Firmen in der Region überraschen mit neuen Produkten und Diensten. Wir prüfen, wie gut sie sind. Heute: Ein neuer Snack ohne Zucker.

Sie hätten ihr neues Produkt auch einfach in Riegelform herausbringen können. So, wie es alle machen. Wie es am einfachsten ist. Doch das war ihnen zu gewöhnlich. Zu langweilig. Nicht ausgefallen genug. Denn die Ansprüche von Seedheart sind groß. Schließlich ist das Hamburger Start-up vor fünf Jahren mit dem Anspruch angetreten, die Müsli-Szene zu revolutionieren.

Mit ihrem Müsli ohne Getreide, das nur aus Saaten, Kernen und Beeren besteht, haben sich Tobias Blume (45), Tilmann Rautenstrauch (35) und Sascha Nuszkowski (44) seitdem einen Namen gemacht. Allein in diesem Jahr haben sie 20 Tonnen Müsli und Porridge produziert – rund achtmal so viel wie 2016. Der Umsatz hat sich von Jahr zu Jahr verdoppelt und 2019 im Vergleich zum Vorjahr sogar verdreifacht.

Neuestes Produkt von Seedheart: Protein Bombs

Eine ruhige Kugel schieben die Müsli-Macher trotzdem nicht. Im Gegenteil: Nachdem sie ihr Sortiment 2017 bereits um glutenfreies Porridge erweitert haben, bringt Seedheart jetzt ihr neuestes Produkt auf den Markt: die Protein Bombs. Eine Art Müsliriegel in Kugelform – nur eben auf Seedheart-Art. Das heißt: Wie bei allen Produkten verzichten Blume und Rautenstrauch auch hier auf Getreide und setzen auf Zutaten wie Datteln, Mandeln, Buchweizen, Amaranth, Sesam und Kokosflocken.

Entstanden ist das Produkt – wie schon seine Vorgänger – aus „purem Egoismus“, sagt Blume. Da er selbst Triathlet ist und viel Sport macht, habe er sich immer einen gesunden Snack für unterwegs gewünscht – und nicht gefunden. „Daher blieb nur Selbermachen“, so der Gründer, der mit der Entwicklung der Power-Kugeln an die Entstehungsgeschichte von Seedheart anknüpft.

Müsli von Seedheart wird in 250 Läden verkauft

Auch damals, 2014, hatte Blume mit dem Müsli-Mixen nur begonnen, weil er hier keine Frühstücksmischung finden konnte, wie er sie zuvor in Australien kennengelernt hatte. Dass er seine Mischung aus Saaten, Kernen und Beeren nicht nur für sich selbst zusammenstellt, sondern sie in mehr als 250 Läden verkauft, das hätte der Controlling-Leiter damals selbst nie gedacht.

Erst nachdem er von immer mehr Freunden und Sportlern auf seine besondere Power-Mischung angesprochen wurde, merkte er, welche Marktlücke er aufgetan hatte.

Entwicklung der Protein Bombs dauerte zwei Jahre

Einen ähnlichen Erfolg erhoffen sich Blume und sein Team jetzt von ihren Power-Kugeln, an deren Entwicklung sie fast zwei Jahre lange gearbeitet haben. „Anfangs haben wir einfach unsere Zutaten im Mixer püriert und probiert, daraus Kugeln zu rollen“, erinnert sich der Unternehmer. Vor allem die Suche nach einem geeigneten „Klebstoff“ habe sie vor große Herausforderungen gestellt.

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„Wir haben mit Datteln, Erdnussbutter, Sesam- und Mandel-Mus experimentiert“, sagt Blume, der sich von Anfang an gegen einen herkömmlichen Riegel und für Kugeln als Form ausgesprochen hat. „Wir wollen aus der Masse herausstechen. Nicht nur mit unseren Zutaten, sondern auch mit der Form“, sagt er über die Beweggründe, die bei der Suche nach einem Produzenten jedoch zu großen Problemen geführt haben. „Denn Kugeln kann nicht jeder“, weiß Blume inzwischen.

Die Protein Bombs von Seedheart gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen.
Die Protein Bombs von Seedheart gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Mit ihren Snack-Kugeln betritt Seedheart zwar Neuland, liegt aber voll im Trend. Denn laut Experten leben wir im Zeitalter der Snackification, in dem alles in Snacks portioniert wird, weil die Menschen mehr unterwegs sind und seltener zu Hause essen. Bestes Beispiel dafür ist der Müsliriegel-Markt, in dem allein 2018 insgesamt 112 Millionen Euro umgesetzt wurden – und in dem Seedheart jetzt mitmischen will.

Seedheart-Gründer: Wollen die Welt ein bisschen gesünder machen

Ab November soll es die Kugeln im Handel geben – und online natürlich. Denn das Internetgeschäft ist für die Müsli-Macher ein wichtiges Standbein. Rund 30 Prozent des Umsatzes generieren die Hamburger über ihren eigenen Online-Shop und den Verkauf über Amazon.

Am meisten verkauft wird im Januar. „Zu Jahresbeginn sind die Menschen voller guter Vorsätze und wollen sich gesund ernähren. Das merken wir total“, sagt Blume, der das Thema im nächsten Jahr noch stärker aufgreifen will. Gemeinsam mit einigen Kooperationspartnern erarbeitet er gerade ein Programm zum Aufbau der Darmflora, das die Teilnehmer in drei Wochen durchlaufen können, um gesund ins neue Jahr zu starten – heißt es.

„Unser Anspruch ist es, Gutes in die Welt zu tragen und die Welt ein bisschen gesünder zu machen – und besser“, sagt Blume und hebt die Hand. Er weiß selbst, wie das klingt, aber meint es offensichtlich ernst

So ist Seedheart Teil des internationalen Zusammenschlusses „One Percent for the Planet“ und hat sich verpflichtet, ein Prozent des Umsatzes dem Umweltschutz zugute kommen zu lassen. Jede andere Form der Spende war ihnen einfach zu normal. Nicht außergewöhnlich genug für Seedheart.