Hamburg. Netznutzungsentgelte für Strom und Gas verteuern sich um bis zu zwölf Prozent. Warum der Strompreis in Hamburg so stark steigt.
Die Hamburger müssen sich im nächsten Jahr auf deutlich steigende Strom- und Gaspreise einstellen. Der Grund sind vor allem steigende Netznutzungsentgelte bei beiden Energieträgern. Diese Entgelte machen sowohl bei Strom wie auch bei Gas etwa ein Viertel des Gesamtpreises aus.
Die Entgelte für die Nutzung der Stromnetze steigen nach einer Untersuchung des Vergleichsportals Check24 in Hamburg im nächsten Jahr um neun Prozent, während der bundesweite Anstieg bei sieben Prozent liegt. Bei einer Familie mit einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden (kWh) führt das zu einer jährlichen Zusatzbelastung von rund 40 Euro.
„Die Netzentgelte sind überhöht. Die neue Preisrunde spült dreistellige Millionenbeträge in die Kassen der Netzfirmen. Die Verbraucher sind die Dummen“, sagt Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft bei Lichtblick. Dabei hatte die Bundesnetzagentur erst im Sommer eine Absenkung der Garantierenditen für Netzbetreiber durchgesetzt. Dass die Entgelte jetzt trotzdem wieder steigen, ist laut Lücking „ein klares Zeichen für die massive Fehlsteuerung bei der Kontrolle der Netzkosten“.
Strompreise: Neuer Rekord im nächsten Jahr erwartet
Die Energieversorger Vattenfall und Lichtblick konnten sich auf Anfrage noch nicht zu steigenden Strompreisen im nächsten Jahr äußern. „Wir müssen abwarten, bis alle Preisbestandteile endgültig vorliegen und werden dann rechnen“, sagt eine Sprecherin von Vattenfall dem Abendblatt. Ähnlich äußerte sich der Hamburger Energieanbieter Lichtblick. In Schleswig-Holstein steigen die Netzentgelte im nächsten Jahr sogar um elf Prozent. Die Beispielfamilie müsste dann 60 Euro mehr bezahlen. „Die Netznutzungsentgelte und die neue, höhere EEG-Umlage sind Vorboten für neue Rekordstrompreise im nächsten Jahr“, sagt Lasse Schmid, Geschäftsführer Energie bei Check24.
Auch die Gasrechnung wird sich im kommenden Jahr für die Hamburger verteuern. Hier steigen die Netznutzungsentgelte sogar um zwölf Prozent. Bei einem Verbrauch von 20.000 kWh führt das zu einer jährlichen Mehrbelastung von 37 Euro. In Schleswig-Holstein steigen die Netznutzungsentgelte um neun Prozent, was zu einer Mehrbelastung von 31 Euro führt.
Stärkster Anstieg der Strompreise in Hamburg
In den vergangenen zehn Jahren sind die Strompreise in Hamburg im bundesweiten Vergleich am stärksten gestiegen. Nach einer Studie des Vergleichsportals Verivox zogen die Strompreise in der Hansestadt von Oktober 2009 bis Oktober 2019 um 59,6 Prozent an. So verteuerte sich die Stromrechnung für einen Haushalt mit einem Stromverbrauch von 4000 kWh innerhalb eines Jahrzehnt von jährlich 788 Euro auf 1257 Euro.
Kein anderes Bundesland kann einen solchen Anstieg verzeichnen. Lediglich in Berlin verteuerte sich die Stromrechnung noch um 54,7 Prozent. Bundesweit lag der durchschnittliche Anstieg von Oktober 2009 bis Oktober 2019 bei 32 Prozent, während sich die Verbraucherpreise insgesamt nur um 14 Prozent verteuerten.
„Im Oktober 2009 war Strom nirgendwo so günstig wie in Berlin und Hamburg mit Preisen rund 12 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt“, sagt Lundquist Neubauer von Verivox. Entsprechend stark habe sich der Preisanstieg prozentual im Vergleich niedergeschlagen. „Ein weiterer Grund ist der besonders starke Anstieg der Netznutzungsentgelte in Hamburg um 48 Prozent bereits im vergangenen Jahrzehnt“, so Neubauer gegenüber dem Abendblatt.