Hamburg. Ex-Senator Frank Horch spricht über private Herausforderungen – und fordert Exit-Pläne: „Nicht nur auf Virologen hören!“

Nun sitzt Frank Horch in seiner Wohnung wie viele Millionen anderer Bundesbürger auch. Und der frühere Hamburger Wirtschaftssenator ist zum Glück nicht alleine, seine Frau Margret ist bei ihm. Dies ist für den 72-Jährigen Freude und Verantwortung zugleich. Denn seine Frau ist bereits seit Längerem krank, muss gepflegt werden. Ein Problem dabei: Die für sie wichtige medizinische Hilfe von außen kommt wegen der Coronapandemie derzeit nicht mehr.

Deshalb macht Frank Horch neben seinem eigenen täglichen Fitnessprogramm auch die notwendigen physiotherapeutischen Übungen mit seiner Frau. Einmal die Woche gehe er zudem noch einkaufen, erzählt Horch.

Horch fordert "Exit-Pläne" von der Politik

Er versuche die Besuche im Supermarkt auf das absolut Notwendigste zu reduzieren, „wegen der Ansteckungsgefahr“. Abstand halten, häufig und intensiv die Hände waschen – für ihn in dieser Zeit selbstverständlich. Horch ist weit davon entfernt, die einschneidenden politischen Maßnahmen im Zuge der Coronakrise laut zu kritisieren, denn er weiß, dass es sich um eine Ausnahmesituation handelt und dass die Politik „einen guten Job“ macht.

Aber Horch fordert dennoch zügig konkrete Ideen für die Zeit nach dem Shutdown. „Die Politik muss Exit-Pläne ausarbeiten – und zwar unter der Beteiligung von Vertretern aller relevanten Gruppen in unserer Gesellschaft. Da dürfen nicht nur Virologen gehört werden, sondern auch Vertreter aus der Wirtschaft, dem sozialen Bereich und der Kultur.“ Die Politik müsse nun dafür sorgen, dass die Wirtschaft und die Gesellschaft durch den Shutdown keinen irreparablen Schaden nehme.

Horch hält nichts von Mundschutzpflicht

Spätestens Anfang Mai müssten die Regeln gelockert werden. So könne er sich vorstellen, dass man ab Mai zum Beispiel Restaurantbesuche wieder zulässt, aber die Tische mit mindestens zwei Metern Abstand aufstellt und nur eine begrenzte Zahl von Personen pro Tisch erlaubt. Denn für viele kleine und mittlere Betriebe – gerade im arg gebeutelten Gas­tronomiebereich – gehe es jetzt schon ums „nackte Überleben“.

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Von einer Mundschutzpflicht für alle hält Horch derweil wenig. „Es gibt ja ohnehin nicht genug Schutzmasken. Sie sollten dem medizinischen Personal vorbehalten sein. Denn in den Krankenhäusern werden diese benötigt.“ Dass die Hamburger Wirtschaft insgesamt dauerhaft Schaden nehmen wird, hofft und glaubt der Ex-Senator nicht.

Gerade die Industrie sei gut und besonders breit aufgestellt. Sie könne bestehende Aufträge spätestens nach der Krise abarbeiten. Und dennoch spricht er von der „größten Herausforderung in den vergangenen 75 Jahren“. Sein Wunsch: „Dass die Politik weiter einen guten Job macht, die Wirtschaft schnell wieder anlaufen kann – und vor allem, dass die Pandemie so wenige Opfer wie möglich fordert.“