Hamburg. Umschlagsminus bei rund zehn Prozent. Effekt aus Corona-Produktionspause in China wird dabei erst in nächsten Wochen erwartet.

Der Gütertransport per Schiff gehört in der Corona-Krise zu der systemrelevanten Infrastruktur – und Gunther Bonz kann aus dem Hamburger Hafen durchaus Positives berichten. Der Warenfluss wie zum Beispiel Kanülen für Krankenhäuser oder Lebensmittel aus fernen Ländern funktioniere. „Das läuft alles“, sagt der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg (UVHH) dem Abendblatt.

Es gebe keine personellen Engpässe auf den Terminals. Mitarbeiter, die in Risikogebieten Urlaub gemacht hätten, seien gleich zu Hause geblieben. In den Kantinen gebe es seit Wochen größeren Abstand zwischen den Tischen. Teams seien gestreckt worden, auf Meetings werde verzichtet. Maßnahmen, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren – und offenbar fruchten sie: Corona-Fälle habe es bisher nicht gegeben, heißt es aus dem Hafen.

Im Hamburger Hafen ist wegen Corona weniger zu tun als im Vorjahr

Dass der Betrieb an den Kaikanten wie gewünscht erfolgen kann, bestätigt auch die Hafenbehörde HPA. Der Hafen sei weiterhin voll funktionsfähig, sagt ein Sprecher. Es gebe keine Sperrungen von Straßen oder Brücken. An allen notwendigen Orten im Hafen werde gearbeitet.

Allerdings ist weniger zu tun als im Vorjahr. „Beim Güterumschlag befinden wir uns in diesem Jahr bisher bei einem Minus von etwa zehn Prozent“, sagt Bonz. Mehr als 30 Schiffe hätten auf das Anlaufen des Hamburger Hafens in den ersten Jahreswochen verzichtet. Bei 800 Schiffsanläufen pro Jahr geht damit ein deutlicher Verlust von Ladung einher. In Asien sei bereits im vergangenen November/Dezember weniger produziert worden. Das schlage jetzt durch. Denn der Effekt aus der Corona-Krise in China komme hierzulande mit acht bis zehn Wochen Verzögerung an.

Firmen in China hatten wochenlang die Produktion eingestellt

Wegen des Virus hatten viele Firmen im Reich der Mitte wochenlang die Produktion eingestellt, die Regierung hatte das chinesische Neujahrsfest verlängert. „Der Effekt aus Chinese New Year wird uns von nächster Woche an treffen“, sagt Bonz. Fast jeder zweite planmäßige Liniendienst zwischen Asien und Europa ist gestrichen worden. Bis in den Mai hinein rechnet Bonz mit einem deutlichen Rückgang der Containertransporte. In einigen Teilbereichen, die er nicht weiter ausführen wollte, gebe es jetzt schon Einbrüche um 50 bis 60 Prozent.

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    Bonz sorgt sich vor allem um die Zukunft des Hamburger Hafens. Weil jetzt die Warenströme wegbrechen, könnten sich die Transportwege neu sortieren. „Wenn in Deutschland und Hamburg jetzt nicht die Standortnachteile beseitigt werden, besteht die Gefahr, dass beim Wiederanlaufen der Konjunktur noch mehr Warenverkehre nach Rotterdam und Antwerpen abwandern“, sagte Bonz. Der Hamburger Hafen gilt zum einen als teuer. Zum anderen seien die Einfuhr-Umsatzsteuer-Regelung, eingeschränkte Öffnungszeiten des Veterinäramts und langwierige Genehmigungsprozesse für Schwertransporte Wettbewerbsnachteile zur Konkurrenz. „Die Situation ist sehr, sehr ernst“, sagt Bonz.

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    Der UVHH-Präsident, der zugleich Generalbevollmächtigter beim Umschlagsbetreiber Eurogate ist, regt zudem an, dass die Hamburg Port Authority (HPA) ihren Mietern die Miete erlassen könnte – ähnlich wie es die städtische Sprinkenhof AG bereits angeboten habe. Die HPA konnte sich dazu derzeit noch nicht konkret äußern. Es hieß lediglich, man sei dabei, alles zu prüfen, was in dieser Krise hilfreich sei, und stehe in engem Kontakt zum Senat.

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