Hamburg. Die exakten Pläne für weitere Streichungen bei der früheren HSH Nordbank werden am 5. Dezember dem Aufsichtsrat vorgelegt.

Wer gehofft hatte, mit dem im vergangenen Dezember beschlossenen Abbau von mehr als 700 Arbeitsplätzen sei die traurige Geschichte der massiven Stellenstreichungen bei der Hamburg Commercial Bank (HCoB) auf absehbare Zeit beendet, sieht sich jetzt enttäuscht: Der Vorstand der früheren HSH Nordbank plant derzeit einen erneuten Jobabbau.

Am 5. Dezember sollen die Pläne dem Aufsichtsrat vorgestellt werden, wie aus Bankkreisen verlautete. In den zurückliegenden Wochen hat Vorstandschef Stefan Ermisch nach Informationen des Abendblatts die HCoB-Beschäftigten bereits in mehreren Videobotschaften darauf eingestimmt, dass noch weitere Stellen wegfallen müssen.

Standort Kiel besonders betroffen

In erster Linie seien diesmal Kapitalmarkt-Funktionen betroffen, hieß es aus dem Umfeld der Bank. Allerdings dürfte der Abbau einen wesentlich geringeren Umfang haben als das zuletzt bekannt gegebene Programm. Es war im Dezember 2018 in Grundzügen beschlossen und im Frühjahr besiegelt worden. Nachdem die Zahl der Vollzeitstellen in der HCoB bereits 2018 von 1926 auf 1716 gesunken war, sollte sie im Zuge dieses Programms bis Mitte 2021 weiter auf rund 955 Vollzeitkräfte zurückgehen.

Besonders stark davon betroffen ist der Standort Kiel. Dort sollen von 658 Stellen (Ende 2018) nur noch 235 erhalten bleiben. In Hamburg gehen dem bisherigen Plan zufolge 293 der 938 Vollzeit-Arbeitsplätze verloren – also fast jeder dritte.

HCoB befürchtet eine Rezession

Während der Vorstand dieses Programm damit begründet hatte, infolge der Privatisierung und dem nahezu vollständigen Abbau der Altlasten seien zahlreiche Funktionen nicht mehr erforderlich, verweist Ermisch nun auf die schwache Konjunktur. Als die HCoB Ende 2018 den Abbau der mehr als 700 Stellen angekündigt habe, sei sie noch von Wirtschaftswachstum in Deutschland ausgegangen.

Doch jetzt befürchte sie eine Rezession, sagte der Bankchef Anfang Oktober vor dem Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten: „Deshalb ist es aus meiner Sicht sehr logisch, dass wir uns intensiv damit auseinandersetzen, ob wir noch weitere Hausaufgaben zu erledigen haben.“

Rendite auf über acht Prozent vor Steuern steigern

Hamburg und Schleswig-Holstein hatten ihre Landesbank HSH in der Schiffs- und Finanzkrise mit Milliardenhilfen vor dem Aus gerettet. Auf Druck der EU verkauften sie die Bank für rund eine Milliarde Euro an Finanzinvestoren um Cerberus und JC Flowers. Nun soll das Institut kleiner werden und seine Rendite auf über acht Prozent vor Steuern steigern.

„Wir werden unsere Ziele erreichen“, sagte Ermisch in der Frankfurter Veranstaltung und bekräftigte die Prognose, wonach die Bank in diesem Jahr einen leichten Gewinn vor Steuern schreiben wird.

Ende 2007 hatte die Bank weltweit 4400 Mitarbeiter

Abgesehen von den Milliardenhilfen Hamburgs und Schleswig-Holsteins kostete die Rettung der früheren HSH auch den größeren Teil ihrer einstigen Arbeitsplätze – in mehreren Abbauprogrammen gingen seit der Finanzkrise bereits rund 2500 Jobs verloren. Ende 2007 hatte die Bank weltweit 4400 Mitarbeiter, zuletzt waren es noch gut 1900, was 1630 Vollzeitstellen entspricht. In Hamburg verringerte sich die Beschäftigtenzahl im gleichen Zeitraum von 1900 auf rund 1000 Personen.

Noch bei der Bilanzvorlage Ende März hatte HCoB-Chef Ermisch mit Blick auf den gerade mit der Arbeitnehmerseite vereinbarten Stellenabbau gesagt: „Was anderen Häusern noch bevorsteht, haben wir schon hinter uns.“