Hamburg. Uli Wachholtz begrüßt beim Neujahrsempfang des Verbands gut 500 Gäste. Bürgermeister Tschentscher warnt vor „depressiver Stimmung“.

Der Präsident des UV Nord, Uli Wachholtz, hat beim traditionsreichen Neujahrsempfang seines Unternehmensverbands mahnende Worte für Politik und Wirtschaft in Norddeutschland gefunden. Es bestehe bundesweit weiter ein Nord-Süd-Gefälle mit höheren Arbeitslosenquoten und geringerem Wirtschaftswachstum im Norden.

„Dafür gibt es aus unserer Sicht zwei entscheidende Gründe: die politische Kleinteiligkeit und der große Nachholbedarf bei der norddeutschen Infrastruktur“, sagte Wachholtz vor rund 500 geladenen Gästen im Hotel Atlantic. „Wir brauchen die Erneuerung der Köhlbrandbrücke und eine leistungsfähige West-Ost-Verbindung zwischen der A7 und der A1“, so der UV-Nord-Präsident.

Zugleich betonte Wachholtz die Bedeutung des Flughafens in Fuhlsbüttel: „Der Airport Hamburg ist für die Wirtschaft und die Arbeitsplätze des Nordens so wichtig, dass wir keinerlei weitere Einschränkungen am Hamburger Flughafen zulassen können. Wir unterstützen alle durch den Airport unternommenen Lärmschutzmaßnahmen, die offenbar auch deutlich greifen. Wir dürfen aber nicht leichtfertig eine funktionierende Säule der Verkehrsinfrastruktur in Norddeutschland aufs Spiel setzen.“

Wachholtz fordert fairen Umgang bei der Wahl

Wachholtz appellierte an die Landesregierungen in Norddeutschland über die Grenzen hinaus zu denken. Nur dann könne die Metropolregion Hamburg mit ihren fast 5,4 Millionen Einwohnern die Wirtschaftskraft entfalten, die angemessen sei. Mit Blick auf die Bürgerschaftswahl plädierte er für einen „fairen Umgang“ der politischen Wettbewerber miteinander. Zugleich forderte er, dass „bei aller Sympathie für die Klimadebatte, die Grundlagen unseres Wohlstandes – nämlich Arbeit und Beschäftigung – nicht aus den Augen verloren werden“.

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) warnte vor einer ökonomisch „depressiven Stimmung“. Bereits für 2019 seien die Prognosen negativ gewesen. Aber am Ende sei Hamburgs Wirtschaft sogar stärker gewachsen als der Bund. In der Stadt gebe es erstmals mehr als eine Million sozialversicherungspflichtige Jobs und der Umschlag im Hafen habe deutlich zugelegt.

Daniel Günther verlangt schnellere Planungen

„Hamburg ist seit Jahren auf einem guten Weg“, so Tschentscher. Und das solle auch so bleiben. Der Bürgermeister nannte zugleich den akuten Fachkräftemangel als eine der größten Herausforderungen für Hamburg. Auch bezahlbarer Wohnraum und der Klimaschutz müssten für die Politik weit oben auf der Agenda stehen. Allerdings dürften notwendige Klimaschutzmaßnahmen weder die Bürger noch die Industrie finanziell überfordern.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) verwies auf die Verzögerungen bei großen Bauprojekten wie der Fehmarnbeltquerung und verlangte unter Beifall der Gäste schnellere Planungsprozesse seitens des Bundes. Politik müsse für Verlässlichkeit stehen. Auch Günther bezeichnete den Fachkräftemangel als „eine der größten Herausforderungen des nächsten Jahrzehnts“. Um dieses Problem zu lösen, wäre eine noch engere Kooperation zwischen Schleswig-Holstein und Hamburg von Vorteil.