Berlin. Eine Blitzumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages zeigt: Die Corona-Krise könnte für zahlreiche Insolvenzen sorgen.

Noch sind die drastischen Beschränkungen in der Corona-Krise erst wenige Wochen alt – und doch gerät die Wirtschaft immer stärker ins Wanken.

Einen wahren Ansturm erlebt die staatliche Kreditbank KfW: Bis einschließlich Donnerstag lagen ihr 443 Anträge über insgesamt rund 7,4 Milliarden Euro vor. Für viele Unternehmen sind die zinsgünstigen Kredite die einzige Chance, um sich vor der Pleite zu retten.

Corona-Krise: Tui beantragt 1,8 Milliarden Euro-Kredit

In den Abwärtssog geraten immer mehr Unternehmen. So gab der Reisekonzern Tui am Freitag bekannt, Hilfskredite in Höhe von 1,8 Milliarden Euro beantragt zu haben. Laut eines Berichts der „Lebensmittel-Zeitung“ wird zudem die Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof Staatsgelder beantragen.

Erste Unternehmen wie die ohnehin schon angeschlagenen Restaurant-Ketten Vapiano und Maredo hat die Krise schon in die Insolvenz getrieben. Und es werden wohl zahlreiche weitere Firmen hinzukommen.

Corona-Krise: Jedes fünfte Unternehmen kämpft gegen das eigene Aus

Das zeigt eine Blitzumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter 15.000 bundesweit befragten Firmen: Jedes fünfte Unternehmen sieht sich von der Insolvenz bedroht.

40 Prozent der Firmen haben laut eigener Aussage bereits jetzt mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen. „Das sollte nun alle Alarmleuchten angehen lassen: Wenn wir uns dieser Entwicklung nicht entschieden entgegenstellen, erleben wir wirtschaftliche Schäden von historischem Ausmaß“, sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer.

Bundesrat verabschiedet Rettungspaket

Dabei hat der Bund bereits einiges getan, um gegenzusteuern. Am Freitag billigte als letzte Instanz nach der Bundesregierung und dem Bundestag auch der Bundesrat das gigantische Rettungspaket, das den deutschen Staatshaushalt mit einem Rekordschuldenvolumen von 156 Milliarden Euro belasten wird. Mit diesem Geld macht der Bund unter anderem das Geld für die KfW-Kredite flüssig und finanziert die Kurzarbeit. Er zahlt aber auch Klein-Unternehmern und Selbstständigen Zuschüsse in Höhe von bis zu 15.000 Euro. Bereits zum 1. April soll das Geld ausgezahlt werden.

Jedes vierte Unternehmen rechnet mit halbiertem Umsatz

Rundum zufrieden ist der DIHK damit nicht. „Es tut sich eine gefährliche Lücke insbesondere bei mittelständischen Unternehmen auf“, sagte Schweitzer.

Viele Mittelstandsunternehmen sind zu groß, um Soforthilfen zu bekommen, aber zu klein, um unter den staatlichen Rettungsschirm zu schlüpfen. Ihnen bleiben nur die Kredite.

Doch das reicht offenbar vielen nicht. 67 Prozent der Unternehmen gaben an, dass bei den Zuschüssen nachgesteuert werden müsse. Jedes zweite Unternehmen dringt auf eine Senkung der Unternehmenssteuer.

Jede vierte Firma rechnet mit halbiertem Umsatz

So hoffen die Unternehmen auf Entlastung, die ihnen aus eigener Kraft wohl nicht gelingen wird: Jedes vierte Unternehmen erwartet, dass sich der Umsatz in diesem Jahr halbieren wird. Profiteure gibt es kaum. Nur zwei Prozent der Firmen erwarten Umsatzsteigerungen.

Die einbrechenden Umsätze könnten mit bitteren Folgen für die Arbeitnehmer einhergehen. Während viele Großkonzerne wie Volkswagen, die Lufthansa oder Puma Kurzarbeit angekündigt haben, um Entlassungswellen zu vermeiden, sind viele Unternehmen laut DIHK schon einen Schritt weiter. 38 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, Personal abbauen zu wollen.

Banken überprüfen die Kreditwürdigkeit

Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer drängte daher darauf, dass die zugesagten Hilfen schnell und unbürokratisch ausgezahlt werden müssten: „Die Marschrichtung bei Verwaltungen, Institutionen und Banken kann nur lauten: schnell, schnell, schnell und ohne viel Formularkram bei Beantragung und Auszahlung“, sagte Wollseifer.

Doch gerade bei den Krediten haben dabei die Hausbanken noch ein Wort mitzureden – denn sie haften für ein Zehntel des zu vergebenen Kredits. Banken müssten „die Risiken weiter im Blick behalten“, sagte etwa Stefan Bender, Leiter Unternehmensbank Deutschland der Deutschen Bank. „Und klar ist auch: Wenn der Kunde schon vor der Corona-Krise massive Probleme hatte, sein Geschäft fortzuführen, bekommt er möglicherweise keinen Förderkredit.“ Für viele Unternehmen würde das das endgültige Aus bedeuten.

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