Hamburg. Industriekonzern macht weniger Gewinn. Aktienkurs rutscht um fünf Prozent ab. Rund 2500 Beschäftigte arbeiten in Hamburg.

Siemens wird von der Konjunkturflaute kalt erwischt. Vor allem im Geschäft mit den Autobauern und dem Maschinenbau stottert der Motor, die Margen des Industriekonzerns werden dünner, wie Siemens einräumte. „Wir haben uns hundertmal gefragt, ob es ein grundlegendes Problem gibt. Aber es gibt kein grundlegendes Problem oder Muster“, zeigte sich Finanzvorstand Ralf Thomas ratlos. Siemens-Chef Joe Kaeser gab brodelnden Handelskonflikten und dem Brexit eine Mitschuld: „Geopolitik und deren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft schaden einer ansonsten positiven Investitionsneigung.“ An den Pro­gnosen für das im September endende Geschäftsjahr muss Siemens bereits Abstriche machen. Analysten werfen dem Vorstand vor, zu lange die Augen verschlossen zu haben, obwohl sich die Flaute abgezeichnet habe. Börsianer reagierten verschreckt: Die Siemens-Aktie gab um fünf Prozent nach.

Die Wirtschaft in Europa wächst nur noch im Schneckentempo, global ist die Abkühlung in vollem Gange – auch weil Firmen die Investitionen aus Angst vor einem harten Brexit oder drohenden Zöllen in den USA drosseln. Siemens spürt das vor allem in der Digital-Sparte, die Fabriken automatisiert und Steuerungen für Roboter baut – und eigentlich das Aushängeschild des Konzerns ist. Bereits von April bis Juni sank der Gewinn um sechs Prozent auf 1,14 Milliarden Euro. Der operative Gewinn aus dem Industriegeschäft (angepasstes Ebita), an dem Siemens seinen Erfolg misst, ging sogar um zwölf Prozent auf 1,94 Milliarden Euro zurück. Das überraschte selbst die Experten negativ.

2500 Beschäftigte in Hamburg

In Norddeutschland läuft es für Siemens derweil rund. „Wir sind mit dem Verlauf unseres Geschäfts im Norden zufrieden“, sagte Lars Kläschen, Sprecher für die Region Nord, dem Abendblatt. Die organisatorischen Veränderungen der AG griffen, insbesondere wenn man auf die Eigenständigkeit des Mobi­litäts- und Energiebereichs schaue. „Wir setzen damit auf noch mehr Flexibilität und Zukunftsfähigkeit, um bei der fortschreitenden Digitalisierung ganz vorn mitzuspielen“, so Kläschen.

Siemens beschäftigt an seinen drei Standorten in Hamburg rund 2500 Menschen, davon 140 Auszubildende. Die Schwerpunkte liegen unter anderem bei erneuerbarer Energie, Energieeffizienz- und Energieübertragungslösungen sowie Antriebssystemen für Schiffe. Auch die Tochter Siemens Gamesa Renewable Energy steuert ihre Offshore-Aktivitäten primär von Hamburg aus.