Hamburg. Zwei Jungunternehmer haben eine besondere Idee realisiert. Sie basiert auf dem legendären Spruch eines ehemaligen Fußball-Stars.
Was hat Bangkok mit Bramfeld zu tun, Lissabon mit Langenbek, Rom mit Rahlstedt oder gar Las Vegas mit Lohbrügge? Bislang gar nichts. Aber das ändert sich gerade. Und das wiederum hat sehr viel mit dem ehemaligen Fußballprofi Andreas „Andy“ Möller zu tun. Die Spielerkarriere des torgefährlichen Mittelfeldmanns, der mit der deutschen Nationalelf 1990 Welt- und 1996 Europameister wurde und einst für Eintracht Frankfurt, Borussia Dortmund, Schalke 04 und Juventus Turin kickte, ist zwar seit 15 Jahren beendet.
Gleichwohl ist Möller nachhaltig in Erinnerung geblieben. Als (angeblicher) Urheber eines Satzes, der bis heute als die Mutter aller tumben Fußballersprüche gilt. Denn Möller soll 1992 auf die Frage, zu welchem ausländischen Verein er gern wechseln würde, geantwortet haben: „Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien“.
Am Anfang standen ein Versprecher und Büroblödelei
27 Jahre später liefern diese fünf längst legendären Worten die Steilvorlage für eine Geschäftsidee, die in diesen Tagen ins Rollen kommt: Klamotten und Fanartikel für jeden Hamburger Stadtteil, bedruckt mit einer witzigen Variante des Möller-Spruchs. Andreas Pröpping ist einer der Väter der Marke „Hauptsache Hamburg“.
An sich sind Textilien nicht sein Metier. Pröpping hat Sportjournalismus und -management studiert, ist Mitgründer der Hamburger Kommunikationsagentur DNGL Media. Die hat vornehmlich Kunden aus der Medien- und Sportbranche, arbeitet unter anderem für das Mitglieder-Magazin HSV live, für den Handball Sport Verein Hamburg erledigt Pröpping die Pressearbeit.
Die Idee, nebenbei auch Stadtteilkleidung zu vermarkten, entstand vor einem Jahr und ist das Ergebnis eines Versprechers von Agenturmitarbeiter Julian Heuer, der damals in Barmbek wohnte. „Ich war gerade von Bali zurück, habe den Kollegen vom Urlaub vorgeschwärmt, und dabei ist mir irgendwas von ,Hängematte auf Barmbek‘ rausgerutscht“, erzählt er. Fanden die anderen lustig. Seine vom Andy-Möller-Spruch inspirierte Antwort „Bali oder Barmbek, ist doch egal – Hauptsache Hamburg“ noch lustiger.
Mehrere Tausend Euro Umsatz
Was als Büroblödelei begann, hat mittlerweile mehrere Tausend Euro Umsatz eingespielt und soll jetzt groß werden. Vor ein paar Tagen haben die Hauptsache-Hamburg-Macher für den letzten der mehr als 100 Hamburger Stadtteile einen eigenen Spruch nach dem Möller-Muster kreiert. Sie werden auf T-Shirts, Hoodies, Babystrampler gedruckt, auf Becher, Turnbeutel, Umhängetaschen. Zielgruppe: ultralokale Lokalpatrioten, die sich nicht scheuen, ihre Hamburg- und Stadtteil-Liebe öffentlich zu bekunden. Und Leute, die was Witziges verschenken wollen.
Hauptsache Hamburg – diese Produkte gibt es:
Hauptsache Hamburg – diese Produkte gibt es
Im Internet finden sich zwar ein paar andere Anbieter von Hamburger Stadtteilkleidung, doch deren Designs sind zumeist eher schlicht. „Und wir sind die Einzigen, die Artikel für alle Stadtteile haben“, sagt Heuer, der das Projekt „Hauptsache Hamburg“ mittlerweile leitet. Paris oder Poppenbüttel, Hamm oder Hollywood, Havanna oder Harburg, Seychellen oder Spadenland, Bel Air oder Billstedt – das seien ihre besten Sprüche, sagen sie bei DNGL.
„Der Buchstabe E war echt schwierig“
„Die Idee war, für jeden Stadtteil eine bekannte und attraktive Stadt mit demselben Anfangsbuchstaben zu finden und einen möglichst großen Kontrast herzustellen“, sagt Pröpping. Komplett umsetzen ließ sich das nicht. Deshalb gibt es auch Kombinationen mit Inseln (Fuerte oder Francop) und Länder (Fidschi oder Finkenwerder). Venedig oder Wandsbek ging auch durch. „Der Buchstabe E war echt schwierig“, sagt Pröpping. Elba oder Eppendorf fällt eher in die Kategorie „kann man machen“. Aber die meisten Eppendorfer neigen wohl ohnehin nicht zum Motto-Shirt.
Für die Zweifach-Stadtteile Barmbek (Nord und Süd), Altona (Nord und Altstadt), Hoheluft (Ost und West) gibt’s jeweils nur einen Spruch. Die Doppelnamen wie Neugraben-Fischbek oder Wohldorf-Ohlstedt wurden auseinandergenommen. Und als einziges Stadtviertel bekam das zu Rotherbaum gehörende Pöseldorf sein eigenes Motto.
Produziert wird nur auf Bestellung
106 Stadtteile, je acht Produkte, unterschiedliche Größen und Farben, das macht insgesamt mehr als 17.000 mögliche Artikel. Trotzdem bleiben Aufwand und Risiko für die Agentur überschaubar. „Ein paar Hundert Euro und natürlich Arbeitszeit“ seien bislang in die Internetseite und den Onlineshop geflossen, sagt der Projektchef.
Das operative Geschäft wickelt eine auf Merchandising-Artikel spezialisierte Hamburger Firma ab. Produziert wird nur auf Bestellung. Lieferzeit: im Schnitt drei Tage. Und obwohl die Textilien überwiegend aus fair gehandelter Biobaumwolle bestehen, bewegen sich die Preise (T-Shirt 24,95 Euro, Hoodie 49,95) im für Einzelanfertigungen noch üblichen Rahmen. „Wir wollen keinen Billigkram verschicken, aber auch die Preisgrenze für ein Geschenk nicht überschreiten“, sagt Heuer.
Die besten Stadtteil-Sprüche:
Hauptsache Hamburg – die besten Stadtteil-Sprüche
Ein Problem mit wohl besonders schwer erneut zu verkaufenden Retouren, sagt Agenturchef Pröpping, habe Hauptsache Hamburg nicht. „Ich hatte anfangs etwas die Befürchtung, dass Kunden gleich mehrere Größen bestellen und zurückschicken, was nicht passt. Das ist aber noch nie passiert.“ Sicherheitshalber steht auf der Internetseite die Bitte, im Zweifel lieber eine Größe drüber zu ordern.
Andy Möller hat sich bisher nicht gemeldet
Jetzt, wo jeder Stadtteil seinen Möller-Spruch hat, ist bei Facebook eine Kampagne angelaufen, der Shop soll bei Google künftig besser zu finden sein. Projektleiter Heuer setzt Hoffnungen ins Weihnachtsgeschäft. Und es gibt Gedankenspiele, Stadtteil-Fanartikel auch für eine andere deutsche Großstadt zu machen. „Das soll nicht unser neues Standbein werden, aber wenn sich das Ganze zum Hype entwickelt, haben wir bestimmt nichts dagegen“, sagt Pröpping.
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Und Andy Möller? „Hat sich bisher bei uns nicht gemeldet“, sagt Julian Heuer. Schon vor ein paar Jahren allerdings hat der Ex-Fußballer erklärt, er könne sich gar nicht daran erinnern, den Mailand-oder-Madrid-Satz überhaupt jemals gesagt zu haben. Nicht gerade ein glasklares Dementi, doch tatsächlich lässt sich nicht klären, wann, wo und wem gegenüber er seine Italien-Schwäche einst offenbarte. Ist Mailand oder Madrid also Legende oder gar Lüge? Egal. Hauptsache lustig.