Hamburg. Stadtreinigung schneidet bei Abendblatt-Umfrage am besten ab. Hamburg Commercial Bank, die frühere HSH Nordbank, ist Schlusslicht.
Für Manfred Güllner, den Chef des Meinungsforschungsinstituts Forsa, ist es keine große Überraschung, welches das beliebteste Unternehmen Hamburgs ist: „Müllmänner werden überall hoch geschätzt. Sie tun etwas, das nicht jeder machen möchte, kommen jede Woche und sind im Stadtbild sehr sichtbar.“ Wie schon im Vorjahr rangiert die Stadtreinigung Hamburg in einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des Abendblatts zum Image der Unternehmen der Hansestadt auf Platz eins.
Rüdiger Siechau, Geschäftsführer des stadteigenen Betriebs, sieht dies als Auszeichnung und Ansporn zugleich: „Die Stadtreinigung ist da, wenn man sie braucht. Wenn diese Einsatzbereitschaft unserer Mitarbeiter auch bemerkt und gewürdigt wird, motiviert uns das, noch besser zu werden.“
Großer Abstand zwischen UKE und Asklepios Kliniken
Bemerkenswert ist der große Abstand zwischen den beiden großen Krankenhausbetrieben in der Stadt: Während das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) der Umfrage unter 1002 Personen zufolge das zweitbeste Image unter den 23 aufgelisteten Unternehmen hat, landen die Asklepios Kliniken auf dem drittletzten Platz. Dabei habe Hamburg nach München die beste medizinische Versorgung in Deutschland und nehme im weltweiten Vergleich von 100 Großstädten einen der vorderen Ränge ein, sagte dazu Asklepios-Sprecher Rune Hoffmann: „Asklepios ist der größte Gesundheitsversorger der Hansestadt und kann sich diesen Erfolg mit auf die Fahnen schreiben.“
Die Klinikgruppe habe seit der Privatisierung des „maroden“ Landesbetriebs Krankenhäuser die komplette Infrastruktur modernisiert, habe mehr als 1000 neue Arbeitsplätze geschaffen und sei zudem außerordentlich attraktiv auch für Patienten außerhalb der Metropolregion geworden. Aus eigenen Befragungen wisse man, „dass sich das tatsächliche Patientenerlebnis deutlich von der Umfrage unterscheidet“, so Hoffmann. Man wisse aber, dass die politische Diskussion darüber, ob die Gesundheitsversorgung durch Kliniken in privater Trägerschaft liegen darf, „zu Lasten unserer Imagewerte geht“. Das sei „bedauerlich“ und werde der „hervorragenden Leistung“ der mehr als 14.000 Mitarbeiter nicht gerecht.
Hingegen zeigte sich Joachim Prölß, Vorstandsmitglied des UKE, erfreut über das positive Votum: „Wir bedanken uns für das Vertrauen der Hamburgerinnen und Hamburger.“ Im Jahr 2014, als Forsa schon einmal nach dem Image der Unternehmen in der Hansestadt fragte, nahm das UKE sogar noch vor der Stadtreinigung den ersten Platz ein.
In die diesjährige Umfrage wurden sieben bedeutende Hamburger Unternehmen aufgenommen, die bisher nicht enthalten waren: Airbus, Lufthansa Technik, Otto, Edeka, Jungheinrich, Fielmann sowie Gruner + Jahr. Die beiden Luftfahrtfirmen, die auch zu den größten Arbeitgebern der Stadt zählen, konnten sich auf Platz drei und vier gleich hinter den zwei öffentlichen Betrieben Stadtreinigung und UKE einreihen.
Beiersdorf wird von älteren Menschen höher geschätzt als von jüngeren
Einige interessante Ergebnisse der Umfrage zeigen sich erst beim Blick in die Detailauswertung, denn Forsa listet darin auch Unterschiede in der Image-Einschätzung je nach Geschlecht, Alter und Parteipräferenz der Befragten auf. So wird zum Beispiel der Nivea-Hersteller Beiersdorf von Personen über 60 hoch geschätzt (plus 2,7), während der Konzern bei den 18- bis 29-jährigen deutlich weniger beliebt ist (plus 1,0). „Solche Ergebnisse sind ein Signal für Unternehmen, dass es Handlungsbedarf gibt“, sagte Güllner.
Umgekehrt ist es bei der Hamburg Commercial Bank (früher: HSH Nordbank), dem Schlusslicht des Rankings. Besonders schlecht ist ihr Image bei Hamburgern im Alter zwischen 45 und 59 Jahren (minus 2,4) und in der Altersgruppe über 60 (minus 2,2). Von den 18- bis 29-jährigen wird die Bank nicht ganz so negativ gesehen (minus 1,3). „Dabei konnten mit dem neuen Unternehmensnamen, nach dem wir fragten, nur wenige Menschen etwas anfangen, daher haben wir auch den früheren hinzugesetzt“, erklärte Güllner.
Offensichtlich hat die Privatisierung der einstigen Landesbank im November 2018 – und damit der Wegfall der Belastungen für die Steuerzahler – sowie die Umbenennung im Februar 2019 aber zu einer inzwischen etwas milderen Einschätzung des Instituts in der Öffentlichkeit geführt: Die Bank, die sich zu der Umfrage nicht äußerte, erreichte unter allen 23 Hamburger Unternehmen sogar die größte Verbesserung des Imagewertes gegenüber dem Vorjahr (um 0,8 Punkte von minus 3,0 auf minus 2,2).
Hamburger Volksbank und Haspa in der unteren Hälfte der Beliebtheitsskala
Ebenfalls klar in der unteren Hälfte der Beliebtheitsskala finden sich zwei andere Geldhäuser: Die Hamburger Volksbank und die Haspa. Deutschlands größte Sparkasse war 2014 allerdings noch auf einen Wert von 1,7 Punkten gekommen und ist seitdem leicht abgerutscht. „Das Image der Sparkassen, das unmittelbar nach der Finanzkrise vergleichsweise gut war, bröckelt jetzt“, sagte Güllner dazu. „Auch die Sparkassen schließen nun Filialen und verhalten sich auch in anderer Hinsicht teilweise ‘bankmäßiger’ als die Großbanken.“
Wie die Hamburg Commercial Bank schaffte auch der Strom- und Gasversorger Vattenfall, der im Jahr 2002 die traditionsreichen Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW) übernahm, zwar eine Imageverbesserung, blieb aber dennoch im negativen Bereich.
„Regionale Versorger in kommunalem Eigentum haben in Deutschland meist ein positives Image“, erklärte Güllner. „Vattenfall hat es als international tätiger Konzern offenbar nicht geschafft, das Vertrauen, das die Vorgängerfirma HEW besaß, auf sich zu übertragen.“ Vattenfall-Sprecher Stefan Müller verwies auf die Tatsache, dass sich der Image-Wert des Unternehmens gegenüber der Umfrage des Jahres 2018 spürbar verbessert hat.
„Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, auch wenn es noch viel Luft nach oben gibt“, sagte Müller: „Wir hoffen, dass sich die positive Tendenz fortsetzt – und dass unser Ziel, den Menschen innerhalb einer Generation ein fossilfreies Leben zu ermöglichen, künftig noch stärker Anerkennung findet.“
Positive Sicht auf Hamburgs Wirtschaft
Die Bundesbürger blicken laut der repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des Abendblatts zunehmend pessimistischer auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Aktuell erwarten nur noch zwölf Prozent, dass sich die wirtschaftlichen Verhältnisse in den kommenden Jahren verbessern werden. Deutlich mehr (56 Prozent) befürchten eine Verschlechterung.
Die Einschätzungen der Hamburger ähneln denen der Bundesbürger: Nur acht Prozent rechnen mit einer Verbesserung, 53 Prozent jedoch mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse in ganz Deutschland. Von den auf Deutschland insgesamt bezogenen Erwartungen unterscheiden sich allerdings die Einschätzungen aller Hamburger in Bezug auf die ökonomische Entwicklung ihrer Stadt. Hier erwarten nur 25 Prozent eine Verschlechterung, zwölf Prozent eine Verbesserung, während 40 Prozent von keiner Veränderung ausgehen.