Hamburg. Werk, Verwaltung und Einkauf stehen im Fokus. Vorstandschef räumt wegen Ergebnisschwäche ein: „Wir haben Vertrauen verloren.“
Anlässlich der Hauptversammlung hat Aurubis-Chef Roland Harings die Pläne für das im Dezember angekündigte Sparprogramm konkretisiert. „Im Fokus haben wir zunächst Maßnahmen in drei Arbeitsbereichen: im Werk Hamburg, in den Verwaltungs- und Serviceeinheiten und im Einkauf von allem, was nichts mit unseren Einsatzmaterialien zu tun hat“, sagte Harings den Aktionären laut Redetext. Bis Ende März wolle man für alle drei Bereiche „Maßnahmenkataloge aufstellen“, bis Ende des Geschäftsjahres 2022/23 werde man diese nach und nach umsetzen.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte der operative Gewinn der Hamburger Kupferhütte um 40 Prozent auf 192 Millionen Euro abgenommen, unter anderem wegen ungeplanter Anlagenstillstände an drei Standorten. Zwischenzeitlich war der Aktienkurs um ein Drittel eingebrochen. „Sicher ist: Wir haben Vertrauen verloren“, sagte Harings.
Sinkende Dividende
Zwar sinke die Dividende von 1,55 auf 1,25 Euro je Aktie. Doch eine Dividendenrendite von 3,1 Prozent sei im aktuellen Kapitalmarktumfeld noch immer eine „attraktive Verzinsung“. Kurzfristig machte der Vorstandschef den Aktionären wenig Hoffnung auf höhere Gewinne: „Die Situation an unseren Beschaffungs- und Absatzmärkten hat sich eingetrübt. Wir werden 2019/20 nicht direkt an frühere Ergebnisse anknüpfen können“, hieß es. Für das aktuelle Geschäftsjahr erwarte man ein operatives Ergebnis zwischen 185 Millionen und 250 Millionen Euro. Für die ersten drei Monate des Geschäftsjahres 2019/20 hat Aurubis einen Gewinn von 31 Millionen Euro ausgewiesen, verglichen mit 40 Millionen Euro im Vorjahresquartal.
Aber nicht nur wegen der schwachen Ergebnisse sahen sich der Vorstand und der Aufsichtsrat von Aurubis auf der Hauptversammlung mit kritischen Fragen und Gegenanträgen konfrontiert. Der Konzern werde den Anforderungen an „menschenrechtliche Sorgfaltspflichten“ nicht gerecht, schon weil er die Lieferanten von Kupferkonzentrat in Ländern wie Peru, Bulgarien, Chile und Brasilien nicht konkret nenne, argumentierten die Christliche Initiative Romero (CIR) und der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Sie forderten deshalb, den Aurubis-Vorstand nicht zu entlasten. Außerdem habe im vergangenen Jahr erst die Hamburger Umweltbehörde auf die Überschreitung von Arsen-Grenzwerten in der Luft hingewiesen. „Der Aurubis-Vorstand darf eine zeitnahe Information zu Risiken für die lokale Bevölkerung nicht länger verweigern“, forderte der Dachverband.
Investitionen in Umweltschutz
„Wir sind heute eine der saubersten Kupferhütten weltweit“, sagte Harings zum Umweltschutz. In Hamburg plane man, in den nächsten zwei Jahren weitere rund 100 Millionen Euro in Absaugungs- und Filteranlagen an der Rohhütte zu investieren.
Werner Marnette, von 1994 bis 2007 Chef der Norddeutschen Affinerie (heute: Aurubis), beantragte ebenfalls, den Vorstand und den Aufsichtsrat nicht zu entlasten. Marnette sieht die Eigenständigkeit von Aurubis durch den Großaktionär Salzgitter AG mit einem Kapitalanteil von knapp 30 Prozent bedroht. Zum Ende der Hauptversammlung stimmten die Aktionäre allerdings mehrheitlich für die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat.