Hamburg. Spitzenkandidaten der Starken Wirtschaft Hamburg stellen Zehn-Punkte-Programm vor. Besonderes Angebot für Start-ups.
Dass sich Astrid Nissen-Schmidt und Norbert Aust als Team verstehen, haben die beiden Spitzenkandidaten der Plattform Starke Wirtschaft Hamburg von Anfang an klar gemacht. „Wir müssen die Handlungsfähigkeit der Handelskammer wiedergewinnen“, benannte Aust am Mittwoch im Hotel Elysée fünf Tage vor Beginn der Plenarwahl bei der Vorstellung des Zehn-Punkte-Programms das wichtigste Ziel. Die offenen Führungspositionen sollten schnellstmöglich neu besetzt – und auf mehrere Schultern verteilt werden.
„Wir wollen den Unternehmern eine Doppelspitze präsentieren“, sagte Aust. Falls das Bündnis die Mehrheit erhalte, wollen sich die Unternehmensberaterin und der langjährige Theatermanager die Aufgaben des Präses teilen – dieser Titel würde dann nicht vergeben, Nissen-Schmidt und Aust würden als gleichberechtigte Präsides tätig sein. Die Zeiten der Ein-Personen-Veranstaltungen seien vorbei, so Aust: „Wir wollen die Kammer wie ein Unternehmen organisieren: Die Geschäftsführung als Vorstand, das Präsidium als Aufsichtsrat und das Plenum als Gesellschafterversammlung.“
Handelskammer: Geschäftsführung bald durch ein Duo?
Der kooperative Führungsstil soll auch auf der – nach dem Abgang von Christi Degen vakanten – Position des Hauptgeschäftsführers durchschlagen. Mindestens ein Duo sollte sich die Aufgaben teilen. Auch beim Gehalt – Ex-Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz kassierte ein Jahressalär von gut 500.000 Euro – gibt es grobe Vorstellungen. „Niemand sollte mehr verdienen als der Bürgermeister“, so Aust. Das wären etwa 200.000 Euro.
Der zweitwichtigste Punkt für Starke Wirtschaft Hamburg ist ein Kassensturz. „Das ist mehr als nur gucken, wie viel Geld in der Kasse ist“, sagte Nissen-Schmidt. „Es geht insbesondere darum, welche Risiken bestehen noch und wie sind diese zu bewerten.“ Drei Punkte nannte sie: Erstens sei weniger in das Gebäude investiert worden als es notwendig gewesen sei. Der Zustand der Büros sei unzeitgemäß. Zweitens gebe es Unklarheiten über Risiken aus der Altersvorsorge und drittens über den Personalbestand, nachdem zahlreiche Mitarbeiter die Kammer verlassen hätten.
Standortstrategie 2040 soll entwickelt werden
2019 hatte es einen Jahresfehlbetrag von 5,8 Millionen Euro gegeben. „Die finanzielle Lage ist alles andere als rosig“, sagte Haspa-Direktor Niels Pirck, der ebenfalls für die Plattform antritt. Trotzdem sollen die Beiträge stabil gehalten werden, indem zum Beispiel Synergien mit Partnerkammern genutzt werden. Die Kammer solle – wie sie es vor dem Wahlsieg 2017 der sogenannten Kammerrebellen war – wieder Impulsgeber für die Metropolregion werden. „Wir wollen eine Standortstrategie für 2040 entwickeln“, sagte Pirck und forderte, auch die internationale Vernetzung wieder zu verbessern.
Hamburg solle Innovationshauptstadt werden, indem Hochschulausgründungen und Start-up-Finanzierungen erleichtert werden. Zudem soll perspektivisch Gründern ein 24/7-Service angeboten werden, bei dem Kammer-Mitarbeiter rund um die Uhr am Telefon beraten. „Der erste Schritt ist, dass wir an die Randzeiten bis 20 und ab 7 Uhr rangehen“, sagte Nissen-Schmidt. Wer bereits als Gründer Hilfe von der Kammer bekommen habe, bleibe ihr später auch treu, lautet die Idee dahinter. Die Firmeninteressen sollen gegenüber der Politik kraftvoll vertreten werden, man verstehe sich als Berater der Politik zum Beispiel auch beim Öffentlichen Nahverkehr – eine Nebenregierung zum Senat wolle man aber nicht sein.