Hamburg. Die einst hochverschuldete Landesbank berappelt sich nach der Privatisierung und wandelt sich zum Spezialfinanzierer für Firmenkunden.
Die Hamburg Commercial Bank (HCOB) hat nach ihrer Privatisierung den Gewinn gesteigert und auch unterm Strich schwarze Zahlen geschrieben. Die Bank konnte im ersten Halbjahr 2019 aufgrund von Einsparungen und besseren Renditeergebnissen einen Vorsteuergewinn von 96 Millionen Euro verbuchen, nach nur 6 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Das Konzernergebnis nach Steuern beläuft sich auf 5 Millionen Euro, nach einem Minus von 70 Millionen Euro 2018. Auch für das Gesamtjahr erwartet die HCOB, die aus der ehemaligen HSH Nordbank hervorgegangen ist, ein leicht positives Ergebnis.
Nachdem die einstige Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein Ende 2018 an US-amerikanische Finanzinvestoren übergegangen ist, treibt sie ihre Schrumpfung voran. Die Bilanzsumme sank von 55,1 auf 50,2 Milliarden Euro. Der Verwaltungsaufwand wurde um 8 Prozent reduziert. Die Zahlen seien nur ein Foto der Ist-Situation.
„Wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen", sagte der Vorstandschef Stefan Ermisch bei der Vorstellung der Ergebnisse. „Wir werden auch künftig intensiv an unserer Transformation arbeiten, denn die Neuausrichtung der Bank wird sich über die kommenden Jahre erstrecken.“
Insgesamt will sich die Bank von 42 Prozent ihrer Mitarbeiter trennen. Von den 1716 Mitarbeitern bei der Privatisierung, seien es derzeit noch 1630, davon rund 800 in Hamburg. Im Jahr 2022 sollen es noch etwa 950 Mitarbeiter sein, verteilt auf die Standorte Hamburg und Kiel. Wobei Ermisch noch einmal betonte, dass sich die HCOB mehr als eine Hamburger Bank sehe.
Schiffsfinanzierung wächst wieder
Zudem treibt die einstige Landesbank ihren Umbau zu einem Spezialfinanzierer voran. Das Schifffahrtsgeschäft, das die einstige HSH Nordbank in schwere Turbulenzen gestürzt hatte, wird auf geringem Niveau fortgeführt und wieder leicht ausgebaut: Nachdem sich mehrere Banken aus dem Sektor Schiffsfinanzierung komplett hinausgezogen haben, hat die HCOB das Neugeschäft von 300 auf 500 Millionen gesteigert.
Größtes Geschäftsfeld mit einem Kreditbestand von 14,5 Milliarden Euro ist der Immobilienmarkt. Zweitgrößtes Geschäftsfeld sind Firmenkunden und Projektfinanzierung, wobei sich die HCOB aus dem Massengeschäft heraushalten will. Vom Privatanlage Geschäft hat sich die Bank vollständig verabschiedet.
„Im Deposit-Markt tummeln sich viele Banken. Wir haben festgestellt, dass das Geschäft für uns schlichtweg zu teuer ist“, sagte Ermisch. Mehr über den Bankenchef und seine Ziele hören Sie im Abendblatt-Podcast.