Hamburg. Firmen in der Region überraschen mit neuen Produkten und Diensten. Heute: Innovative Gerichte aus Kaltenkirchen.
Dass ausgerechnet die Namensgeberin nicht mit am Tisch sitzt, hat Hendrik Doerks (36) längst verkraftet. Schließlich ist seine Schwester Lena noch vor der Gründung ihres gemeinsamen Unternehmens ausgestiegen. Der Liebe wegen. Heute betreibt seine Schwester vier Bio-Cafés im Raum Hannover – und Hendrik Doerks selbst Lenas Küche. Eine Art von Suppenmanufaktur, nur „mit großen Pötten“, wie er es nennt. „Statt fünf Liter wie zu Hause passen bei uns in die Töpfe rund 600 Liter“, sagt Doerks, der selbst allerdings nicht in der Küche steht.
Dafür ist bei Lenas Küche Produktionsleiter Michael Papke (52) zuständig. Der gelernte Koch hat früher in der Sterne-Gastronomie gearbeitet und war unter anderem im Landhaus Scherrer, heute produziert er in der Kaltenkirchener Suppenküche mit seinem 20-köpfigen Team täglich bis zu 12.000 Pötte à 500 Milliliter mit Suppen wie Karotte-Ingwer, Lauch-Hackfleisch oder Malaysisches Gemüsecurry. Trotz dieser Mengen will man bei Lenas Küche eher Manufaktur als Massenbetrieb sein. „Kochen ist bei uns Handarbeit“, sagt Papke. Gekocht werde frisch und ohne Geschmacks- oder Konservierungsstoffe. Aus diesem Grund müssen die Suppen auch gekühlt werden und sind ab Produktionsdatum nur vier Wochen haltbar.
Ungewöhnlicher Geschmack
Wenn Papke nicht gerade im 2000 Quadratmeter großen Produktionsbetrieb im Einsatz ist und Tausende Tonnen von Lebensmitteln verarbeitet – allein 220 Kilogramm frische Möhren sind es für 600 Liter Möhren-Ingwer-Suppe – entwickelt er neue Rezepte. Mit Vorliebe zu Hause in seiner eigenen Küche in Seevetal, etwa 60 Kilometer von Kaltenkirchen entfernt. Und oft morgens um 6 Uhr, wenn er nicht mehr schlafen kann. So war es auch etwa vor einem Jahr, als der 52-Jährige die Idee hatte, eine Gyros-suppe zu kreieren. „Normalerweise hole ich mir Anregungen aus Kochsendungen und Zeitschriften“, sagt Papke. Doch dieses Mal sei ihm die Idee quasi in den Suppenteller gefallen – bei einer Party, wo es Gyrossuppe zu essen gab.
Obwohl der Koch zunächst skeptisch war, überzeugte ihn der ungewöhnliche Geschmack der Suppe und er kochte sie zu Hause nach. Immer und immer wieder. Zehnmal, zwanzigmal. Genau weiß er das nicht mehr. Aber er weiß noch, wie lange er an der perfekten Marinade für das Fleisch getüftelt und wie er sich langsam an die optimale Konsistenz herangetastet hat (mit Schmelzkäse). „Entscheidend für eine Suppe ist ja nicht nur der Geschmack, sondern auch die Haptik“, sagt Papke, der sich bei der Gyrossuppe bewusst gegen eine glatte, cremige Konsistenz und für eine stückige, deftige Suppe entschieden hat. „Männersuppe“, nennt man(n) die neue Variante bei Lenas Küche manchmal. Natürlich im Spaß.
Zweite Neuheit Parmesan-Suppe
Erst seit eineinhalb Wochen steht die Gyrossuppe in den Regalen von etwa 2500 Supermärkten bundesweit – gemeinsam mit der zweiten Neuheit: einer Parmesan-Suppe. Damit umfasst das Sortiment der Kaltenkirchener Frischsuppen-Spezialisten jetzt 13 verschiedene Artikel. Trotz aller Neuheiten – am besten läuft auch acht Jahre nach Firmengründung die Suppe der ersten Stunde: Möhre-Ingwer. Mehr als 6000 Becher davon wandern im Schnitt pro Woche über den Ladentisch. In Spitzenzeiten während der Hauptsaison verkauft Lenas Küche wöchentlich 60.000 Pötte mit frischer Suppe und gilt damit als einer der Marktführer. Zum Vergleich: Im ersten Jahr nach Gründung waren es 100.000 Suppen. Insgesamt.
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Mit ihren Suppen im Plastikbecher ist das Gründerduo Doerks/Papke dem Wunsch der Kunden nachgekommen – und war damit seiner Zeit fast einen Schritt voraus. Denn die Nachfrage nach frischen, hochwertigen Snacks aus dem Supermarkt wird immer größer. Das merkt man auch bei Lenas Küche, wo der Umsatz seit Jahren steigt. 2018 waren es 3,5 Millionen Euro.
Marke im Süden ausbauen
Nachdem sich das Unternehmen vor allem im Norden der Republik einen Namen gemacht hat und zudem besonders stark in Großstädten wie Hamburg, Berlin und Frankfurt vertreten ist, wollen die Kaltenkirchener 2020 ihre Marke im Süden ausbauen. Außerdem gibt es Pläne, um das Thema Suppen den Kunden ganzjährig schmackhaft zu machen. Bisher läuft die Hauptsaison für die Suppenmanufaktur von Ende August, wenn die ersten Kürbisse erhältlich sind, bis Juni, wenn die Spargelzeit endet.
Damit im nächsten Jahr auch der Sommer zur Suppenzeit wird, tüftelt Papke gerade an dem optimalen Rezept für die heiße Zeit des Jahres. Was es sein wird? Betriebsgeheimnis! Nur so viel sei verraten. Für diese Suppe braucht man weder Mikrowelle noch Herdplatte. Sie wird kalt gegessen. Namensgeberin Lena ist jetzt schon begeistert.