Berlin. Die Bahn will bis 2030 alle Gleise sanieren – 33.400 km. Rund 15.000 Bauunternehmen bekommen die Aufträge. Was das für Kunden heißt.
Die Deutsche Bahn investiert 2020 mit 12,2 Milliarden Euro so viel Geld in die Modernisierung und Sanierung von Schienen und Bahnhöfen wie nie zuvor in einem Jahr. Insgesamt sollen 1800 Kilometer Gleise, gut 1900 Weichen und 160 Brücken erneuert werden. Auch 800 Bahnhöfe werden modernisiert – darunter große Standorte wie Berlin Zoologischer Garten, Dortmund und Hannover. Viele kleinere Bahnhöfe erhalten neue Rolltreppen, barrierefreie Zugänge, Aufzüge, Sitzbänke oder neue Anzeigetafeln für Reisende.
Mit den weiteren Rekordinvestitionen in den nächsten Jahren „wollen wir bis 2030 das gesamte Bahnnetz modernisieren und durchsanieren“, kündigte der Vorstand für Infrastruktur, Ronald Pofalla, am Mittwoch an: „Wir machen das Netz fitter und leistungsfähiger.“ Bei allen Bauprojekten sollen die Auswirkungen und Unbequemlichkeiten für Kunden so gering wie möglich ausfallen. Kundenfreundliches Bauen spiele eine wichtige Rolle.
Deutsche Bahn: Schnellstrecke Mannheim-Stuttgart wird saniert
Neben der Modernisierung sind zudem 46 Großprojekte in Bau, elf sollen fertiggestellt werden. Auch die Schnellfahrstrecken sollen weiter saniert werden. Nach Hannover–Würzburg ist in diesem Jahr der Abschnitt Mannheim–Stuttgart dran. Neben Staatsmitteln investiert die Bahn selbst 2,4 Milliarden Euro, die aus Einnahmen durch die Infrastruktur erzielt wurden. „Diese investieren wir wieder zu 100 Prozent ins Netz“, sagte Pofalla.
Für die Bauwirtschaft sind die Investitionen ein gigantisches Arbeitsbeschaffungsprogramm. Die Deutsche Bahn vergibt ihre Aufträge an rund 15.000 Unternehmen, berichtet Pofalla. Allein um die Projekte zu planen, umzusetzen und ins Ziel zu führen, stelle der Staatskonzern in diesem Jahr 2000 neue Baufachkräfte und Ingenieure ein. Durch eine neue digitale Planungsplattform könnten zugleich alle Bauvorhaben deutlich schneller umgesetzt werden. Unterdessen gibt es noch Probleme bei neuen Zügen.
Netzsanierung soll Züge in den nächsten Jahren immer pünktlicher machen
Durch die Netzsanierung erhofft sich Pofalla auch pünktlichere Züge. Bereits bei einer Pünktlichkeit von 85 Prozent im Fernverkehr würden in der Regel alle Anschlusszüge erreicht, sagt der Bahnvorstand. 2019 lag diese bei 75,9 Prozent.
Schon 60 Prozent der Züge fahren mit Erneuerbarer Energie
Der Anteil der Züge, die mit erneuerbaren Energien fahren, betrug 2019 erstmals 60 Prozent – 2030 soll er 80 Prozent erreichen. Der Fernverkehr fahre schon heute zu 100 Prozent mit Ökostrom.
Deutsche Bahn: Das sind die großen Baustellen in diesem Jahr:
• Bremen – Norddeich und Rheine – Emden (Februar – März)
Für die Arbeiten an Gleisen und Weichen sind die Abschnitte zwischen
Oldenburg (Oldb) und Emden bzw. Norddeich Mole und Emden sowie Rheine
gesperrt. Einige Fahrten im Fernverkehr fallen infolgedessen aus. Darüber
hinaus können die Züge nicht in allen Stationen halten. Vereinzelt kommt es zu
einer Fahrzeitverlängerung von 30 Minuten.
• Celle – Uelzen (März – Mai)
Hier werden Brücken und Gleise auf Vordermann gebracht. In der Bauzeit
leitet die Bahn den Fernverkehr um. Das führt zu Fahrzeitverlängerungen. Im
Regionalverkehr kann es zu Ausfällen von Zugfahrten kommen.
• Hannover – Hameln (April – Juli)
Zwischen Hannover und Hameln erneuert die Bahn unter anderem Gleise und
Weichen. Die Strecke steht daher nicht in gewohnter Weise zur Verfügung. Der
Fernverkehr wird über eine Umleitung an der Baustelle vorbeigeleitet, was zu
einer längeren Fahrzeit führt. Züge des Regionalverkehrs fallen teilweise aus.
• Nürnberg – Regensburg (April – Mai)
Für die umfangreiche Erneuerung von Brücken und Gleisen ist die Strecke
gesperrt. Es kommt zu Umleitungen mit daraus folgenden
Fahrzeitverlängerungen. Teilweise fallen Fernverkehrszüge aus. Für den
Regionalverkehr stehen als Ersatz Busse zur Verfügung.
• Mannheim – Stuttgart (April – Oktober)
Die Schnellfahrstrecke wird für die Modernisierungsarbeiten komplett gesperrt.
Da die Fernverkehrszüge während dieser Zeit über Umleitungen fahren, sind
sie 20 bis 45 Minuten länger unterwegs. Auch einige Fahrten sowie Halte
entfallen. Die DB erwartet darüber hinaus in den verbleibenden Zügen eine
höhere Auslastung.
• Köln – Bonn (August)
Die Bahn erledigt eine Vielzahl von Arbeiten an der Oberleitung, für die neuen
Stellwerke Köln Hauptbahnhof und Köln „Linke Rheinseite“ sowie die
Ausstattung mit ETCS gebündelt in den Sommerferien. Die Strecke ist dabei
komplett gesperrt. Es kommt zu Umleitungen der Züge und Teilausfällen im
Nah- und Regionalverkehr zwischen Köln und Bornheim-Sechtem.
• Dortmund – Hamm (Oktober)
Zwischen den Hauptbahnhöfen Dortmund und Hamm kommt es wegen der
Modernisierungsarbeiten an der Strecke zu Umleitungen und Abweichungen
vom Fahrplan. Mitunter können die Züge nicht an den gewohnten Stationen halt
machen.
• Berlin – Doberlug-Kirchhain (Oktober – Dezember)
Die Bahn baut den Bahnhof Wünsdorf-Waldstadt um. Während dieser Zeit
fahren Züge des Fernverkehrs über Umleitungen und sind deshalb mit einer
längeren Fahrtzeit unterwegs. Im Regionalverkehr fallen die Züge aus.
Deutsche Bahn – mehr zum Thema:
Geld investieren ist die eine Sache, gute Produkte bekommen die andere: Die Deutsche Bahn musste mehrere Intercity-Züge wegen technischer Mängel ablehnen. Immerhin sehen die Angestellten schick aus: Das ist der neue Designerlook der Bahn-Mitarbeiter. Die DB hatte sich von ihnen verabschiedet, unsere Nachbarn fahren sehr gut mit Nachtzügen. Österreichs neuer Brüssel-Nachtzug fährt auch durch Deutschland.