Berlin. Um die Autoindustrie in der Corona-Krise wieder anzukurbeln, sprechen sich Hersteller wie BMW für eine staatliche Kaufprämie aus.

In der Finanzkrise 2009 kurbelte die Abwrackprämie den Autoverkauf in Deutschland an – kommt in der Corona-Krise eine Neuauflage, um die Autoindustrie mit ihren rund 800.000 Beschäftigten zu stützen? Die Hersteller Volkswagen und BMW haben sich bereits für staatliche Unterstützung für Autokäufer ausgesprochen.

So wirbt BMW-Vorstandschef Oliver Zipse für eine „Innovationsprämie“: „Sie kann als Konjunkturmaßnahme die Wirtschaft ankurbeln und gleichzeitig den Umstieg der Kunden auf klimaschonende Technologien beschleunigen“, sagte Zipse. Damit ließen sich die erhoffte wirtschaftliche Erholung und Klimaschutz in Einklang bringen.

VW-Vorstand: Förderung noch dringender nötig als zur Finanzkrise 2009

Auch VW-Konzernvorstand Stefan Sommer plädiert für die Unterstützung des Staates, um das Autogeschäft in Deutschland wieder hochzufahren. „Es braucht Investitionen in die Industrie, und es braucht Investitionen in das Konsumverhalten“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Die Förderung werde noch dringender notwendig sein als nach der internationalen Finanzkrise 2009. Damals zahlte der deutsche Staat beim Kauf eines Neuwagens eine Abwrackprämie für das Altfahrzeug.

Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder hatte bereits in der vergangenen Woche ein Automobil-Programm gefordert, das wie die Abwrackprämie 2009 den Autokauf ankurbeln solle. „Das ist eine Riesenchance, den klimafreundlichen Antrieben zum Durchbruch zu verhelfen, und zwar in der Breite.“ Verglichen mit der Abwrackprämie vor zehn Jahren müsse die Prämie aber höher sein und auch länger gewährt werden.

Autoproduktion steht in der Corona-Krise still

In der Automobilindustrie stehen die Bänder seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie weitgehend still. BMW hat die Produktion in seinen Werken in Europa und Nordamerika bis Ende April gestoppt. Bei Volkswagen bleiben die Werke der Kernmarke in Deutschland wegen der Corona-Pandemie bis 19. April geschlossen. In den USA wurden die meisten Mitarbeiter im Werk in Tennessee beurlaubt. Das soll nach jüngster Planung nicht länger als bis Mitte Mai gelten.

VW will in wenigen Tagen seine Pläne für das Hochfahren der Produktion in Deutschland vorstellen. „Die Planung für den Wiederanlauf wird ausgearbeitet“, sagte Beschaffungsvorstand Sommer. „Wir werden sie nach Ostern vorstellen.“ Alles hänge aber stark an den Vorgaben der Politik, „und wann sie plant, das öffentliche Leben wieder hochlaufen zu lassen“.

Für die Mitarbeiter gibt es künftig nach Angaben von Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh genaue Gesundheitsregeln. In der Fertigung würden „Abläufe so geändert, dass der Schutz vor einer Übertragung des Virus an allererster Stelle steht“, sagte Osterloh. Im Zweifel werde weniger produziert, „als irgendwo ins Risiko zu gehen“. Er sagte: „Wo sich der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht einhalten lässt, tragen die Kolleginnen und Kollegen Masken.“

Autohersteller könnten Klimaziele verfehlen – dann drohen Milliardenstrafen

Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) weißt unterdessen darauf hin, dass sich in Corona-Krise die Einführung von Elektroautos verzögern könne und die Autoindustrie die Klimaziele der EU verfehlt. Bei Verstößen drohen ab dem kommenden Jahr Milliardenstrafen. „Ich hoffe, dass die Europäische Union das erkennt. Die ohnehin angespannte Lage der gesamten deutschen Automobilindustrie und der gesamten Zulieferer noch weiter zu verschärfen, das wäre ein Brandbeschleuniger für den Industriestandort Deutschland“, sagte Althusmann. (aky/dpa)