Berlin. In der Corona-Krise sind die Züge leer. Selbst Ostern werden nicht mehr Reisende erwartet. Die Bahn stellt dennoch Mitarbeiter ein.

Die Deutsche Bahn will während der Corona-Krise weiterhin rund 75 Prozent aller Fernzüge und zwei Drittel aller Nahverkehrszüge durchs Land fahren lassen. Und dies, obwohl derzeit nur rund zehn bis 15 Prozent der sonst üblichen Fahrgäste befördert werden. „An eine weitere Reduzierung ist nicht gedacht“, sagte der Vorstandschef Richard Lutz am Montag in Berlin. Auch zu Ostern gibt es bislang keine erhöhte Nachfrage. „Wir erwarten auch keine vermehrten kurzfristigen Buchungen.“

Bahnverkehr wie am Wochenende – Auslandsverbindungen eingestellt

Die Bahn fährt vielerorts wie sonst an Wochenenden. Der Staatskonzern will dadurch die Mobilität aufrechterhalten. Alle Arbeitskräfte – wie Pfleger oder Verkäufer – sollten zuverlässig an ihre Arbeitsplätze kommen, sagte der Bahnchef. Eingestellt wurden Fernverbindungen ins Ausland, Sprinter-Züge und Strecken zu touristischen Zielen im Inland.

Neuer Passagierrekord kann 2020 wohl nicht erzielt werden

Der Staatskonzern will durch die Vielzahl an Zügen die Mobilität aufrechterhalten. Durch die geringere Auslastung könnten die Reisende auch mit sicherem Abstand zu ihren Zielen kommen. Schlecht für die Bilanz: Die geplante Steigerung der Beförderungszahlen auf „rund 157 Millionen sind in diesem Jahr wohl nicht mehr realistisch“, meinte Lutz.

Im Güterverkehr konnten unterdessen auch neue Kunden gewonnen werden. „Wir transportieren alles, was Kunden gefahren haben wollen“, so der Bahnchef. Dazu gehörten zuletzt auch Atemschutzmasken aus Asien oder Nudeln aus Italien. Insgesamt würden derzeit etwa 70 Prozent der sonstigen Güterverkehre fahren. Hier gibt es vor allem in der Industrie Rückgänge. Generell könnten die Züge aber problemlos Grenzen überschreiten.

Kunden können Tickets im Internet stornieren und umbuchen

Im Sinne der Kunden hat die Bahn auch ihre Kulanzregelungen erweitert. Wer sein Ticket stornieren oder umbuchen will, kann dies auch im Internet erledigen. Mietern von Bahnhofsläden würden die Mieten gestundet. Dazu gibt es weitere Möglichkeiten, Geld beim Ticketbuchen zu sparen.

„Die Corona-Krise wird uns sehr hart treffen, wahrscheinlich mehr als die Finanzkrise 2008/09“, sagte Lutz. Zugleich ist der Bahnchef überzeugt, „dass wir die Krise bewältigen und überwinden werden“. Er ist sicher, dass der Bahn „als grüner Verkehrsträger“ die Zukunft gehöre. „Die Schiene wird auch nach der Krise eine signifikante Rolle spielen.“

Bahn stellt weiter Mitarbeiter ein und baut Schienennetz aus

Aus diesem Grund verfolgt die Bahn auch in Corona-Zeiten weiter ihr Milliarden-Investitionsprogramm in den Ausbau der Infrastruktur – wie in Brücken, Schienen und Strecken. „Wir bauen soviel wie möglich.“ Auch die Einstellung von Mitarbeitern laufe weiter. Die Bahn bleibt damit auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, so Bahnchef Lutz: „Wir sind wie ein organisiertes Konjunkturprogramm.“