Hamburg. Otto M. Schröder steigert Gewinn trotz schwieriger Rahmenbedingungen. Vor allem der Immobilienboom sorgt für Ertragsplus.
In einer Zeit, in der etliche größere Privatbankhäuser unter den schwierigen Rahmenbedingungen für die Branche leiden, hat das kleine Hamburger Institut Otto M. Schröder seinen Gewinn sogar steigern können: Der Jahresüberschuss der seit dem Jahr 1932 bestehenden Bank legte im abgelaufenen Jahr von 3,6 Millionen auf einen Rekordbetrag von 4,0 Millionen Euro zu. Allerdings sorgte nicht das traditionelle Vermögensverwaltungsgeschäft für die Verbesserung, sondern die zweite Sparte des Geldhauses: Die Vergabe von Zwischenfinanzierungen mit Laufzeiten zwischen einem Jahr und drei Jahren an professionelle Immobilieninvestoren. Hier hat das Kreditvolumen im Jahresdurchschnitt zugenommen.
„Der Hamburger Wohnimmobilienmarkt hat noch einiges an Potenzial, auch wenn die Preissteigerungen in den nächsten Jahren voraussichtlich nicht mehr bei den fünf bis zehn Prozent liegen werden, die wir zuletzt gesehen haben“, sagt der Vorstandsvorsitzende Helmuth Spincke im Gespräch mit dem Abendblatt. Gerade für Eigennutzer macht es aus seiner Sicht weiterhin Sinn, in der Hansestadt eine Wohnung oder ein Haus zu erwerben. „Besonders die unteren und mittleren Preissegmente haben noch Aufholpotenzial.“
Wandsbek und Rahlstedt gelten als spannend
Für neue Wohnimmobilienprojekte würden Stadtteile östlich der City wie etwa Wandsbek oder Rahlstedt zunehmend interessant. „Da stehen noch ausreichend Flächen zur Verfügung, unter anderem in der Form von bisherigen Gewerbehöfen, die für Wohnbebauung freigegeben werden können“, so der Banker. Auch Wilhelmsburg hat nach Einschätzung von Spincke gute Entwicklungsmöglichkeiten – „aber das wird noch etwas dauern.“
Außer in Hamburg ist die Schröder-Bank bei den Immobilien-Zwischenfinanzierungen auch auf dem Berliner Markt aktiv. „Beide Großstädte profitieren weiter von Zuzug“, da ist sich Spincke sicher. Störend wirkten sich hier wie dort aber die ständig steigenden Baukosten aus. Eine Ausweitung des Geschäfts auf andere Regionen in Deutschland steht nicht auf dem Programm, denn Spincke setzt auf die genaue Kenntnis der Märkte und der dort tätigen Kunden. Der kräftige Anstieg der Verkaufspreise habe zwar dazu geführt, dass Firmen, die sich bisher lediglich mit dem Bau von Wohnanlagen auskannten, nun auch selber als Projektentwickler auftreten. Spincke bevorzugt aber die Zusammenarbeit mit etablierten Immobilienunternehmen, die bereits seine langjährigen Kunden sind.
Auch das verwaltete Vermögen legt zu
Gewachsen ist die Bank auch in ihrem anderen Geschäftsfeld: Das verwaltete Vermögen – ein Betrag von mehr als 500 Millionen Euro – legte um rund zehn Prozent zu. „Normalerweise würde das mit einer Zunahme des Ertrags aus dieser Sparte einhergehen“, sagt Vorstandsmitglied Thomas Welling, „aber das Ergebnis ist konstant geblieben.“ Verantwortlich dafür waren die deutlich erhöhten Belastungen durch die Bankenregulierung, besonders infolge der Einführung der neuen Europäischen Finanzmarktrichtlinie (MiFID II) zu Jahresanfang 2018.
Sie verlangt nicht nur, dass alle Telefongespräche zur Vermögensberatung mitgeschnitten werden müssen. „Wir sind jetzt auch gezwungen, unseren Kunden sehr viel Informationsmaterial auszuhändigen, das keiner von ihnen haben möchte und das ihnen keinen Mehrwert liefert, sondern nur mehr Bürokratie bedeutet“, erklärt Welling. Es geht dabei um Angaben zu potenziellen Risiken und zu den Kosten von Wertpapiertransaktionen. „Unsere Kunden sind aber in der Regel sehr erfahren, was den Kapitalmarkt angeht“, so Welling. „Sie verstehen überhaupt nicht, warum sich ihre Behandlung durch die Bank jetzt ändern muss.“
Mit dieser Meinung stehen die Hamburger Privatbankiers nicht alleine da. Die gesamte Branche sieht MiFID II kritisch. Mit der neuen Wertpapierrichtlinie sei der europäische Gesetzgeber „deutlich über das Ziel hinausgeschossen“, hieß es jüngst vom Bundesverband deutscher Banken (BdB). MiFID II sei „ein Ärgernis für die Kunden, ein Alptraum für Kreditinstitute und Berater und erweise dem Anlegerschutz und der Wertpapierkultur einen Bärendienst“
Im laufenden Jahr wird der Gewinn wohl sinken
Auch wenn die Beratung zuletzt erschwert worden ist, sehen die beiden Vorstände der Schröder-Bank angesichts der Niedrigzinsen und der unsicheren Börsensituation mit heftigen Kursschwankungen wachsenden Bedarf dafür. Die Kunden in der Vermögensverwaltung seien überwiegend „sehr aktienaffin“, der Anteil der Aktien in den Portfolios betrage im Schnitt ungefähr 50 Prozent. „Dabei setzen wir primär auf Titel mit Substanz und zuverlässigen Dividendenerträgen“, sagt Welling. Als eher chancenorientierte Beimischung komme man an Aktien aus dem Technologiesektor wie Facebook oder Alphabet (Google) aber nicht vorbei.
Allerdings betreut die Bank auch Kunden, die bei der Anlage strikte Vorgaben einhalten müssen und beim Aktienanteil aus Risikogründen eingeschränkt sind – das gilt unter anderem für Stiftungen und andere institutionelle Anleger. Für sie sucht man nach Alternativen am Anleihemarkt mit Renditen zwischen einem und knapp vier Prozent. Am oberen Rand dieser Spanne rangiert eine Anleihe der Hamburger Otto Group. Die Verzinsung ist so hoch, weil sich Otto dabei nicht von Rating-Agenturen bewerten lässt.
Niedrigerer Gewinn erwartet
Spincke und Welling gehen auf Basis des Geschäftsverlaufs im ersten Quartal davon aus, dass die Schröder-Bank mit knapp 40 Beschäftigten auch in diesem Jahr in beiden Geschäftsfeldern wachsen wird. Der Gewinn werde aber voraussichtlich unter dem 2018 erreichten Rekordniveau bleiben, sagt Spincke und ergänzt dazu: „Wir planen ja immer sehr vorsichtig.“