Hamburg/Frankfurt. 15 Prozent Plus bei Baukrediten. Bundesweit sinkt der Gewinn, die Aktie gibt deutlich nach. Beobachter erwarten weiteren Jobabbau.

Die Commerzbank Hamburg hat in den ersten sechs Monaten des Jahres 2019 ihren Wachstumskurs fortgesetzt. „Wir sind stolz auf eines der stärksten Halbjahre in der Neukundengewinnung“, sagte Frank Haberzettel, als Bereichsvorstand verantwortlich für das Privatkundengeschäft im Norden. Die Anzahl der Privat- und Unternehmerkunden stieg um rund 5000 Neukunden auf insgesamt 460.000 – das ist ein Plus von 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Zu den wichtigsten Gründen für einen Bankwechsel gehörten nach Angaben von Haberzettel das kostenloses Girokonto mit Startguthaben sowie das „flächendeckende Filialnetz“. Stärkster Wachstumstreiber sei das Kreditgeschäft gewesen: „Trotz steigender Baupreise und eines immer knapper werdenden Angebots haben unsere Kunden in der Metropolregion Hamburg neue Immobilienfinanzierungen in Höhe von 575 Millionen Euro abgeschlossen“. Das seien 15 Prozent mehr als im ersten Halbjahr des Vorjahres.

Konjunkturschwäche und niedrige Zinsen

Die anhaltend niedrigen Zinsen wirkten sich auch auf die Konsumlaune aus: Bei den Ratenkrediten ergab sich eine Steigerung im Neugeschäft von 35 Prozent auf 190 Millionen Euro. Im Firmenkundensegment kletterte die Zahl der Kunden im Halbjahr „im dreistelligen Bereich“. Das Kreditvolumen wuchs in der Metropolregion Hamburg um vier Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018.

Im Hinblick auf den Ertrag allerdings kämpft die Commerzbank bundesweit mit der Konjunkturschwäche und den niedrigen Zinsen. „Die Herausforderungen für die Branche und für uns nehmen weiter zu“, sagte Konzernchef Martin Zielke am Mittwoch bei der Vorlage der Geschäftszahlen. Im zweiten Quartal brach der operative Gewinn um ein Viertel auf 298 Millionen Euro ein, unter anderem weil die Risikovorsorge für faule Kredite stieg.

Niedrige Steuerbelastung

Der Überschuss stagnierte dank einer ungewöhnlich niedrigen Steuerbelastung bei 271 (Vorjahr: 272) Millionen Euro. Das Ziel, den Konzernüberschuss 2019 gegenüber den 865 Millionen Euro im vorigen Jahr leicht zu steigern, sei „deutlich ambitionierter geworden“, räumte Zielke ein. An der Börse warfen die Anleger ihre Commerzbank-Aktien aus ihren Depots. Die Titel fielen zwischenzeitlich um sieben Prozent auf 5,36 Euro – der niedrigste Stand seit drei Jahren.

Einige Analysten rechnen bereits damit, dass die Commerzbank das Ertragsziel im Herbst kippen wird. Dann will das Geldhaus auch seine Strategie für die Zeit nach 2020 präsentieren. Einige Beobachter erwarten, dass die Commerzbank im Herbst auch einen weiteren Stellenabbau ankündigen wird. Finanzvorstand Stephan Engels schwieg dazu. Die aktuellen Sparpläne sehen vor, die Zahl der Jobs bis Ende 2020 auf rund 38.000 zu reduzieren. Ende Juni zählte die Bank noch 40.700 Vollzeitstellen. In Hamburg hatte das Institut zuletzt rund 2500 Beschäftigte.

Nach dem Scheitern der Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank im Frühjahr hatten Finanzkreisen zufolge zwischenzeitlich die niederländische Großbank ING und die italienische Unicredit über einen Zusammenschluss mit der Commerzbank nachgedacht. Zuletzt erkaltete das Interesse jedoch.