Hamburg. Antje Risau begeistert in der TV-Sendung mit Kinder-Schneeanzügen. Investor Georg Kofler beteiligt sich. Wie es jetzt weitergeht.

Bei der Generalprobe war sie noch durchgefallen, auf ganzer Linie gescheitert. Sie hatte den Text vergessen, musste immer wieder neu ansetzen. „Das war’s“, dachte sich Antje Risau (39) in diesem Moment und hatte einen möglichen Deal in „Die Höhle der Löwen“ schon fast abgeschrieben. Doch sie irrte sich. Denn trotz des verpatzten Testlaufs, legte die Hamburgerin in der VOX-Gründershow einen souveränen Auftritt hin und überzeugte einen der Löwen von ihrem Unternehmen Weedo funwear, das ausgefallene Schneeanzüge im Schildkröten-, Einhorn- oder Leoparden-Look für Kinder kreiert.

Obwohl Risau selbst nicht damit gerechnet hatte, bekam sie am Ende ein Angebot. Allerdings nicht von ihrem Wunschlöwen Frank Thelen, den sie aufgrund seiner IT-Kenntnisse für den Auf- und Ausbau ihres Onlineshops favorisiert hatte, sondern vom Unternehmer Georg Kofler. Dabei hatte die zweifache Mutter aus der Hansestadt Kofler zuerst gar nicht auf der Rechnung. „Als ich gehört habe, dass Judith Williams bei meinem Pitch dabei ist, habe ich daraus automatisch geschlossen, dass Kofler nicht da ist – weil sich die beiden im vergangenen Jahr ja abgewechselt haben“, erinnert sich Antje Risau. Doch in der aktuellen Staffel wechseln sich alle der sieben Löwen ab – und nicht nur Williams und Kofler. Und genau das war großes Glück für sie. Denn der Medienmogul war am Ende auch der Einzige, der in Weedo funwear investieren wollte.

Die Anzüge haben ein Mitwachs-System

Dabei waren zunächst alle Löwen von dem Auftritt der Hamburgerin begeistert, deren Anzüge mit besonderen Eigenschaften wie Toilettenfunktion (durch Hose zum Abzippen) und Mitwachs-System nach eigenen Angaben weltweit einzigartig sind.

Selbst der sonst oft so kritische Frank Thelen war angesichts der Verkaufszahlen (3000 Stück allein in diesem Jahr) begeistert und zollte der Gründerin Respekt. „Was du auf die Beine gestellt hast – richtig stark“, so Thelen, zog sich jedoch kurz darauf als erster Investor zurück, weil Kindermode nicht sein Bereich sei. Direkt nach ihm stieg auch Dagmar Wöhrl aus, deren Unternehmen lange im Bereich Kindermode tätig war und die die Erfahrung gemacht hatte, „dass Skianzüge ein starker Nischenmarkt sind“.

Diese Bedenken äußerte auch Georg Kofler, der als skibegeisterter Löwe nach der weiteren Absage von Ralf Dümmel und Judith Williams schließlich als Einziger übrig blieb. Trotz aller Sympathie sei die rationale Überlegung, „dass man das Geld mit so einem Produkt in zwei bis drei Monaten im Jahr verdienen müsse“, gab Kofler zu bedenken.

Nun sollen weitere Produkte folgen

Diese Zweifel konnte Risau ausräumen, indem sie weitere Produkte ankündigte, die man entwickeln könne. Mit ihren Plänen von einer Matschhose sowie einem Sommermodell und einem Anzug für Skater konnte sie Kofler schließlich überzeugen. Trotz aller Bedenken sagte der Unternehmer „Ich mache es einfach“ und sprach von einem „Versuch mit Fantasie“. Auf die von ihr geforderten 20 Prozent für 100.000 Euro ließ sich Kofler allerdings nicht ein. Er verlangte 30 Prozent. „Ich habe zwar gedacht, dass das viel zu wenig ist und meine Firma schon heute mehr wert ist – wusste aber gleichzeitig, wie wichtig ein starker Partner für die Weiterentwicklung der Firma ist.“ Risau schlug ein.

Seit der Aufzeichnung der Folge sind sechs Monate vergangen und „seitdem ist echt viel passiert“, sagt Risau. Sie ist nur telefonisch zu erreichen, fast jeden Tag unterwegs. Sie hat Mitarbeiter eingestellt und wie angekündigt das Firmenkonzept weiterentwickelt. Sie will nicht zu viel verraten, sagt nur, dass die Kollektionen ab 2020 an die Jahreszeiten angepasst werden. Neben Schneeanzügen soll es dann auch Overalls für Frühjahr und Herbst geben sowie eine Variante für den Sommer mit UV-Schutz. Ein Schneeanzug kostet rund 200 Euro.

Mit 17 hat sie die Schule abgebrochen

Manchmal kann sie es selbst noch nicht glauben, wie sich alles für sie entwickelt hat. Sie, die mit 17 die Schule abgebrochen hat, weil sie kein Abitur in Kunst machen konnte. Die sich lange als alleinerziehende Mutter durchschlagen musste. Die als selbstständige Produktmanagerin immer wieder Aufträge ausschlug, weil sie unbedingt ihre eigene Firma aufbauen wollte.

Auf die Idee zu den ungewöhnlichen Schneeanzügen in Tieroptik ist die zweifache Mutter 2017 gekommen – als sie immer öfter merkte, wie gerne sich Kinder zum Spielen verkleiden. Und wie sie in ihren billigen, dünnen Kostümen draußen in Matsch und Kälte spielen. „Plötzlich habe ich mich gefragt, warum es eigentlich keine schönen Schneeanzüge gibt, die dem Bedürfnis der Kinder nach Verkleidungen und Rollenspiel nachkommen“, erinnert sich Risau und erzählt, wie sie zunächst aus Spaß an die Overalls ihrer Kinder Hasenohren und einen Stummelschwanz nähte.

Sie reiste nach China

Da die Kinder und Eltern in der Nachbarschaft von dem ungewöhnlichen Outfit jedoch vollkommen begeistert waren, entwickelte Risau schließlich eigene Schnitte und reiste mit einer Übersetzerin nach China, um dort eine geeignete Firma für ihr Vorhaben zu finden, Vertragsverhandlungen zu führen – und sich selbst in den Fabriken immer wieder an die Nähmaschine zu setzen, um den Leuten vor Ort zu zeigen, wie genau sie sich das vorstellt.

Dass sich die Arbeit gelohnt hatte, erfuhr die Jung-Unternehmerin bereits bei ihrem ersten Messeauftritt im Januar 2018, als sie ihre erste Kollektion von sieben Modellen vor Handelsvertretern und Einzelhändlern präsentierte und sehr gut verkaufte. Besonders in Schweden, Norwegen und Österreich waren die ausgefallenen Skianzüge schnell gefragt. Um die Marke schließlich auch in Deutschland bekannter zu machen, hatte sich die engagierte Gründerin dann bei „Die Höhle der Löwen“ beworben – jedoch monatelang nichts von den Verantwortlichen der TV-Sendung gehört. „Bis plötzlich der Anruf kam, ob ich ein paar Tage später zur Aufzeichnung kommen kann“, sagt Risau und erinnert sich an die Panik in diesem Moment. Denn zu dem Zeitpunkt hatte sie alle ihre Schneeanzüge an Influencer geschickt, damit diese darüber berichten. Innerhalb weniger Tage musste sie ihre Modelle zurückordern und ihren Auftritt proben. Dass sie bei der Probe dann patzte, darüber kann sie heute lachen.