Hamburg. Carsten Dierks holte einst die Segways aus den USA. Jetzt setzt der Unternehmer auf eine japanische Freizeitidee.

Carsten Dierks surft auf einem fliegenden Teppich, mit ausgestreckten Armen hält er das Gleichgewicht. Die Szene aus 1000 und einer Nacht wirkt mit orientalischen Tempeln, einer Öllampe und märchenhaften Figuren im Hintergrund täuschend echt. In Wirklichkeit muss aber hier niemand angestrengt die Balance halten. Dierks steht auf festem Boden, auf einer Folie, die auf Boden und Wand eines 3D-Museums mitten in Hamburg geklebt ist. Das Faszinierende: Die Täuschung ist perfekt, wenn die Szene mit dem Smartphone fotografiert wird. Im Mindways Museum in Hamburg können Besucher über einen Abgrund balancieren, im Maul eines Flusspferds posieren oder als kleine Mini-Menschen mit einem Riesen kämpfen. Die Illusion entsteht durch einen räumlichen Effekt, für den der Japaner Masashi Hattori in Ostasien bereits berühmt ist.

Carsten Dierks ist Unternehmer und hat die 3D-Kunst des studierten Illusionskünstlers nach Hamburg geholt, eine Freizeitidee, die hier noch unbekannt ist. Dierks betritt gerne Neuland, vor etlichen Jahren hat er erstmals Segway-Touren in Deutschland angeboten, eine Geschäftsidee, von der er damals sogar die Bundeskanzlerin überzeugte.

Pionierarbeit mit dem 3D-Museum

Nun möchte der 54-Jährige auch mit den Illusionsmuseen für witzige Fotos Pionierarbeit leisten. In der noch bis April laufenden Ausstellung im Einkaufszentrum Hamburger Meile in Barmbek sind 25 Motive zu sehen, in 800 Quadratmeter großen Räumen. Kunden sind junge Leute, Familien oder auch Geburtstagsgruppen, die hier lustige Stunden verbringen wollen. Nicht nur ein Nebeneffekt: In Zeiten von Facebook und Instagram brauchen „Normalos“, aber auch Influencer und andere Internetprofis überraschende Fotos, um ihre Follower und Freunde zu beeindrucken.

„Aber selbst Senioren kommen vorbei, posieren in den Themenwelten und gestalten sich ihr neues Profilbild für Whatsapp“, sagt Dierks. Ein besonderes Programm bietet die 3D-Austellung für Schulklassen. Sie können sich mit dem Thema Fake Pictures auseinandersetzen, die gerade auch in sozialen Netzwerken eine große Rolle spielen. Dierks: „Hier erleben Schüler hautnah, wie einfach es ist, Bilder zu manipulieren“.

Die Besucher äußern sich im Netz überwiegend begeistert über die Indoor-aktivität: „Faszinierend, wie ohne eine spezielle App diese 3D Bilder am Handy entstehen“, schreibt ein Nutzer. „Super Motive. Richtig gut gemacht. Dank der Fotopoints gelingen alle Fotos“, beschreibt eine Besucherin die Ausstellung in einer Rezension, „wenn man mit der Familie alle Fotos machen will, ist man gut zwei Stunden beschäftigt.“ Negativ fiel einigen Gäste nur der Preis auf. Der Besuch kostet 15 Euro für Erwachsene und neun Euro für Kinder.

Dierks sucht festen Standort

Weil das 3D-Museum in der Hamburger Meile zum April schließen wird, da es dort nur als Zwischenlösung, als Pop-up-Store, geplant war, sucht Dierks einen festen Standort in der Hansestadt. „Ich bin darüber im Gespräch mit den Behörden.“ Der Kaufmann blickt aber auch weit über Hamburg hinaus. „Ich plane eine europaweite Expansion“, sagt Dierks, der auch privat gern andere Länder entdeckt. Standorte in deutschen Städten, aber auch in der Schweiz, in Frankreich oder Polen will er eröffnen. Zunächst war er mit einer Test-Ausstellung in Hammerbrook an der Nordkanalstraße gestartet, dort zählte der Unternehmer seit Oktober 2018 bereits 100.000 Besucher.

Die Mindways 3D Trick Art steht in Konkurrenz zu anderen Indoor-Aktivitäten wie dem Miniatur Wunderland oder dem Museum der Illusionen nahe des Hauptbahnhofs, das ein ähnliches Konzept verfolgt. Dierks sieht in diesen Einrichtungen aber nicht nur Wettbewerber, sondern denkt an Kooperationen: „Zum Beispiel locken Trampolinhallen eine ähnliche Zielgruppe an“, sagt der Gründer. Er könne sich eine gemeinsame Nutzung von Räumen vorstellen. Bereits vor mehreren Jahren war Dierks durch einen TV-Beitrag auf die Illusions-Kunst von Masashi Hattori gestoßen. „Ich hatte sofort das Bedürfnis, mich näher damit zu befassen.“

Er schaute sich 3D-Welten in Fernost an, stellte den Kontakt zu dem Kreativen her und besuchte Hattori in Tokio. Schließlich schloss er einen Vertrag mit dem Japaner, der zu den erfolgreichsten 3D-Künstlern Asiens gehört. Zusätzlich hat er sich exklusiv die Europa-Lizenz für dessen 3D-Kunst gesichert. „Ich kann alle Motive aus seiner Datenbank nutzen, aber auch Themen bestellen, etwa Bilder aus Hamburg“, sagt Dierks. In der aktuellen Ausstellung schaffen eine Hummel-Figur in der Speicherstadt und ein Buddelschiff nordische Atmosphäre. Um die Bilder in den Räumen zur Foto-Szenerie werden zu lassen, lässt Dierks die Werke ausdrucken und setzt diese dann mit einer speziellen Beleuchtung ins rechte Licht.

Dierks baute Segway-Touren auf

Für ihn ist die Firmengründung im Freizeitbereich keine neue Erfahrung. Mit viel Beharrlichkeit baute er seinerzeit die Segway-Touren in Deutschland auf. Weil sich die Innenbehörde in Hamburg gegen die Mobilitätsinnovation aus den USA sperrte, versuchte Dierks sein Glück bei der Kanzlerin. Als Angela Merkel zu einem Treffen mit der Wirtschaft in Hamburg weilte, ging der damalige Werbeunternehmer einfach auf die CDU-Politikerin zu. „Warum sind die Segways in den anderen europäischen Ländern erlaubt, nur bei uns nicht?“, fragte er die Kanzlerin, die er nach kurzem Gespräch auf seine Seite gezogen hatte. „Fragen Sie bei meinem Verkehrsreferenten“, sagte Merkel damals kurzerhand, und schon bald fiel der Startschuss für die Touren, die Dierks fortan an vielen Standorten etablierte. Mit den Illusionsmuseen will der Hamburger diesen Erfolg nun wiederholen.