den Kassenbeleg zu unterschreiben. Unterstützung für die Bargeldzahlung kommt in diesen Tagen aus der Bundesbank. „Die Wahrscheinlichkeit, sich mittels Bargeld anzustecken, ist geringer als bei vielen anderen Gebrauchsgegenständen des täglichen Lebens“, sagt Bundesbankvorstand Johannes Beermann. „Von Banknoten und Münzen geht kein besonderes Infektionsrisiko aus.“