Hamburg. Der Windkraftkonzern hat gerade erst Teile von Senvion übernommen – und will nun selbst Arbeitsplätze streichen, auch in Hamburg.
Die Übernahme von knapp 500 Mitarbeitern des insolventen Hamburger Windkraftkonzerns Senvion ist gerade erst angelaufen, nun will der Käufer Siemens Gamesa selbst Stellen abbauen. Und davon wird voraussichtlich auch der Hamburger Standort der spanisch-deutschen Windkraft-Tochter des Technologie-Konzerns Siemens betroffen sein. Wie viele der derzeit mehr als 1000 Arbeitsplätze bei Siemens Gamesa in der Hansestadt in den beiden kommenden Jahren abgebaut werden sollen, ist allerdings noch nicht bekannt.
Vorstandschef Markus Tacke kündigte am Dienstag an, dass in den nächsten 24 Monaten weltweit weitere 600 Arbeitsplätze in der Verwaltung des Unternehmens mit insgesamt 27.000 Mitarbeiter wegfallen sollen. Siemens Gamesa müsse wettbewerbsfähiger werden und dem hohen Preisdruck in der Branche standhalten, hieß es zur Begründung. Der Personalabbau solle vorrangig dadurch erreicht werden, dass frei werdende Stellen nicht wieder neu besetzt werden. Wie viele Jobs in welchen Ländern und an welchen Standorten wegfallen sollen, wurde jedoch nicht mitgeteilt.
Fünf Länder am stärksten betroffen
Konkrete Pläne gibt es offenbar aber bereits. Ein Unternehmenssprecher sagte dem Abendblatt auf Anfrage, voraussichtlich würden neben Deutschland auch Spanien, Dänemark, China und die USA am stärksten betroffen sein. Es sind die fünf Länder, in denen Siemens Gamesa die meisten Beschäftigten hat.
Auch der Standort Hamburg werde absehbar Jobs verlieren, sagte der Sprecher. Gut die Hälfte der mehr als 2000 Mitarbeiter in Deutschland haben ihren Arbeitsplatz in der Hansestadt. Von den Büros an der Straße Am Strohhause in St. Georg aus wird unter anderem das Geschäft mit Windkraftanlagen im Meer (Offshore) des Konzerns gelenkt.
Betriebsrat wartet auf Informationen
Beim Betriebsrat für den Standort Hamburg weiß man derzeit auch nicht mehr. „Zurzeit kennen wir nur die globale Aussage von 600 betroffenen Mitarbeitern. Konkrete Informationen zu einzelnen Ländern gibt es bislang nicht“, sagte Thomas Ahme, der Chef des Hamburger Betriebsrats. Voraussichtlich in der kommenden Woche werde es das erste Gespräch zwischen dem Management und der Mitarbeitervertretung über die Unternehmenspläne am Standort in der Hansestadt geben.
Es ist bereits der zweite Stellenabbau, den Siemens Gamesa binnen weniger Wochen ankündigt. Erst im September hatte das Unternehmen Pläne für die Streichung von bis zu 600 Stellen in der Windradproduktion in Dänemark bekannt gemacht.
Gewinn hat sich verdoppelt
Im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 hatte sich der Nettogewinn des Unternehmens auf 140 Millionen Euro verdoppelt. Der Auftragsbestand kletterte auf den Rekordwert von 25,5 Milliarden Euro. Doch die operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) betrug lediglich 7,1 Prozent, der Umsatz stieg um zwölf Prozent auf 10,2 Milliarden Euro, erwartet hatte Siemens Gamesa bis zu 10,5 Milliarden. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Vorstandschef Tacke weiter sinkende Renditen. 2019/20 werde „ein Übergangsjahr“, sagte er.
Von Senvion hatte sich Siemens Gamesa kürzlich für 200 Millionen Euro mit dem Wartungsgeschäft in Deutschland und der Rotorblattproduktion in Portugal die attraktivsten Teile einverleibt. Der Zukauf soll das Ergebnis von 2022 an um 50 Millionen Euro aufbessern, hieß es.