Berlin. Corona-Krise: Firmen berichten über schlechte Erfahrungen mit der Hausbank, manchen wird der Kredit verwehrt, anderen sogar gekündigt.

Im Mittelstand wächst der Unmut über die Vergabepraxis der Kreditprogramme der Bundesregierung. Insbesondere mittelgroße Unternehmen berichten über Schwierigkeiten, KfW-Kredite zu erhalten, weil die Hausbanken dabei ein Restrisiko von zehn Prozent übernehmen müssten. Zahlreiche Kredite würden deshalb abgelehnt und manche Existenz aufs Spiel gesetzt.

„Aus Sicht des Mittelstands sind Zweifel an der nachhaltigen Wirksamkeit des Milliardenprogramms angebracht“, kritisiert Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW), und fordert eine Kurskorrektur. „Die Kredite sollten nicht wie üblich über die Hausbanken geleitet, sondern direkt von der Förderbank KfW abgewickelt werden.“

Abgelehnte Kredite: Mittelstand und Familienunternehmen kritisieren Vorgehen

Die Hausbanken gäben das Restrisiko an die Unternehmen in Form höherer Kreditzinsen weiter, so Ohoven: „Das erschwert und verzögert die dringend benötigten Liquiditätsspritzen für die Unternehmen.“

Auch der Verband der Familienunternehmen kritisiert die Kreditvergabe über Hausbanken. „Hier zeigt sich die Schwäche des Verfahrens: Der Prozess in den Geschäftsbanken ist bürokratisch und kostet wertvolle Zeit“, sagt Hauptgeschäftsführer Albrecht von der Hagen. Da Banken und Sparkassen selbst für einen Teil der Kreditsumme haften, kämen sie schon aus Selbstschutz um die Prüfung nicht herum.

„Das ist zwar verständlich, um Missbrauch auszuschließen. Für Unternehmen in existenzieller Notlage aber, deren Absatzmärkte jetzt weggebrochen oder Lieferketten gerissen sind, kann dies schon zu lange sein.“ Es wäre empfehlenswert, „die Hausbanken für einen kurzen, genau fixierten Zeitraum komplett aus der Haftung herauszunehmen, indem die Förderbanken für das gesamte vergebene Kreditvolumen bürgen – ähnlich wie die Treuhandanstalt im Sommer 1990“, sagte von der Hagen.

Coronavirus-Krise – Mehr zum Thema:

Unternehmen wird gekündigt – 2500 Anträge gestellt

Besonders ernüchternd: Manchen Unternehmen werden anlässlich der Beantragung von KfW-Krediten sogar bestehende Kredite von ihrer Hausbank gekündigt, berichtet Stefan Heidbreder, Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen: „Die von der Regierung beabsichtigte Unterstützung erweist sich dann sogar als Boomerang.“

Corona-Krise- Bundesrat billigt milliardenschweres Maßnahmenpaket

weitere Videos

    Bei aller Kritik ist die Nachfrage nach KfW-Krediten hoch. Bisher sind 2500 Anträge mit 10,6 Milliarden Euro Gesamtvolumen eingegangen, berichtet die KfW am Donnerstag. In den meisten Fällen gehe es um Kredite von bis zu drei Millionen Euro, für die vereinfachte Bedingungen gelten. Knapp 2100 Anträge davon seien schon bewilligt und damit 750 Millionen Euro zugesagt.

    Mehr zum Thema: So hart trifft die Coronavirus-Krise den Mittelstand