Berlin. Die Coronakrise reißt die deutsche Wirtschaft in eine schwere Rezession. Wirtschaftsforscher rechnen aber schon 2021 mit Erholung.

Autowerke stehen still, Läden sind geschlossen, viele Hotels und Restaurants sind dicht, für Hunderttausende Menschen gilt Kurzarbeit. Deutschland droht durch die Corona-Pandemie eine schwerwiegende Rezession, die auch die Arbeitslosigkeit in die Höhe treiben wird. Dies sagen die fünf führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Frühjahrsgutachten voraus.

„In der Spitze wird die Arbeitslosenquote in diesem Jahr auf 5,9 Prozent und die Zahl der Kurzarbeiter auf 2,4 Millionen hochschnellen“, sagte ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Im Durchschnitt werden die Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum Vorjahr um knapp eine Viertel Million auf 2,5 Millionen steigen.

Corona-Rezession ist ein „vorübergehendes Problem“

Die Wirtschaftsleistung werde in diesem Jahr um 4,2 Prozent schrumpfen. Doch die Wissenschaftler erwarten schon im nächsten Jahr eine Erholung. Die Wirtschaft soll dann um 5,8 Prozent wachsen. „Wir sehen die Pandemie als vorübergehendes Problem“, sagte ifo-Konjunkturchef Wollmershäuser. Wenn die Unternehmen nach dem Shutdown ihre Aktivitäten wieder aufnehmen, komme es allmählich wieder zu einer Erholung der Wirtschaftsleistung auf das Vorkrisen-Niveau.

Was ist eine Rezession?

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    Positiver Blick in die Zukunft: Deutschland könnte Einbruch verkraften

    „Deutschland bringt gute Voraussetzungen mit, den wirtschaftlichen Einbruch zu verkraften“, sagt Wollmershäuser. Die Wissenschaftler gehen dabei auch davon aus, dass die genehmigten Staatshilfen - wie Zuschüsse und Kreditprogramme - für Unternehmen sowie die Kurzarbeitsangebote wirken.

    Die günstige Finanzlage ermögliche es dem deutschen Staat, weitgehende Maßnahmen zur Abfederung der kurzfristigen negativen Folgen für Unternehmen und private Haushalte zu ergreifen. Schon jetzt haben Bund und Länder Hilfspakete in Form von Zuschüssen und Kreditprogrammen in Milliardenhöhe aufgelegt.

    Aktuell doppelt so großer Einbruch wie zur Finanzmarktkrise

    Doch aktuell sind die Einschnitte stark: Das Bruttoinlandsprodukt sei schon im ersten Quartal um 1,9 Prozent geschrumpft. Im zweiten Quartal werde es als Folge des Shutdowns um 9,8 Prozent einbrechen. „Dieser Einbruch ist mehr als doppelt so groß wie jener während der Weltfinanzkrise im ersten Quartal 2009“, so die Wissenschaftler.

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    Corona-Hilfsprogramme führen zu Rekorddefizit für den Staat

    Die genehmigten Hilfsprogramme für Unternehmen und Selbstständige führen in diesem Jahr jedoch zu einem Rekorddefizit des Staats von 159 Milliarden Euro. Die Staatsverschuldung wird damit in diesem Jahr auf 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen. „2020 gibt es ein gewaltiges Defizit im Haushalt. Doch es wird keine Gefahr für die Stabilität der Staatsfinanzen darstellen“, sagte Oliver Holtemöller, vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle.

    Die Preise werden unterdessen in diesem Jahr nur moderat um 0,6 Prozent steigen. Dies ist dem geringen Ölpreis zu verdanken, der vor allem aufgrund von Streitigkeiten zwischen den Erdöl produzierenden Ländern in den Keller gesackt ist.

    Was passiert, wenn der Shutdown länger als Mitte April andauert?

    Allerdings könnte alles auch doch noch schlimmer kommen. Denn die Wirtschaftsforscher haben ihrer Prognose das Szenario zugrunde gelegt, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Virus-Ansteckung lediglich fünf Wochen beträgt - und zwar von Mitte März bis Mitte April - und die Beschränkungen danach langsam aufgehoben werden. Bislang gibt es aber noch keine Aussichten darauf, dass der Shutdown tatsächlich schon nach Ostern beendet wird.

    Corona-Ausbreitung zu stoppen, ist auch ökonomisch wichtig

    So gibt auch der ifo-Konjunkturchef zu: „Prognosen haben derzeit eine kurze Lebensdauer.“ Jeder Monat länger dürfte die Wirtschaftsleistung um etwa 1,5 Prozent weiter senken. Grundsätzlich begrüßen die Wissenschaftler aber, dass die Bundesregierung bislang schnell gehandelt habe, sagte Holtemöller: „Die wichtigste Aufgabe ist es jetzt, die Ausbreitung der Infektionen zu stoppen. Das ist auch ökonomisch sinnvoll“.

    Hintergrund: Was die Rezession für die Bürger bedeutet

    Die Gemeinschaftsdiagnose wird vom DIW in Berlin, ifo Institut in München, IfW in Kiel, IWH in Halle und RWI in Essen gemeinsam erstellt. Sie soll der Bundesregierung als Orientierung für ihre Steuereinnahmen und Gestaltung der öffentlichen Haushalte dienen.

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