Hamburg. Hamburger Unternehmen will Geldinstitute bei Strafzinsen entlasten. Welche eigenen Interessen dahinter stecken.
Die Banken leiden unter den milliardenschweren Zahlungen an die Europäische Zentralbank (EZB). Für Einlagen bei der EZB müssen die Institute einen Strafzins zahlen, der teilweise an die Kunden weitergegeben wird. Nach Berechnungen des Hamburger Unternehmens Deposit Solutions haben die Banken im Euroraum seit Einführung der Strafzinsen im Jahr 2014 insgesamt 25 Milliarden Euro an die EZB gezahlt, geht aus einer Studie des Unternehmens hervor, die anlässlich des Weltwirtschaftsforums in Davos vorgestellt wurde. Ein Drittel der Summe, also über acht Milliarden Euro, entfiel dabei auf deutsche Geldinstitute. Sie haben allein im vergangenen Jahr fast zweieinhalb Milliarden Euro an die EZB gezahlt. „Das entspricht zwölf Prozent ihrer Vorjahresgewinne“, sagt Tim Sievers, Gründer und Chef von Deposit Solutions, das im Internet die Zinsplattformen Zinspilot und Savedo betreibt.
Kunden profitieren von höheren Zinsen
Privatanleger können dort Tagesgeld- und Festgeldangebote von vorwiegend ausländischen Banken nutzen, ohne immer wieder eine neue Bankverbindung eröffnen zu müssen. Die Zinsen sind höher als in Deutschland. Inzwischen nutzen auch die Deutsche Bank und die Hamburger Privatbank M.M. Warburg & CO diese Angebote für ihre Kunden. Das erklärt auch den Hintergrund der Studie. Deposit Solutions möchte noch mehr Banken für ihr Angebot gewinnen. Spareinlagen würden so auf andere Institute umgeleitet und die Strafzahlungen an die EZB reduziert oder ganz vermieden.
Deposit Solutions hat bereits mehr als 100 Banken aus 18 Ländern an seine Plattform angeschlossen. Zusätzlich vermarktet das Unternehmen über die Internetplattformen Zinspilot und Savedo ausgewählte Einlagenprodukte seiner Partnerbanken direkt an Sparer. Abgewickelt werden die Anlagen über die Hamburger Sutor Bank. Das 2011 von Tim Sievers gegründete Unternehmen beschäftigt heute über 300 Mitarbeiter und hat neben seinem Hauptsitz in Hamburg Büros in Berlin, London, Zürich und New York.